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19.12.09 / Über Unrecht sprechen / »Macht hoch die Tür« entstand im Dreißigjährigen Krieg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-09 vom 19. Dezember 2009

Über Unrecht sprechen
»Macht hoch die Tür« entstand im Dreißigjährigen Krieg

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit…“, so wird in den Kirchen am nächsten Sonntag und in den Tagen bis Weihnachten gesungen. Eine starke Sprache, die der ostpreußische Dichter-Pfarrer Georg Weissel, geboren in Domnau, tätig in Königsberg, im Jahre 1632, also mitten im Dreißigjährigen Krieg seiner Gemeinde zumutete. Gab es damals nichts Wichtigeres zu bedenken als Glaubenssachen? Immerhin, Mord und Totschlag herrschten in den Nachbarländern Pommern und Brandenburg. Handel und Wandel kamen zum Stillstand, die staatliche Ordnung drohte zu zerbrechen. Viele Flüchtlinge kamen in das damals vom Krieg noch verschonte Ostpreußen. Also ein Umfeld zum Verzweifeln.

Unter diesen Belastungen wurde von Pfarrer Weissel „innere Haltung“ und Glaube angemahnt: „Macht hoch die Tür...“ Wir sollen Gott in unserem Leben die Tür öffnen und mit seinem Kommen in diese Welt rechnen, dann ist nichts verloren. Gott lässt seine Schöpfung nicht allein! Das ist die Botschaft auch der Weihnacht 2009. Traurigkeit, Angst und Depression haben weder Macht im öffentlichen noch im privaten Leben. Deshalb heißt es im folgenden Vers: „Oh wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat...“

Man sang dieses Lied in schwierigsten Zeiten, weil der Inhalt stimmte. Man sang es zuerst im Königsberger Dom, dann in den Ordenskirchen von Arnau, Groß Legitten, Labiau, Goldbach und Laukischken, in ganz Ostpreußen und danach in der ganzen Welt. Alles Kirchen, die den Ostpreußen sehr ans Herz gewachsen sind. Generationen haben darin Gottesdienst gefeiert. Das Lied ist heute weltweit das bekannteste Adventslied. Die Geschichte Ostpreußens ist ohne Glauben, ohne seinen geistlichen Hintergrund nicht zu erfassen. Wir sollten uns als Nachfahren dazu bekennen. Wir helfen damit, die harten Nüsse des Weihnachtsfestes 2009 – die gegenwärtigen Schwierigkeiten – zu knacken. Wie anders soll es weitergehen, wenn nicht Tor und Tür wieder aufgehen?

Krieg und Vertreibung müssen aufhören, alles andere entspricht nicht dem Willen dessen, der als Mensch in die Welt gekommen ist. Unrecht muss furchtlos beim Namen genannt werden dürfen. Diese Aufgabe betrifft uns, die wir als gezeichnete Generation in seinem Namen heute und morgen in unseren jetzigen Gemeinden und in der Heimat unterwegs sind. Die Geburt Jesu vor 2000 Jahren ist für uns Christen ein Zeichen dafür, dass Gott in seine Schöpfung kommt, sich als Mensch uns Menschen zeigt. Dem wollen wir nachfolgen. Wenn wir an einer kleinen Stelle es schaffen, dass uns Schick-sale nicht gleichgültig sind, dann bleibt das „Macht hoch die Tür…“ nicht nur ein frommes und beschauliches Lied, sondern es bewirkt das, was Gott will.            Klaus Schulz-Sandhof


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