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12.12.09 / Der Gute Hirte verließ seine »Schafe« nicht / PAZ-Serie über ostpreußische Märtyrer (Teil 4): Pfarrer Georg Hippel – Im Juni 1945 auf dem Transport in den Ural verdurstet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-09 vom 12. Dezember 2009

Der Gute Hirte verließ seine »Schafe« nicht
PAZ-Serie über ostpreußische Märtyrer (Teil 4): Pfarrer Georg Hippel – Im Juni 1945 auf dem Transport in den Ural verdurstet

Der Donner der Geschütze der näherrückenden Front, Schreckensmeldungen von vielen Vergewaltigungen und Morden, Heerscharen von flüchtenden Frauen, Kindern und Alten: So erlebten die Menschen in Ostpreußen Anfang 1945 die Besetzung des Landes durch russische Truppen. Wer in dieser Situation beschloss zu bleiben, musste Furchtlosigkeit und einen starken Glauben besitzen. Eine solche Person ist der ostpreußische Pfarrer Georg Hippel, der seinen Mut mit dem Leben bezahlen musste, als er im Juni 1945 auf einem russischen Gefangenentransport in den Ural qualvoll verdurstete.

Ein Überlebender dieses Transportes, Paul Hanowski, hatte mit Pfarrer Hippel und mehr als 100 weiteren Gefangenen den gleichen Waggon geteilt und sagte später aus: „Unter Kälte hatten wir nicht zu leiden, wohl aber unter einem nicht zu beschreibenden Durst. Die Zunge klebte einem am Gaumen, der Speichel in den Mundecken wurde hart, im Innern des Körpers fühlte man sich dem Verbrennen nahe.“ Das unsägliche Leid des „Dauerstehens“ wurde erst durch den bald eintretenden Tod vieler Leidensgenossen gemildert. „Herr Pfarrer Hippel hat all diese Qualen nur einige Tage getragen. Ich sah ihn sehr oft die Stola anlegen und die Absolution spenden, bis auch er entkräftet zu Boden sank“, so Hanowskis Bericht.

Pfarrer Hippel wirkte seit seiner Priesterweihe im Jahr 1929 an verschiedenen Orten des Bistums Ermland. Nach Stationen in Migehnen und dem westpreußischen Marienburg gelangte er 1935 nach Deutsch Eylau, wo ein polnischsprachiger Seelsorger benötigt wurde. Einige Jahre später wirkte Hippel in Bischofsburg, im Jahr darauf in Rößel. Im Juni 1943 wurde er mit der kommissarischen Verwaltung der Pfarrgemeinde in Schulen, Kreis Heilsberg, betraut.

Der oftmals kränkelnde und als hypochondrisch geltende Kaplan habe im Umgang mit Kindern richtig fröhlich werden können, erzählte ein Mitpriester. Besonders die Kinder liebten ihn. Großen Anklang fand sein Religionsunterricht. Aber auch die Erwachsenen lobten sein „liebevolles Wesen, seine frische Leutseligkeit und sein freundliches Lächeln“, berichtete Pfarrer Albert Maier, der mit Hippel an einer Gemeinde gewirkt hatte.

In seiner Pfarrei in Schulen erwartete Pfarrer Hippel dann Anfang 1945 die herannahende Front. Weiterhin nahm er die Pfarrseelsorge wahr. Neben zahllosen Flüchtlingen hatten sich überall in der Pfarrgemeinde deutsche Soldaten einquartiert. Als jedoch die Nachricht kursierte, im Pfarrhaus seien zwei russische Soldaten erschossen worden, sah sich auch Hippel zur Flucht veranlasst, denn es bestand höchste Lebensgefahr für ihn. Kurz bevor er in der Nacht nach Heilsberg aufbrach, brachte der Priester noch einer kranken Frau die heilige Kommunion. Wohl hätte er sich noch über Königsberg und die Ostsee retten können, aber Erzpriester Wilhelm Thater redete ihm mit dem Hinweis auf den Guten Hirten zu, der seine „Schafe“ nicht verlassen dürfe, wenn der „Wolf“ käme. So kehrte er wenig später in seine Pfarrgemeinde zurück, um seinen Gläubigen in dieser Schreckenszeit beizustehen.

Die eingehenden Nachrichten konnten kaum furchtbarer sein. Viele Einwohner Schulens und zahlreiche Flüchtlinge waren erschossen, andere verschleppt worden. Auch Pfarrer Hippel traf schließlich dieses Los. Auf dem Weg nach Wuslack nahmen ihn russische Rotarmisten fest, die es besonders auf Geistliche und Männer abgesehen hatten. Gerade 40 Jahre alt, starb der im ostpreußischen Guttstadt als Sohn eines Volksschulrektors Geborene qualvoll – doch unter der Verheißung, dass diejenigen selig genannt werden dürfen, die „im Dienste des Herrn sterben“. Hinrich E. Bues

Nach „Zeugen für Christus – Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts“, herausgegeben von Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, 4., vermehrte und aktualisierte Auflage, Paderborn 2006.

Foto: Pfarrer Georg Hippel


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