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05.12.09 / Eigene Jesus-Biographie gebastelt / Actionregisseur Paul Verhoeven lebt seine Bibel-Begeisterung aus − mit sehr geringer Sachkenntnis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 05. Dezember 2009

Eigene Jesus-Biographie gebastelt
Actionregisseur Paul Verhoeven lebt seine Bibel-Begeisterung aus − mit sehr geringer Sachkenntnis

Man kennt Paul Verhoeven als Regisseur des Actionfilmes „Robocop“ und des Sexthrillers „Basic Instinct“ (mit Sharon Stone).

Jetzt aber hat er ein Buch über die Geschichte der bekanntesten und prägendsten Person der Weltgeschichte geschrieben: Jesus von Nazareth, so der Titel der holländischen Originalausgabe.

Was qualifiziert den Regisseur zu diesem Unternehmen, an das sich Historiker und Theologen allenfalls am Ende eines langen Forscherlebens herantrauen würden? Seit über 20 Jahren, berichtet Verhoeven, sei er Mitglied des „Jesus Seminars“, einem Club von Amateur-Bibelforschern.

Die Ergebnisse dieses so genannten Forschens dürfen der Fachmann und der Laie – sich stetig mehr wundernd – bestaunen. Denn jeder Theologiestudent lernt schon im ersten oder zweiten Semester, dass das Leben des historischen Jesus bereits im 19. Jahrhundert von hunderten von Fachleuten aller Richtungen erforscht worden ist.

Das Ergebnis war ernüchternd. Einigkeit herrscht seit über 100 Jahren darüber, dass die Biographie des historischen Jesus kaum seriös darstellbar ist.

Die biblischen Berichte sind mit dem Christus des Glaubens so untrennbar verwoben, dass man außer Geburt, Lebenszeit und Tod des Gottessohnes nicht viel mehr historisch feststellen kann. Auch deswegen entwickelte die Christenheit in den ersten 300 Jahren das Dogma vom „wahren Menschen und wahren Gott“.

Doch diese unter Christen allgemein anerkannte Glaubensüberzeugung lehnt der Hobby-Bibelforscher Verhoeven ab. So bastelt er sich seine eigene Geschichte zurecht, streicht aus der Bibel heraus, was ihm nicht gefällt, fabuliert von einem „geheimen Markusevangelium“ und einem „homosexuellen Jesus“. Er phantasiert nach Belieben, was einem Filmregisseur gut zu Gesichte steht, aber nicht der wahren „Geschichte eines Menschen“ dienen kann.

Es wäre sinnlos, alles aufzuzählen, was der 71-jährige Verhoeven durcheinander bringt oder wo er Unkenntnis über einfachste Fakten offenbart. Am Ende des Buches lässt er schließlich die Katze aus dem Sack: „Jesus ist tot. Sein Geist ist vernichtet wie der Geist Einsteins oder Mozarts.“ Doch wenn das so wäre, dann wäre der Glaube Verhoevens und vieler seiner Leser, wie schon der Apostel Paulus schrieb, völlig „sinnlos“. Und solche Menschen sind mehr zu bedauern als kämpferische Atheisten.

Wer sich durch die Lektüre dieses dilettantischen Machwerkes nicht verwirren lassen will, dem seien hier einige seriöse Jesus-Bücher aus den letzten Jahren empfohlen. Neben dem Weltbestseller „Jesus von Nazareth“ von Papst Benedikt (2007) gilt auch das Jesus-Buch von Klaus Berger (2004) als hochqualifiziertes Werk, das den neuesten Stand der archäologischen, historischen und theologischen Wissenschaft repräsentiert. Einfacher und spannender zu lesen ist das Jesus-Buch des Journalisten Peter Seewald (2009) mit vielen Berichten aus dem Heiligen Land. Das stärkt den Glauben.                 Hinrich E. Bues

Paul Verhoeven: „Jesus, die Geschichte eines Menschen“, Piper, München 2009, gebunden, 320 Seiten, 19,95 Euro


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