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19.12.09 / Ein »Nein« aus Warschau / Die direkte Zugverbindung zwischen Königsberg und Berlin musste eingestellt werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-09 vom 19. Dezember 2009

Ein »Nein« aus Warschau
Die direkte Zugverbindung zwischen Königsberg und Berlin musste eingestellt werden

Die direkte Zugverbindung zwischen Königsberg und Berlin ist eingestellt worden. Die Entscheidung darüber fiel Anfang Dezember in Warschau. Die Bewohner Ostpreußens verlieren eine wichtige Verkehrsverbindung Richtung We­sten. Schon ab den 1920er Jahren gab es einen festen Linienflug von Berlin über Königsberg nach Mos­kau, hinzu kam ein intensiver Fahrgaststrom per Eisenbahn zwischen diesen drei Städten.

Viele sahen deshalb in der Erneuerung der Flugverbindung zwischen Ostpreußen und einigen bundesdeutschen Städten, darunter Berlin, eine Fortsetzung des historischen Verkehrs und eine wichtige Ergänzung zur bereits seit 1992 wieder existierenden Eisenbahnverbindung.

Am 10. August 1992, anderthalb Jahre nach dem Ende der Abriegelung des Königsberger Gebietes, erreichte der erste Zug mit 200 Passagieren aus der Bundesrepublik die Station „Dzerschinskaja nowaja“. Später wurden von deutscher Seite Mittel für den Bau eines Schienenzweiges mit europäischer Normalspur bis zum Südbahnhof in Königsberg zur Verfügung gestellt. Diese Linie wurde im Mai 1993 in Betrieb genommen. Beide Seiten feierten, dass es wieder eine direkte Verbindung zwischen Königsberg und Berlin gab.

Im Mai 2000 wurde jedoch der Verkehr der an polnische Züge angekoppelten russischen Waggons bis Berlin unterbrochen. Dies geschah auf polnische Initiative, weil sie die Verbindung für nicht einträglich genug hielt. Damals sprang die Bundesrepublik ein, indem sie die Kosten übernahm. In Warschau fanden diesbezüglich Verhandlungen unter Beteiligung der Eisenbahnchefs der drei Länder statt. Bei einem Treffen des russischen Präsidenten mit dem damaligen deutschen Kanzler wurde ein Memorandum über die Zusammenarbeit bei der Erneuerung des Personenverkehrs zwischen Königsberg und Berlin geschlossen, was Ende 2003 umgesetzt wurde. In den darauffolgenden Jahren nutzten ungefähr 10000 Passagiere jährlich diese Verbindung. Einschließlich der Wartezeit an der Grenze dauerte die Fahrt etwas über 15 Stunden. Der Zug verließ um 18 Uhr abends Königsberg und erreichte Berlin um acht Uhr morgens.

Am 12. Dezember wurde die Zugverbindung Königsberg–Berlin erneut von polnischer Seite unterbrochen. Als Grund nannte sie die Einstellung des Zugs Nr. 448/449 von Warschau nach Berlin. Die Waggons aus Königsberg wurden an diesen Zug angekoppelt. Die Entscheidung fällte die „PKP Intercity“, eine Tochterfirma der staatlichen polnischen Eisenbahngesellschaft PKP, aus rein wirtschaftlichen Überlegungen: Ihr war die Route nicht rentabel genug. Der Fahrkarten-Verkauf für die Zugverbindung Königsberg–Berlin wurde am 12. Dezember eingestellt. Dieser traurigen Entscheidung waren intensive Verhandlungen der russischen und der polnischen Eisenbahnchefs vorausgegangen. Schon damals gab es Gerüchte über eine Einstellung, doch die Entscheidung fiel erst Anfang Dezember, als klar wurde, dass die Polen keine andere Möglichkeit in Betracht ziehen würden. J.T.


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