© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-09 vom 28. November 2009

Zweimal Fußball
von Hinrich E. Bues

Mitten in die noch vom Trauerflor umrankten Bundesligaspiele platzte am letzten Wochenende die Nachricht vom Wettskandal um mutmaßlich geschmierte Spieler und Schiedsrichter. Mochte man im Fall Enke noch Mitgefühl oder Verständnis für die tapfere Witwe oder die Tragik des schwer depressiven Torwarts haben, so reißt der neue Skandal dem kommerzialisierten Profifußball wohl endgültig seine wohlfeile Maske vom Antlitz. „König Fußball“ zeigt sein hässliches Gesicht. Mit Sport, Spiel, Menschlichkeit und Fairness hat das immer weniger zu tun.

Bestechung sei wie Doping, sagte kürzlich ein Fifa-Verantwortlicher. Das ist wahr. Bestechung macht auf lange Sicht nicht nur alles gesunde Wirtschaften kaputt; Doping und der brutale Druck des Fußball-Geschäftes fordern immer mehr Opfer. Robert Enke ist dafür ein berühmtes Beispiel. In der selben Woche wie er starb auch ein 25-jähriger Mittelstürmer eines Kreisligaclubs auf dem Fußballplatz, weil er sich zu wenig Zeit zum Ausheilen einer Grippe genommen hatte.

Die maßgeblich von den Medien inszenierte Trauerhysterie um den Nationaltorwart und seine wie ein Staatsakt begangene Beerdigung mochte noch einige über die brutalen Seiten des Geschäftes hinwegtäuschen. Im Lichte des neuen Wettskandals, der hunderte von Spielen in acht europäischen Ländern betrifft, zeigt sich: Hier regiert nichts als das nackte Geld. Auf die kommenden Wochen der Enthüllungen darf man daher gespannt sein. Auf Besserung hofft man wohl vergeblich.