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28.11.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-09 vom 28. November 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde

die stille Zeit geht ihrem Ende zu, ich habe viele Briefe bekommen, in denen der Toten gedacht wurde, die in der Heimat verblieben sind oder irgendwo in unbekannter Erde ruhen. Unser Landsmann Gerhard Thal aus Ulm hat dieses Gedenken in sehr schöne Verse gefasst, aus denen die verpflichtende Treue zum Gedenken an die Menschen spricht, die ihm eine behütete Kindheit schenkten, und auch die nie gestillte Sehnsucht nach der verlorenen Heimat. So lässt er in seinem langen Gedicht „in allem Erdenleid still den Sand des Lebens rieseln …“ und weist damit den Weg in die Gegenwart und Zukunft. Wie auch das Leitwort seines Briefes „Und Gott spricht: Siehe, ich will ein Neues schaffen!“ Das ist eine gute Brücke zu der kommenden Zeit der Hoffnung und Erwartung, des Advents, und erst recht für unsere Ostpreußische Familie, in der sich das Gestern und Heute oft auf wunderbare Weise vereint.

Wie in unserer ersten Geschichte, in der unsere Familie wieder einmal ein guter Mittler war. Für Frau Elfriede Baumgartner aus Brigachtal haben sich ihre Erwartungen voll erfüllt. Sie hatte mich gebeten, über einen aus losen Blättern bestehenden, graphisch recht eigenwillig gestalteten Zyklus „Die Frauen von Nidden“ zu berichten, der in ihre Hände gekommen war und den sie weitergeben wollte. Es handelte sich um die Arbeit des badischen Schulrats Helmut Heinrich, der von dem Agnes-Miegel-Gedicht so fasziniert war, dass er die Verse kunstvoll auf einzelne Blätter schrieb und dazu Bilder von eigenartigem Reiz schuf. Eine wirklich außergewöhnliche Arbeit, wie ich feststellen konnte, als ich – leider erst nach der Veröffentlichung – eine Kopie in die Hand bekam. Da hatte das Original schon seinen Platz in der Agnes-Miegel-Gesellschaft gefunden, und der dürfte auch der beste für dieses kleine Kunstwerk sein. Helmut Heinrich hat die Kurische Nehrung nie gesehen, sie war für ihn ein legendäres Land, wie die Zeichnungen beweisen. Die wartenden Frauen in ihrer Mädchenhaftigkeit wie die nackten Fischer in ihren Booten haben mit den Nehrungsleuten aus dem Miegel-Gedicht wenig gemein, aber dadurch erhält dieser Wort/Bild-Zyklus einen besonderen Reiz, hebt das wohl bekannteste lyrische Werk der Dichterin in das Reich der Sage. Es dürfte wohl bisher kaum Illustrationen zu den „Frauen von Nidden“ gegeben haben, die dies so herausstellen wie die von dem leider schon verstorbenen Helmut Heinrich, dessen Werk nun in gute Obhut gekommen ist. Es gab übrigens noch mehrere Interessenten, für die Frau Baumgartner Kopien einzelner Bilder anfertigen ließ. Die Zeichnung in unserer heutigen Kolumne – die sieben Frauen am Haffstrand – soll unseren Lesern einen Eindruck vermitteln.

„Gestern und heute“ verbindet Frau Baumgartner auch in einer anderen Sache. Sie hat in den letzten anderthalb Jahren für die Kreisgemeinschaft Gumbinnen die Gefallenen ihrer Heimatgemeinde gesucht. Mit Hilfe ihrer Freunde im „Referat Angehörigenbetreuung“ des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Kassel, und der Deutschen Dienststelle, Berlin, war es ihr möglich, die schriftlichen Bestätigungen von 45 Gefallenen und Vermissten zu erhalten mit genauen Angaben über Namen, Daten und letzte Ruhestätte. Diese können für manche unserer Leserinnen und Leser, die etwas über den Verbleib ihrer Angehörigen oder Freunde aus dem Gumbinner Raum wissen wollen, interessant sein. Frau Baumartner ist gerne bereit, hierüber Auskunft zu geben. (Elfriede Baumgartner, Bondelstraße 25 in 78086 Brigachtal, Telefon 07721/22306.)

