© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-09 vom 12. Dezember 2009

RAF übte in Ostpreußen
Polen schulte 1978 Top-Terroristen – Wer wusste wann wieviel?

Laut polnischen Medienberichten haben vier Top-Terroristen der RAF im November und Dezember 1978 in Ostpreußen in Zusammenarbeit mit dem polnischen Geheimdienst SB an „Schulungen“ teilgenommen. Brigitte Mohnhaupt, Peter-Jürgen Boock, Sieglinde Hoffmann und Rolf-Clemens Wagner waren am 11. Mai 1978 in Jugoslawien verhaftet worden. Belgrad verweigerte die Auslieferung an die Bundesrepublik, da Bonn nicht bereit war, Tito im Gegenzug acht kroatische Dissidenten ans Messer zu liefern. Im November ließ Jugoslawien die vier ausreisen. Direkt in den Südjemen, glaubte man bisher, doch offenbar stand vor der Fernreise ein sechswöchiger Abstecher an einen polnischen Geheimdienststützpunkt in Neu Sysdroy bei Sensburg. Was dort genau geschah, ist vorest unklar.

Während bisher nur bekannt war, dass „abgeschaltete“ RAF-Terroristen in der DDR mit Hilfe des MfS Unterschlupf fanden, liegt nun ein Beleg dafür vor, dass östliche Geheimdienste auch an der Ausbildung aktiver RAF-Terroristen beteiligt waren. Wie die „FAZ“ berichtet, habe ein SB-Mitarbeiter diese Zusammenarbeit 1978 in der Hoffnung auf politisches Asyl der deutschen Botschaft in Warschau offenbart. Allerdings sei der Vorgang auf dem Schreibtisch eines dort tätigen Stasi-Agenten gelandet, wodurch Stasi-Chef Erich Mielke informiert worden und der Vorgang in den Stasi-Akten gelandet sei, die nun die Quelle der polnischen Berichte bilden.

Unklar ist auch, was aus dem polnischen Informanten wurde und welche Konsequenzen das damals von Hans-Dietrich Genscher geleitete Auswärtige Amt aus der brisanten Nachricht einer vom polnischen Geheimdienst unterstützten Ausbildung aktiver Terroristen in Masuren zog. Das AA bestätigte auf Anfrage der „FAZ“ bisher nur, dass es schon damals Hinweise auf den Aufenthalt von RAF-Mitgliedern in Polen gehabt habe. PAZ