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19.12.09 / Ein Lied zieht um die Welt / »Stille Nacht« wurde auch am preußischen Hof gern gesungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-09 vom 19. Dezember 2009

Ein Lied zieht um die Welt
»Stille Nacht« wurde auch am preußischen Hof gern gesungen

Weihnachtstraditionen der Hohenzollern im Laufe der Jahrhunderte stehen im Mittelpunkt einer Sonderführung durch das Berliner Schloss Charlottenburg. Nach einem Überblick über allgemeine Berlinische Weihnachtstraditionen und die Geschichte der dortigen Weih-nachtsmärkte werden die kurfürstlichen und königlichen Verordnungen und weihnachtlichen Edikte verschiedener Hohenzollernherrscher vorgestellt. Nach einem Exkurs über den Wechsel des brandenburgischen Kurfürsten zum calvinistischen Bekenntnis, an Weih-nachten 1613, wird abschließend erläutert, wie das berühmte Lied „Stille Nacht“ zur Zeit Friedrich Wilhelms III. und seines Nachfolgers Friedrich Wilhelms IV. den Weg nach Berlin fand.

Um die Uraufführung des Liedes ranken sich viele Legenden und Geschichten. Der Hilfspriester Joseph Mohr hatte den Text bereits 1816 geschrieben, vermutlich unter dem Eindruck abziehender bayerischer Truppen aus dem besetzten Salzburger Land. Kurz vor Weihnachten 1818 hatte der Lehrer und Organist Franz Xaver Gruber die Melodie dazu verfasst. Zur Uraufführung kam es dann an Heiligabend 1818 in der Kirche St. Nikolaus in Oberndorf bei Salzburg. Begleitet wurde der Gesang durch eine von Mohr gespielte Gitarre, da das alte Positiv (eine einmanualige Orgel mit wenigen Registern und ohne oder nur mit angehängtem Pedal) der Kirche nicht bespielbar war. Den Weg in die Welt fand das Lied schließlich durch den Orgelbaumeister Karl Mauracher aus dem Zillertal. Mit anderen Musikern führte er 1832 Tiroler Lieder in Leipzig auf, darunter auch „Stille Nacht“. 1833 wurde es mit drei anderen „ächten Tyroler Liedern“ auf einem Flugblatt in Dresden gedruckt.

König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, der das Lied besonders liebte, ist es zu verdanken, dass die Autoren heute noch bekannt sind: Seine Hofkapelle wandte sich 1854 an das Stift Sankt Peter in Salzburg, um eine Abschrift des Liedes zu erhalten. Man hatte es fälschlich für ein Werk von Michael Haydn, dem jüngeren Bruder von Joseph Haydn, gehalten.

Überhaupt schlägt das Lied weite Kreise. Irgendwann war es sogar über den großen Teich gelangt. Dort hielt man „Silent Night“ allerdings für ein US-amerikanisches Volkslied, bis die österreichische Schriftstellerin Hertha Pauli, die 1943 in die USA geflohen war, es in ihrem Kinderbuch „Silent Night. The Story of a Song“ richtigstellte. Komponisten wie Max Reger, Arthur Honegger und Alfred Schnittke wurden von dem Lied zu neuen Kompositionen angeregt. Die Stille Nacht Gesellschaft e. V. in Oberndorf ist letztlich zentraler Ansprechpartner für alle das Lied betreffenden Fragen.    os

Sonderführung „Weihnachten bei Hofe“ im Schloss Charlottenburg, täglich bis 26. Dezember (außer am 24. Dezember), 14 Uhr und 15.30 Uhr.


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