19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
19.12.09 / Formen des Materialismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-09 vom 19. Dezember 2009

Formen des Materialismus

Der Materialismus ist eine radikale geistige Strömung der Aufklärung (zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts), die sich auf die Erfahrung beruft und jede geistige und seelische Regung des Menschen auf materiale und körperliche Phänomene zurück­führt. Die Existenz Gottes lässt sich nicht durch Experimente oder naturwissenschaftliche Forschungen nachweisen, woraus der Materialismus kurzerhand folgert, dass es keinen Gott gäbe. Auch Gedanken und Empfindungen des Menschen seien Erscheinungsformen der Materie. Auch der menschliche Wille sei nicht durch immaterielle Faktoren zu erklären, sondern nur durch Naturgesetze in seinen Wurzeln feststellbar. Wichtige weitere Vertreter des erkenntnistheoretischen Materialismus neben de LaMettrie waren Paul Henri Thiry d’Holbach (1723–1789), Claude Adrien Helvétius (1715–1771) und Denis Diderot (1713–1784).

Man unterscheidet den ontologischen (erkenntnistheoretischen) Materialismus, der eine philosophische Position ist mit einer rein naturwissenschaftlichen Orientierung, vom historischen Materialismus des Karl Marx (1818–1883), der die gesellschaftlichen Vorgänge dadurch zu erklären versucht, dass er Produktion und Tausch als treibende Elemente der gesellschaftlichen Entwick­lung benennt und die Geschichte der Menschheit als gesetzmäßige ökonomische Abfolge beschreibt. Die erreichte kapitalistische Entwicklungsstufe könne nur nach einer Revolution durch die Diktatur des Proletariats in den Sozialismus überführt werden. Der Sozialismus sei die einzige gesellschaftliche Lebensform, die die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen verhindere, glaubte Marx.           J.Z.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren