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19.12.09 / Macht- oder Elitenwechsel? / Mit dem Ende der Ära Ceausescu bleiben viele Fragen verbunden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-09 vom 19. Dezember 2009

Macht- oder Elitenwechsel?
Mit dem Ende der Ära Ceausescu bleiben viele Fragen verbunden

In den Tagen, als in Berlin die Mauer fiel und die Wiedervereinigung beim deutschen Volk Euphorie auslöste, vollzog sich fernab weitgehend unbemerkt auch die Loslösung Rumäniens vom Kommunismus.

Gebannt verfolgten im sicheren Deutschland Rumäniendeutsche und die emigrierten Rumänen die Ereignisse in der alten Heimat, die am 16. Dezember mit dem Aufstand in Temeschwar einsetzten. Der rumänische Diktator Nicolae Ceausescu sprach von einer Terroraktion des internationalen Imperialismus, andere von einem Wechsel der Eliten, das Volk glaubte an die Revolution.

Eine Kette von Unruhen, Demonstrationen und gewaltigen Auseinandersetzungen erschütterten das Land, an deren Ende der kommunistische Diktator und seine Frau am 25. Dezember 1989 nach einem Schauprozess erschossen wurden.

Bis heute beschäftigt Historiker die Frage, ob es in Rumänien zu einem Machtwechsel oder nur zu einem Elitenwechsel gekommen sei. Für beides gibt es Indizien und Argumente.

Periodisch werden immer wieder Stimmen laut, dass es sich bei den Dezember-Ereignissen um eine internationale Verschwörung gehandelt habe. In der rumänischen „Nationalzeitung“ erklärte der damalige Securitate-Chef, Brigadegeneral Aurel Rogojan, der KGB habe „die Eliminierung Ceausescus“ verfolgt, „auf welchem Weg auch immer“. Sein Dienst habe „zwecks Friedensvorbereitungen“ in Verbindung mit Geheimdiensten mehrerer Nato-Länder gestanden.

Hingegen behauptete der erste postkommunistische Premier Rumäniens, Petre Roman, im November 2009 in der Zeitung „Adevarul“ (Die Wahrheit): „Leider haben wir auf der Revolution herumgetrampelt und sie verspottet. Sie hätte ein Mythos werden können wie die Ungarische Revolution von 1956.“ Laut Roman tauchten Zweifel an der Revolution erst auf, als „allzu viele ehemalige kommunistischen Machthaber sich in die neue Machtstruktur eingeschleust hatten“.

Damit im Zusammenhang steht die ebenfalls nicht abschließend geklärte Frage, warum das Präsidentenpaar so überstürzt hingerichtet wurde: Damit es bei einem öffentlichen Prozess nicht zu viele neue Machthaber kompromittieren konnte oder aber um das Ende der Ära sicherzustellen? Immerhin war Ceausescu Oberkommandierender der rumänischen Armee und des Geheimdienstes Securitate. Alle waren auf Ceausescu persönlich eingeschworen, er hatte viele treue Anhänger und die waren eine reale Gefahr, solange er denn lebte.

Viele Gerüchte ranken sich auch um die Frage, wer zuerst geschossen habe, das Militär oder die Securitate. Es gab 1104 Tote und 3352 Verwundete. Der Hohe Kassationshof des Obersten Gerichts hat im Juli 2008 entschieden, dass die Securitate zuerst geschossen habe, deren Mitglieder allerdings zum Teil in die Armee eingeschleust worden waren.

Inzwischen ist Rumänien Mitglied der EU, hat die Folgen der Zangengeburt der Demokratie nicht ganz ausgestanden und hechelt schwer unter der Last der EU-Aufgaben.          Ernst Kulcsar


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