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28.11.09 / Heimkehr in die Geburtsstadt / Mohrungens ehemaliges Herdergymnasium benennt seine Aula nach dem deutschen Dichter und Denker

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-09 vom 28. November 2009

Heimkehr in die Geburtsstadt
Mohrungens ehemaliges Herdergymnasium benennt seine Aula nach dem deutschen Dichter und Denker

Mit einer würdigen Feier wurde die Aula der ehemaligen Herderschule in Mohrungen in „Johann-Gottfried-Herder-Aula“ umbenannt. Die Feier am 16. Oktober gestalteten die Schüler der Oberstufe des heutigen Leon-Kruczkowski-Lyzeums.

65 Jahre nachdem der ordentliche Schulbetrieb 1944 eingestellt werden musste – die Aula wurde ein Lazarett mit 200 Betten und die Oberstufe war zum Schippen des „Ostwalls“ abkommandiert – war nun dieser 16. Oktober ein besonderer Tag, vor allem für die aus der Bundesrepublik angereisten Ehemaligen, die hier ihre Jugendjahre verbracht hatten.

Schon beim Betreten der Schule wurden die Gäste – unter ihnen Vertreter der Kreisgemeinschaft Mohrungen – durch zwei professionell gestaltete Ausstellungen begrüßt. In der einen hatten sich die heutigen polnischen Schüler mit der Geschichte der 1922 gegründeten Schule auseinandergesetzt. Viel historisches Bildmaterial konnte hier zusammengetragen werden. Eine weitere Ausstellung zeigt in gelungenen, großformatigen Fotos „Mohrungen – einst und jetzt“.

Über der Aulatür prangte in großen Lettern: „Aula im. J. G. Herdera“, was soviel bedeutet wie „Aula benannt nach J.-G. Herder“. Neben der Tür ist ein von dem ehemaligen Herderschüler Gerhard Bondzin gestaltetes Herderporträt angebracht, flankiert von zwei Tafeln in Deutsch und Polnisch mit den Lebensdaten des großen Dichters, Übersetzers, Theologen sowie Geschichts- und Kulturphilosophen.

Besonderen Eindruck auf die heutigen Schüler und die Gäste machte eine lebensgroße männliche Puppe, die einen ehemaligen Abiturienten darstellt, ausgestattet mit zahlreichen „Alberten“ und einem „Stürmer“ (Mütze). Dieses Zeugnis früherer Zeit wurde von der ehemaligen Herderschülerin Ruth Baasner geborene Müller gestiftet und wird fortan in Mohrungen verbleiben.

Moderiert von einer Schülerin begann um 10 Uhr die offizielle Feier mit einer detaillierten Vorstellung des immerhin einjährigen Schulprojektes über Johann-Gottfried Herder und die Schule, an dem sich mehr als 300 Schüler beteiligt hatten.

Grußworte schlossen sich an, unter anderem von dem ehemaligen Herderschüler Georg von Groeling-Müller, der an seine Schulzeit erinnerte, und von Erhard Wiedwald im Auftrage der Kreisgemeinschaft Mohrungen.

Eine besondere Ehre wurde dem ehemaligen Herderschüler Martin Haese zuteil, der gebeten wurde, zusammen mit der heutigen Rektorin Jolanta Jankowiak-Wydra, Vertretern der Schulbehörde und heutigen Schülern ein Band als Akt zur Benennung der Aula zu zerschneiden.

In seinem Festvortrag hob der Herder-Experte Fred Manthey aus Erfurt hervor, „warum es so bedeutend sei, gerade der Aula den Ehrennamen ,Johann Gottfried Herder‘ zu verleihen“. Dem Ursprung nach bezeichnet das Wort „Aula“ etwas Wertvolles, etwas Hervorgehobenes, von dem – im Idealfall – Impulse ausgehen. Hier versammelt sich aus wichtigen Anlässen die Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden, der Eltern und Verwandten, also die ganze Schul-Familie. Der Professor ging weiter auf die Schulgeschichte, die früheren Direktoren und renommierten Herderkenner Grabo und Dobbek ein, und er erinnerte an das Herderwort, welches früher im Treppenhaus der Schule angebracht war: „Der wahre Mensch ist frei und gehorcht aus Güte und Liebe.“ Manthey schloss seinen Vortrag mit dem Wunsch: „Möge Herders auf die Allgemeinheit gerichtetes Streben festes pädagogisches Vorbild für alle Aktivitäten in diesem Hause sein!“

Im Anschluss an einen kleinen von der Schule ausgerichteten Imbiss trug die Theatergruppe der Schule in einer beeindruckenden Inszenierung Gedichte, Monologe und Solo-Gesang mit und ohne Gitarrenbegleitung unter dem Motto „Liebe, Leidenschaft, Leid und Tod“ vor. In Deutsch und Polnisch wurden unter anderem „Der Schimmelreiter“ und „Der Handschuh“ vorgetragen.

Den Schluss dieser gelungenen und besonders von den deutschen Gästen mit vielen Gefühlen begleiteten Feier bildete der gemeinsame Gesang von Beethovens „Ode an die Freude“ mit der zu diesem Anlass so passenden Textzeile „… alle Menschen werden Brüder …“.    Hartmut Krause

Foto: Höhepunkt des Festaktes: Der ehemalige Schüler Martin Haese und die heutige Rektorin Jolanta Jankowiak-Wydra durchschneiden ein Band in den polnischen Landesfarben.


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