18.04.2024

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05.12.09 / Gemeinsam im Korsett des Zeitgeists

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 05. Dezember 2009

Gemeinsam im Korsett des Zeitgeists
von Harald Fourier

In den deutschen Medien ist es ein bisschen so wie in der Politik. Zwischen Zeitungen verschwinden die Unterschiede genau so wie zwischen den Parteien. Wo – zum Beispiel – gibt es noch echte Kritik an „Konsens-Themen“ wie Erderwärmung, Europa, Bankenrettung oder „neue Familienpolitik“? Wo wird noch die echte Auseinandersetzung zwischen rechts und links geführt?

Es gibt sie nicht. Trotzdem müssen sich die Zeitungen irgendwie ein Gesicht verpassen, das sie von der Konkurrenz unterscheidet. Die linksalternative „taz“ verleumdet jetzt den prominentesten Journalisten des verhassten Springerverlages persönlich: „Bild“-Chef Kai Diekmann. An der „taz“-Hauswand, in Sichtweite von Diekmanns Büro, prangt neuerdings eine Plastik des nackten Diekmann mit einem unglaublich langen Geschlechtsteil. Die Aktion ist sogar vielen „taz“-Mitarbeitern peinlich, aber jetzt wollen sie auch nicht klein beigeben. Berlin hat etwas zum Glotzen und einen neuen Zeitungskrieg.

Wirklich? Oder ist das alles nur Schau?  Der Fall Eisenberg spricht dafür. Johannes Eisenberg ist gleichzeitig Staranwalt und Hausanwalt der „taz“. Als neulich sein Foto in der „Bild“-Zeitung abgedruckt wurde, klagte er erfolgreich, weil er „keine Person des öffentlichen Lebens“ sei.

Komisch: In dem vor kurzem abgewrackten Magazin „Vanity Fair“ hatte Eisenberg eine persönliche Kolumne mit eigenem Foto. Für Juristen ist der Fall damit eigentlich klar: Die „Bild“-Zeitung hätte Eisenbergs Foto veröffentlichen dürfen. Jedoch: Die „Bild“-Anwälte haben es versäumt, darauf hinzuweisen, und der Richter in der Verhandlung wusste vielleicht nichts von Eisenbergs Kolumne.

Kann es sein, dass „Bild“ und „taz“ hier dem Publikum einen Schaukampf Links gegen Rechts, Arm gegen Reich, Gut gegen Böse liefern, der am Ende bei beiden Verlagshäusern die Kasse kräftig klingeln lassen soll?

Noch eine andere Sache spricht gegen einen echten Glaubenskrieg: Der Springer-Verlag rekrutiert seine Journalisten seit Jahren bei der „taz“. So wurde die inhaltliche Linie immer weiter nach links verschoben, während sich die „taz“ ihrerseits ein kleines bisschen nach rechts bewegt hat.

Der einzige echte Unterschied zwischen „taz“- und Springer-Kommentatoren bestehe oft nur noch in der Höhe des Jahreseinkommens, spotten böswillige Kritiker. Letztlich stehen beide Zeitungen, „taz“ und „Bild“, für den bundesdeutschen Zeitgeist.


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