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12.12.09 / Angekommen / Heimatvertriebene in Schleswig-Holstein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-09 vom 12. Dezember 2009

Angekommen
Heimatvertriebene in Schleswig-Holstein

Das Schleswig-Holsteinische Freilichtmuseum in Molfsee bei Kiel zeigt die Ausstellung „Fremdes Zuhause – Flüchtlinge und Vertriebene in Schleswig-Holstein nach 1945“, die bis Ende 2010 zu sehen sein wird. Dazu erschien ein Begleitband, der von Hermann Heidrich und Ilka E. Hillenstedt mit einem Dokumentationsfilm auf DVD herausgegeben wurde. An der Ausstellung und an dem Dokumentationsband hat eine Vielzahl von Institutionen und Personen mitgewirkt, insbesondere die Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, aber auch Landsmannschaften der Heimatvertriebenen. Die 17 Kapitel des Dokumentationsbandes wurden von 16 Autoren geschrieben, die als Fachleute ausgewiesen sind. Mit einer Vielzahl von Bilddokumenten entfalten sie ein außerordentlich anschauliches Bild der historischen Situation der Nachkriegszeit mit den Millionen Heimatvertriebenen aus dem historischen deutschen Osten und Osteuropa, von denen Schleswig-Holstein zunächst den „höchsten Anteil an Neubürgern aufzunehmen“ hatte. Sie wurden vielfach in Lagern provisorisch untergebracht. Für viele aber dauerte das Provisorium einige Jahre. Oft bringen die Darstellungen auch Ausblicke in die Gegenwart. Für die älteren Generationen gilt: Schleswig-Holstein wurde ein neues Zuhause, aber Heimat bleibt Ostpreußen, Pommern Schlesien ...

Für Ostpreußen und da vor allem für Insterburger und Gumbinner ist zweifellos das Kapitel „Die ostpreußische Trakehner Pferdezucht in Schleswig-Holstein – Ein Zeitzeugenbericht“ von Hellmut Jucknat von besonderem Interesse. Er schreibt: „Die Trakehner Pferdezucht wurde von Friedrich Wilhelm I. 1732 mit einem staatlichen Gestüt in Trakehnen in Ostpreußen begründet.“ Die Zucht war erfolgreich. Nur ein kleiner Teil aber gelangte 1945 in den Westen, in Schleswig-Holstein in das Landgestüt Traventhal im Kreis Segeberg. Vater und Großvater Jucknat waren im Gestütsdienst in Georgenburg, Kreis Insterburg, aktiv. Dort gab es 1944/45 310 Warmbluthengste mit Trakehner Abstammung. Hellmut Jucknat beschreibt dann das Fluchtgeschehen 1944/45 und den „Neubeginn“ der Trakehner und der eigenen Familie in der Sattelkammer des Gestüts Traventhal, die schwierigen Versorgungsprobleme der ersten Zeit mit Schwarzschlachten und Schulspeisung und das Gestütswärterleben. 1960 hat dann der Landtag in Kiel die Auflösung des Traventhaler Landgestüts beschlossen.

Der bekannte Olympia-Reiter Fritz Tiedemann sagte dazu, dass er „diesen Tag für den traurigsten in der Geschichte der holsteinischen Pferdezucht halte“. Hellmut Jucknat, dessen Tochter in Kiel den Trakehner Pferden verbunden bleibt, wurde auch durch seine Heirat mit einer Bad Segebergerin zu einem „ostpreußischen Schleswig-Holsteiner“. Helmut Sauer

Hermann Heidrich und Ilka E. Hillenstedt: „Fremdes Zuhause – Flüchtlinge und Vertriebene in Schleswig-Holstein nach 1945“, Wachholtz Verlag, Neumünster 2009, geb., 256 Seiten, 19,80 Euro


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