Die Frage nach dem auf einer Luftaufnahme aus dem Jahr 1940 zu sehenden Ort hat sich ja geklärt – es ist Labiau –, und jetzt kam ein Dankesbrief von Herrn Herbert Meyer aus Berlin, der sich über die rege Beteiligung an der Lösung seiner Suchfrage sehr gefreut hat. Das von einem Lastensegler aufgenommene Foto war fälschlicherweise mit „Neuhausen“ beschriftet worden – wie es dazu gekommen ist, erklärt Herr Meyer so: „In meiner Sammlung habe ich sieben Luftaufnahmen, die Labiau zeigen, darunter eine von dem Flugplatz Eichwalde. Weitere Fotos zeigen den Lastensegler DFS 230, darunter auch das Kasernengelände von Neuhausen. Dieser bildlich festgehaltene Flug erfolgte tatsächlich von Neuhausen nach Eichwalde im Jahre 1940. Deswegen hat sich auf dem abgebildeten Foto die Bezeichnung „Neuhausen“ eingeschlichen. Es ist somit auch ein Glücksfall, dass so viele Helferinnen und Helfer dies richtig gestellt haben. Nochmals Danke!“

„Dem Mann kann geholfen werden“, sagte Herr Dr. Dieter Grau aus Bonn beim Lesen unserer Kolumne, passend zum Schiller-Jahr, und setzte sein Vorhaben gleich in die Tat um. Bei dem Betreffenden handelte es sich um Herrn Michael Wiesemann aus Hitzacker, über dessen Forschungen nach seiner Stallupöner Verwandtschaft und die bisherige Resonanz wir in der letzten Folge berichteten. Kurz darauf erhielt ich den Brief von Herrn Dr. Grau, in dem er auf diese „Hilfe“ einging, und die ist schon mitteilenswert. In dem Suchwunsch, der vor allem seinen Großvater betraf, hatte Herr Wiesemann auch das Ehepaar Fritz und Maria Wiesemann erwähnt. „Just bei den beiden habe ich zusammen mit meinem älteren Bruder Gernot im April 1933 Blumen bei deren Hochzeit in der evangelischen Kirche in Stallupönen gestreut“, schreibt Herr Dr. Grau. „Meine Großmutter war eine Tante, meine Mutter eine Cousine der Braut Maria-Mia Wiesemann geborene Jednat.“ Das und noch viel mehr berichtete Herr Dr. Grau dem Suchenden in einem langen Brief, dem zahlreiche Familienfotos beigefügt waren. Und ich sahnte auch kräftig ab, denn Herr Dr. Grau legte dem an mich gerichteten Brief sein Buch „Stallupöner Geschichten“ bei und noch mehr Informatives über die später in Ebenrode umbenannte Stadt, die auch in meiner Familiengeschichte eine Rolle spielt. Dafür danke ich dem Ostpreußen „von Geburt und aus Leidenschaft“, wie Herr Dr. Grau sich selber bezeichnet.

Manchmal wird ein Erfolg erst nach Jahr und Tag gemeldet, weil dieser erst lange nach der Veröffentlichung zustande kam. Das bestätigt wieder einmal, dass wir die Hoffnung nicht so schnell aufgeben dürfen, wenn in der ersten Zeit keine oder nur eine geringe Resonanz zu verzeichnen war. Ein Beispiel dafür liefert unsere langjährige Leserin Frau Susi Dahlke von Terzi aus Ludwigsburg. Sie hatte vor drei Jahren nach Veröffentlichungen ihres Vaters, des Redakteurs und Schriftstellers Alfred Otto von Terzi gesucht, erhielt auch einige Zuschriften. Dann kamen schwere Erkrankungen dazwischen, der Kontakt brach ab. Nun erhielt ich zu meiner Freude einen Brief, in dem mir Frau Dahlke von Terzi mitteilte, dass sich nun doch noch ein schöner Erfolg eingestellt hat. Sie bekam Post von Herrn Dipl. Ing. Meinhard Wessiak aus Stattegg in Österreich, der ihr einen dicken Brief mit sehr interessanten Informationen über Schriften und andere Arbeiten ihres Vaters zusandte. Er hatte von ihrem damaligen Suchwunsch erst vor kurzem erfahren – wahrscheinlich über das Internet, das uns schon öfters späte Erfolge gebracht hat. Hinzu kam noch eine kleine Zeitverzögerung durch ihre Erkrankung. Nun bittet Frau Dahlke von Terzi uns Herrn Wessiak ganz herzlich für seine Mühe zu danken, und wir schließen uns gerne an. Denn solch eine späte, aber dadurch doppelt beglückende Resonanz macht Mut für weitere Fragen und Wünsche, von denen es wieder einen ganzen „Pungel“ voll gibt.

