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14.11.09 / Galerie von Verdächtigen / Krimi mit Tatort Hannover

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-09 vom 14. November 2009

Galerie von Verdächtigen
Krimi mit Tatort Hannover

Die Autorin Susanne Mischke ist bekannt und erfolgreich als Spezialistin für Kriminalromane, aber auch für Geschichten mit Lokalkolorit. In ihrem jüngsten Werk „Tod an der Leine“ hat das vierköpfige Team der Hannoveraner Mordkommission 1.1 K wiederum einen komplizierten Fall zu lösen, der sie diesmal in die Welt des Theaters führt. Aus dem Umfeld der Verdächtigen laufen verschiedene Fäden zum Privatleben der Ermittler, und vielleicht wirkt der Schauplatz deshalb nicht ganz so großstädtisch. Doch man lernt auf diese Weise umstandslos das Kripo-Team näher kennen. Es sind der Möchtegern-Casanova Fernando Rodriguez, der mit Anfang 30 noch bei seiner Mutter wohnt, die verwitwete, bodenständige 40erin Oda Kristensen und das Küken, die kluge, einem neuen Flirt keineswegs abgeneigte Jule Wedekin. Ihr Hobby ist die Stadtgeschichte, und gern erklärt sie ihren Kollegen historische Zusammenhänge. Der etwas brummige, aber gutmütige Chef Bodo Völxen lebt mit seiner Familie als Schafzüchter auf dem Land.

Die Stärke der Autorin sind skurrile Einfälle, es ist ihre Kunst, die Menschen mit ihren Schrullen und hintergründigen Motiven für ihre Handlungen lebensnah zu charakterisieren, drastische Schilderungen inbegriffen.

Zum Auftakt werden die Ermittler zweimal kurz nacheinander auf den Plan gerufen. Ein jüngerer Mann, den niemand kannte und niemand vermisst hatte, wird in seiner Wohnung tot aufgefunden. Die gerichtsmedizinische Untersuchung erbringt als Ergebnis, dass er an einer Krankheit, also eines natürlichen Todes starb. Wenig später durchkreuzt ein unverhofftes Ereignis den privaten Wochenendplan von Fernando Rodriguez. Er hatte am Abend eine Theaterpremiere besuchen wollen, um anschließend auf der Premierenfeier möglichst mit der attraktiven Regisseurin Marla Toss näher bekannt zu werden, die mit dem Stück „Faust reloaded“ ihr Regiedebüt am Stadttheater gibt. Marla Toss ist die Schwester von Pia Hermes, die seinen Stammkiosk an der Ecke betreibt. Dort hatte Fernando sie tags zuvor zufällig kennengelernt. Tags darauf findet man ihre Leiche.

Bei den Vernehmungen ihrer ehemaligen Kollegen vom Theater stellt sich heraus, dass die 32-Jährige eine allseits unbeliebte Persönlichkeit war. Niemand scheint entsetzt über ihre Ermordung zu sein, sogar Schwester und Schwager wirken seltsam gefasst. Nur deren Sohn, der zwölfjährige Yannick, trauert über den Tod seiner Tante, die sich viel um ihn gekümmert hatte.

Die Galerie der mehr oder weniger undurchsichtigen Verdächtigen ist lang. Da sind die betrogene Ehefrau des Intendanten, eine missgünstige Schauspielerin und ein abgekanzelter Regieassistent. Auch ein vorbestrafter Juwelendieb und früherer Freund von Marla, der ebenso wie Marla erst kürzlich wieder nach Hannover zurückgekehrt ist, gehört dazu. Er entzieht sich durch Flucht der Vernehmung, als Oda Kristensen in seinem Wohnblock erscheint. Ein ehemaliger Komplize von ihm lebt nicht mehr, es ist der Tote, den man zuvor gefunden hatte. Dagmar Jestrzemski

Susanne Mischke: „Tod an der Leine“, Piper Verlag, München 2009, broschiert, 268 Seiten, 12,95 Euro


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