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12.12.09 / 184500 gegen Schulreform / Warum das schwarz-grüne Projekt auf so viel Widerstand stößt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-09 vom 12. Dezember 2009

184500 gegen Schulreform
Warum das schwarz-grüne Projekt auf so viel Widerstand stößt

Das hätte auch Ole von Beust sich nicht träumen lassen. Bis kurz vor dem Ende des Volksbegehrens zweifelten Politiker aller Couleur am Erfolg des Bürgerbegehrens und hofften, die Initiative würde die gut 61000 Stimmen nicht zusammen bekommen. Tausende Eltern wie Schüler hatten bereits vor dem Rathaus bis dahin protestiert. Widerstand von humanistischen Gymnasien gegen die Reform hatte man erwartet, nicht aber die breite Ablehnung des Projektes in den sozialen Brennpunkten. Denn für die sozial Schwachen, die durch das dreigliedrige Bildungssystem vermeintlich benachteiligt würden, war die Reform eigentlich gedacht.

Doch in den so genannten bildungsfernen Schichten stieß die Abschaffung des Elternwahlrechtes auf bittere Reaktionen. Nach den schwarz-grünen Reformvorstellungen sollte es allein der Lehrerkonferenz überlassen bleiben, am Ende der sechsten Klasse über die weitere Schullaufbahn der Sprösslinge zu entscheiden. Den meisten Eltern erschien die bisherige Regelung mit einem Elternwahlrecht nach der vierten Klasse und einer Orientierungsstufe in den Klassen fünf und sechs aber  sinnvoller. Im Endergebnis wechseln auf diese Weise etwa 50 Prozent eines Jahrgangs auf das Gymnasium als erfolgreichste und beliebteste Schulform.

Genau gegen dieses Modell des schulischen Lernens, das von den letzten Pisa-Studien eindrucksvoll bestätigt wurde, wetzt nun die schwarz-grüne Koalition das Messer. Durch die sechsjährige „Primarschule“ genannte Einheitsschule für die Klassen eins bis sechs soll das Gymnasium automatisch von acht auf sechs und die Gesamtschulen auf sieben Jahre verkürzt werden. Das Erlernen von alten und neuen Fremdsprachen und anderer Fachgebiete soll eingeschränkt werden. Vom relativ hohen Niveau des deutschen Abiturs könne man sich damit verabschieden und sich den niedrigen Standards etwa in Frankreich oder den USA angleichen, ätzen Kritiker.

Für die Christdemokraten der Hansestadt bahnt sich mit der Schulreform zudem ein spezieller  Konflikt an. Noch im Wahlkampf 2008 warben die Unionschristen für den Erhalt des Gymnasiums. Die drei Parteien des linken Spektrums dagegen wollten die neunjährige Einheitsschule einführen.

Den Stein des Protestes brachte die Schulinitiative „Wir wollen lernen“ ins Rollen, die im Mai 2008 als Reaktion auf die Reformpläne der schwarz-grünen Koalition gegründet wurde. Sie schaffte es vom 28. Oktober bis 17. November 184500 Stimmen zu sammeln.

Die Initiatoren geben sich jetzt dialogbereit. Verhandeln wollen sie für den Erhalt der neunjährigen Gesamtschulen, für ein zweigliedriges Schulsystem mit achtjährigen Gymnasien und Stadtteilschulen, für kurze Schulwege und Verkleinerung der Klassen sowie die Förderung schwacher und starker Schüler. Man wolle weniger über die Medien als vielmehr direkt mit allen Parteien zusammen mit dem angesehenen Vermittler und Versandhauschef Michael Otto sprechen.     HEB


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