Darunter auch sehr schwierige, wie der von Herrn Ralf Moellering aus Melle, der selber bekennt, dass es leichter wäre, eine Stecknadel im Heuhaufen zu finden als eine Antwort auf seine Frage. Na ja, es gibt einen Magneten, und der heißt „Ostpreußische Familie“, und so sind Sie, lieber Herr Möllering, schon an der richtigen Adresse. Unser Landsmann stellt die Frage für Frau Erika Bröcker geborene Zahn aus Bissendorf bei Osnabrück. Ihre Mutter bewirtschaftete bis zur Flucht einen Hof in Hasselberg/Hin­ter­pom­mern. Der Suchwunsch betrifft ihren älteren Bruder Ernst Zahn, * 14. August 1922, der während der ersten Kriegsjahre bei der Wehrmacht war, als Einheit wird ein 96. Regiment genannt. Er hatte eine Freundin in Litauen und desertierte 1941 dorthin. Niemand hat je erfahren, wie sein weiteres Schicksal verlaufen ist. Ob er dort unerkannt lebte – wo, wann und wie? –, ob er einen anderen Namen angenommen hat, was sicher sein dürfte, ob er seine Freundin geheiratet hat – es gibt viele Möglichkeiten. Es müsste allerdings schon ein Zufall sein, dass jemand aus unserem Leserkreis Ernst Zahn gekannt und vor allem von seiner Identität gewusst hat. Seine Schwester hat die Hoffnung, dass er noch lebt, nicht aufgegeben. Ernst Zahn müsste heute 87 Jahre alt sein, möglich wäre es also schon. Aber auch wenn er bereits verstorben ist, wäre es für die Schwester wichtig, etwas über sein Schicksal zu erfahren. Für jeden Hinweis wäre sie dankbar. (Erika Bröcker ist telefonisch unter der Nummer 05402/2838 zu erreichen. Die Adresse von Ralf Möllering lautet Ochsenweg 79, 49324 Melle, die Telefonnummer 05422/709852 und die E-Mail Adresse ralf.moellering@osnanet.de)

„Sie wurden mir empfohlen“! Das lese und höre ich öfters in der letzten Zeit, wenn Anfragen von Suchenden kommen, die unsere Zeitung bisher nicht gekannt hatten. Das ehrt uns sehr, aber übersteigt mitunter unsere Möglichkeiten, wenn die Erwartungen zu hoch geschraubt sind. Dieser Satz steht auch in der E-Mail von Frau Dagmar Fuhrmann geborene Kohlhoff, denn auf ihrer diesjährigen Reise in das nördliche Ostpreußen wurde ihr der Rat gegeben, sich an uns zu wenden. Da ihre Familienforschung sich auf dieses Gebiet konzentriert, könnte sie schon eine Resonanz auf ihre Fragen erwarten. Frau Fuhrmann sucht nach Informationen über die Eltern und Geschwister ihrer Großväter aus beiden Linien. Aus der mütterlichen nennt sie Albert Dwilies, * 12. September 1883 in Woydehnen, Kreis Tilsit–Ragnit, am Ersten Weltkrieg nahm er als Berufssoldat teil. Er diente bei der Artillerie in Insterburg. Danach wurde er in den Polizeidienst der Stadt Tilsit übernommen. Wann und wo er seine Frau Marie geborene Strekies, * 13. Dezember 1883, in Peteraten/Memelland heiratete, ist unbekannt. Das Ehepaar hatte zwei Töchter: Waltraud * 17. Januar 1912, und Annemarie, * 22. Februar 1913, beide in Insterburg geboren. Aus der väterlichen Linie sind es Albert Franz Kohlhoff, * 28. März 1877 in Bönkeim, Kreis Preußisch Eylau, von Beruf Maurer und Baumeister, im Ersten Weltkrieg verwundet und 1918 nach Tilsit entlassen, und Ida Anna Drückler, * 1879 in der Bernburger Vorstadt Calbe (jetzt Calbe/Saale). Diese soll aber aus einer ostpreußischen Bauernfamilie stammen, ihre Eltern waren der Ökonom Julius Drückler und Minna geborene Rudert. Das Ehepaar, das 1902 – wo? – geheiratet hat, muss lange in Preußisch Eylau gewohnt haben, denn alle acht Kinder wurden dort geboren, vier verstarben bereits im Säuglingsalter, darunter auch die älteste Tochter Agathe, * 1903. Das sind die Angaben, die Frau Fuhrmann zu ihrer Angelegenheit machen kann. Wer weiß etwas über die Familie, deren Wurzeln in den Kreisen Preußisch Eylau und Tilsit zu suchen sind? (E-Mail: dagmarfuhrmann@t-online.de)

Heute kein Nachschrapselchen? Doch, und diesmal geht es um ein Lied. Wer kennt „Ein Kind von sieben Jahr, das eine Waise war“ und besitzt die Noten? Auf diese kommt es unserm Leser Lothar Massheida an, den Text besitzt er. (Lothar Massheida, Imbergstraße 38 in 57462 Olpe, Telefon 02761/61839, E-Mail: massheida@online.de)

Eure Ruth Geede

Foto: Aus Helmut Heinrichs Zyklus „Die Frauen von Nidden“


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