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12.12.09 / Die Auflösung des Germanisch-Rätsels / Preise im Gesamtwert Gesamtwert von über 1000 Euro – Der Hauptgewinn geht an den Philologen Johannes Dörr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-09 vom 12. Dezember 2009

Die Auflösung des Germanisch-Rätsels
Preise im Gesamtwert von über 1000 Euro – Der Hauptgewinn geht an den Philologen Johannes Dörr

Gestandene Altgermanisten haben sich (fast) die Zähne ausgebissen am Germanisch-Kreuzworträtsel, das diese Zeitung in ihrer Ausgabe Nr. 39 veröffentlicht hat. Bei vielen anderen Lesern überwog die Verblüffung, dass man die nicht direkt überlieferte Sprache der alten Germanen überhaupt so genau beschreiben kann. Hier nun des Rätsels Lösung für die 15 Einsender und alle anderen:

Waagrecht:

1: ich siegte = segesodon

2: Du = þu

3: fürchten = ogana

4: grau = grewaz

5: wohl = wela

6: er kam = kwame

7: Ei = ajja

8: gehen = gena

9: lange (Adv.) = langod

10: des Astes = azdes (s.u.!)

11: zu (Präp.) = at

12: dem Schiff = noi

13: ich saß = sata

Senkrecht:

1: Sonne = sowelo

2: dass = þata

14: Igel = egelaz

15: singen = galana

16: Sache, Rechtsstreit = sakjon

17: er soll tragen = dragai

18: aus- (Verbalpräfix)  = uz

19: den Wind = wenda

20: ich wate = wado

21: mir = mez

22: die Schulter (Akk.) = amsa

Generell als richtig akzeptiert wurde die Schreibung z statt s oder umgekehrt s statt z, selbst wo die jeweils andere Schreibung exakter wäre – schließlich ist der PAZ hier selbst eine Ungenauigkeit unterlaufen: Ich siegte heißt auf Germanisch exakt „segezodon“ mit zweimal langem o und stimmhaftem „s“ in der Mitte, geschrieben also eigentlich „z“. „Sakjon“ (= Sache; 16 senkrecht) verlangt aber die Schreibung „s“. Einsender, die diese Ungenauigkeit erkannt haben, bekamen 0,5 Bonuspunkte für dieses Feld.

Akzeptierte Schreibvarianten im Rätsel waren „græwaz“ statt „grewaz“ (grau) und „gæna“ statt „gena“ (gehen), obwohl 21 senkrecht „mez“ (mir) kaum mit æ zu schreiben ist. Die Schreibung „grawaz“ führte nur zu 0,5 Punkten Abzug. Bei 1 senkrecht „Sonne“ führte die Lösung „sawil“ nicht etwa zu 3 Punkten Abzug wegen dreier falscher Felder, sondern nur zu 0,5, da „sawil“ als germanisches Wort für „Sonne“ mindestens so wahrscheinlich ist wie „sowelo“. Der Abzug von 0,5 Punkten bezieht sich auf das zweite Feld, da „fürchten“ auf Germanisch nun einmal „ogana“ heißt (3 waagrecht).

Ein bedauerlicher Fehler ist uns an folgender Stelle unterlaufen: „Des Astes“ hieß bereits auf Germanisch genau wie heute „astes“, vertretbar sind auch die Varianten „astas“ und „astis“. Wirklich ungenau ist dagegen die Form „azdes“, die unserem Rätsel zugrunde lag (vgl 21 und 22 senkrecht!). Diese Form hat zwar ebenfalls einmal existiert, aber nicht um Christi Geburt, sondern einige Jahrhunderte früher. Wir bedauern diesen Fehler außerordentlich und haben bei der Auswertung der Einsendung jede Variante toleriert, außer die wegen 19 senkrecht „wenda“ sozusagen „doppelt falsche“ Schreibung „aztes“, die zu 0,5 Punkten Abzug führte. Wer auf die Ungenauigkeit im Rätsel hinwies, bekam einen Pluspunkt.

Wer also sämtliche 66 Felder richtig ausfüllte, konnte bis zu 68 Punkte erzielen: 66 Punkte für alle korrekten Felder, plus je 0,5 Bonuspunkte für die beiden bei uns nicht ganz exakten s/z-Varianten sowie einen vollen Bonuspunkt für unseren klaren Fehler mit d/t am „Kreuzungspunkt“ von „wenda“ und „astes“.

Tatsächlich hat ein Einsender, der Philologe Johannes Dörr aus Köln, dieses Traumergebnis erzielt. Sein perfekt ausgefülltes Rätsel weist ihn als versierten Altgermanisten aus, der indes weder über Telefon noch Mail zu verfügen scheint. Dörrs Kommentar zum Rätsel ist druckreif, der Hauptpreis von 500 Euro ist ihm sicher. 65,5 Punkte schaffte Katrin Dürr aus Tübingen, an sie geht der 2. Preis (200 Euro). Den mit 100 Euro dotierten dritten Preis erzielte mit 64,5 Punkten Simon Pickl aus Augsburg.

Die übrigen 12 Einsender bekommen als Preis das Buch des Rätsel-Autors Wolfram Euler „Sprache und Herkunft der Germanen“. Die Namen der vier folgenden Einsender (mit je über 60 Punkten!) seien genannt: Johannes Engel aus Erftstadt (62,5), Dr. Hans-Martin Lumpp aus Stuttgart (62), Claudia Ernst aus Berlin (61) und Kerstin Worm, ebenfalls aus Berlin (60,5). Allen Einsendern Dank und Respekt!         K.B.


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