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05.12.09 / Emotionaler Streit / Ethikrat bezweifelt Sinn der Babyklappen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 05. Dezember 2009

Emotionaler Streit
Ethikrat bezweifelt Sinn der Babyklappen

Lange Zeit waren die Babyklappen oder -körbchen kein Thema mehr für die Öffentlichkeit, nachdem vor zehn Jahren diese mittelalterlichen Einrichtungen hierzulande wieder eingeführt worden waren. Doch seit der jüngsten Abschaffungsempfehlung des Ethikrates stehen die Babyklappen, in denen Neugeborene von ihren Müttern anonym abgegeben werden können, im Zentrum einer emotional aufgeladene Debatte.

Die Mehrheit des Rates argumentierte gegen eine starke Minderheit von kirchlichen Vertretern mit dem Recht der Kinder, ihre Herkunft zu kennen. Zudem gäbe es „keinen Hinweis“ darauf, dass Babyklappen tatsächlich Kinder retten würden,

Das jedoch bestreiten die Befürworter der Einrichtungen und verweisen auf schätzungsweise 300 bis 500 Neugeborene, die in den letzten zehn Jahren in solchen Einrichtungen abgegeben und anschließend adoptionswilligen Eltern übergeben wurden. Babyklappen haben eine lange Tradition im christlichen Abendland, seit dem Ende des 12. Jahrhunderts, als Papst Innozenz III. als erster verfügte, dass an den Pforten der damals besonders in den romanischen Ländern zahlreichen Findelhäuser ein „Drehladen“ angebracht wurde. So ist bis heute etwa beim Vatikanischen Hospital Santo Spirito eine solche alte Babyklappe sichtbar.

Gegen die Forderung des Ethik-rates erheben Vertreter von Kirchen, Krankenhäusern, Verbänden und Parteien Widerspruch. Das Recht auf Leben müsse vor dem Recht auf Information stehen, appellierte etwa Birgit Käser vom „Babykorb“ in Mannheim. Zu den Kritikern der Empfehlungen des Ethikrates zählen kirchliche Vertreter wie Weihbischof Anton Losinger, der Moraltheologe Eberhard Schockenhoff oder der Präsident des ökumenischen Kirchentages 2010 Eckard Nagel. Auch Vertreter von Grünen und SPD halten an den Babyklappen fest. Einen stichhaltigen Beweis, dass damit bedrohte Neugeborene gerettet und nicht nur Findelkinder „produziert“ werden, können die Befürworter aber (bisher) nicht führen.     HEB


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