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21.11.09 / Sie kuschen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-09 vom 21. November 2008

Sie kuschen
von Harald Fourier

Vielleicht war es 1968 etwas Tolles und Neues, wenn Studenten demonstriert und spektakuläre Aktionen für oder gegen was auch immer durchgeführt haben. Aber heute haut das niemanden mehr vom Hocker. In Berlin wurden wieder Hörsäle besetzt – in der Humboldt- und in der Freien Universität. Es ist für Nicht-Studenten noch nicht einmal verständlich, worum es überhaupt geht. In Berlin demonstrieren die Studenten zum Beispiel gegen Studiengebühren. Aber die gibt es in der von SPD und Linken regierten Stadt gar nicht. Wie können die gegen etwas streiken, was sie nicht betrifft? Nun gut, damals haben sie auch gegen den Krieg in Vietnam demonstriert. Der Vietcong von heute ist eben der Kommilitone aus einem CDU-geführten Bundesland mit Studien­gebühren. Logisch, nicht wahr?

Außerdem geht es gegen die Murks-Reform, mit der die „Bachelor“-Studiengänge eingeführt wurden, also um die Organisation des Studiums, die in den letzten Jahren nach internationalen Richtlinien verändert wurde. Protest dagegen ist durchaus berechtigt, aber so?

Besonders merkwürdig ist das Verhalten von Politik und Universitätsleitung. Längst sind die 68er und ihre Nachkommen, die seit 40 Jahren Studentenproteste selbst organisiert oder mit Sympathie verfolgt haben, in den Führungspositionen angekommen. Deswegen kommt von ihnen gegen Hörsaalbesetzungen kein Widerstand, sondern Zustimmung! So räumt Margret Wintermantel, die Chefin der Hochschulrektorenkonferenz,  reuig ein, es gebe Nachbesserungsbedarf bei der Studienreform. Was sie damit meint? Na, was schon: Die Unis bräuchten mehr Geld. Und Henry Tesch (CDU), Kultusminister von Mecklenburg-Vorpommern, beteuert: „Ich verstehe die studentische Kritik.“ Entgegenkommen auch vom bayerischen Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP), der die Studenten-Aktionen sogar als Ausdruck von Meinungsfreiheit begrüßte.

Mit anderen Worten: Die Streikenden laufen bei den Mächtigen offene Türen ein, weil diese offenbar nicht den Schneid haben, sich den Forderungen der Studenten zu widersetzen.

Aber sind es überhaupt „die Studenten“? Schauen wir uns mal die Personen an, die den Hörsaal der Humboldt-Uni vor einer  Woche besetzt haben: 800 Studenten seien auf der Versammlung gewesen, die den Streik beschlossen habe, verkünden stolz die            Rädelsführer vom „ReferentInnen-Rat“ (mit großem I). 800 von 34000 Studenten insgesamt! Das sind noch nicht einmal drei Prozent. Vor dieser winzigen Zahl von Krawallmachern kuschen die Chefs der  Humboldt-Uni, statt den Hörsaal einfach räumen zu lassen für Tausende, die dort jetzt nicht studieren können.


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