24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.11.09 / Soldatenfriedhöfen droht Verfall / Die Zukunft der rund 800 Friedhöfe des Ersten Weltkrieges im Königsberger Gebiet ist ungeklärt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-09 vom 21. November 2008

Soldatenfriedhöfen droht Verfall
Die Zukunft der rund 800 Friedhöfe des Ersten Weltkrieges im Königsberger Gebiet ist ungeklärt

In den vergangenen Jahren wurde an den Soldatenfriedhöfen des Ersten und Zweiten Weltkriegs im nördlichen Ostpreußen einiges getan, doch reichen diese Bemühungen trotz finanzieller Hilfen der Europäischen Union nicht aus, um die Gedenkstätten vor dem Verfall zu retten.

Die Bemühungen sind vielfältig: Im Kreis Ebenrode/Stallupönen in der Nähe von Mattischkehmen (Sowchosnoje) beispielsweise sorgten Mitarbeiter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) dafür, dass der Friedhof von Unkraut und Zweigen befreit wurde und wieder in einen gepflegten Zustand kam.

In der Königsberger Stadtbibliothek wurde im Mai dieses Jahres ein Katalog über „Die Geschichte der Kriege des 20. Jahrhunderts in Denkmälern für ihre Teilnehmer“ vorgestellt. Auch diese Präsentation wurde von der EU finanziell unterstützt. Dieses Buch stellt im Grunde den ersten Versuch einer systematischen Erfassung der Soldatenfriedhöfe und -denkmale nicht nur des Zweiten, sondern auch des Ersten Weltkriegs im Königsberger Gebiet dar.

Die Europäische Union hat daneben auch Geld für die Wiedererrichtung einiger Kriegsgräber des Ersten Weltkriegs zur Verfügung gestellt. Jedoch ist die Unklarheit darüber, wem die Gräber und die Gedenkstätten aus dieser Zeit gehören, ein Problem, das dazu führt, dass sich niemand für die Restaurierungsarbeiten zuständig fühlt. In der Folge bleibt das bereitgestellte Geld ungenutzt.

Derweil drohen die Gedenkstätten und Gräber aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zu verfallen und für immer zu verschwinden. Forscher aus Königsberg, die die Grabstätten untersuchten, beklagten den Zustand einiger Gräber.

In Grünweiden (Nowostrojki) zum Beispiel gibt es Gräber aus dieser Zeit, von denen nur noch halb zerstörte Steinwände erhalten sind. An anderen Orten ist die Situation noch bedrückender. In Großwaltersdorf (Olchowatka) musste ein Teil des Soldatenfriedhofs der Erweiterung des heutigen, zivilen Friedhofs weichen. Die Forscher finden häufig Knochen aus Gräbern, die frei auf der Oberfläche liegen. Dies passiert meist dann, wenn ein örtlicher Friedhof erweitert wird. Beim Ausheben neuer Gräber werden die Überreste aus Gräbern aus dem Ersten Weltkrieg einfach nach oben geworfen und liegen gelassen. Bemerkenswert ist, dass dabei mit den Gebeinen russischer Soldaten nicht besser verfahren wird als mit denen ihrer einstigen deutschen Gegner.

In Herzogswalde/Gawaiten, Kreis Angerapp/Darkehmen gibt es einen großen Soldatenfriedhof aus dem Ersten Weltkrieg. Hier liegen über 700 russische und deutsche einfache Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere begraben. Neben historischen Obelisken tauchen immer mehr moderne Grabeinfassungen auf. An der Art der Gräber kann man erkennen, dass es sich um neue handelt.

Insgesamt gibt es im Königsberger Gebiet ungefähr 800 Grabstätten aus dem Ersten Weltkrieg. Sie stehen alle auf einer Liste des wissenschaftlichen Betriebszentrums für den Erhalt von Denkmälern. Jedoch ist man dort nicht immer in der Lage, den tatsächlichen Zustand der Gräber zu überprüfen. Auch Polizei und Justiz scheint es nicht sonderlich zu interessieren, wenn das Gesetz über den Schutz von Gräbern nicht befolgt wird.      

Jurij Tschernyschew


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren