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26.12.09 / Von wegen erlaubt / Können in der Türkei Kirchen gebaut werden?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-09 vom 26. Dezember 2009

Von wegen erlaubt
Können in der Türkei Kirchen gebaut werden?

Selbstverständlich ist der Bau von christlichen Kirchen in der Türkei erlaubt.“ So der Vorsitzende des Amtes für religiöse Angelegenheiten, Professor Ali Bardakoglu, in Ankara zum ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beck-stein. Bardakoglu griff bei dessen letztem Besuch zum Koran und las seinem Gast Stellen vor, nach denen auch in der Türkei jeder seinen eigenen Glauben leben dürfe. Der bayerische Politiker berichtete davon im Münchner Presseclub.

Beckstein, Vize-Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, der jetzt zum 37. Mal in der Türkei war, unterrichtete nicht nur über seine Gespräche zur Förderung des interreligiösen Dialogs in der türkischen Hauptstadt, sondern auch in Alanya und in Antalya. Dort, an der türkischen Mittelmeerküste, besuchte er den evangelischen Pfarrer Weinpfurtner und den katholischen Prälaten Korte. In Alanya zeigte ihm der Bürgermeister mögliche Bauplätze für eine evangelische Kirche. Derzeit finden die Sonntagsgottesdienste im städtischen Kulturhaus statt. Die evangelische Landeskirche von Baden-Württemberg will eine Holzkirche aufstellen lassen. Beck-stein will sich aber auch bei seiner bayerischen Landeskirche um finanzielle Unterstützung bemühen. In Alanya leben unter 19000 Ausländern rund 3500 Deutsche. Die Diskussion über eine eigene Kirche dauert schon einige Jahre.

In dem in kurzer Zeit zur Millionenstadt gewordenen Antalya gibt es nahe der Hauptstraße ein katholisches Gemeindezentrum. Ein Kreuz befindet sich nur an der Haustür, nicht auf dem Dach. In dem für Gottesdienste vorgesehenen Saal gibt es katholische Messfeiern wie ökumenische Gebetsstunden. Pfarrer Weinpfurtner und Prälat Korte pendeln zwischen Alanya und Antalya hin und her. 130 Kilometer sind es auf der vielbefahrenen Küstenautobahn.

Der Kölner Kardinal Meisner kann ein Lied davon singen, wie lange es schon dauert, um eine Genehmigung für den Bau eines Pilgerheims in Tarsus, dem Geburtsort des heiligen Paulus, zu bekommen. Selbst ein Briefwechsel mit dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan führte bisher nicht zum Erfolg.

Die Kirche in Tarsus wurde mit Ablauf des Paulusjahres erneut zum Museum. Um dort eine heilige Messe zu feiern, bedarf es einer Genehmigung.

Gottesdienste unter freiem Himmel sind illegal, allerdings greift die Polizei nicht mehr ein, wenn sich Pilgergruppen in Ephesus um einen schnell aufgestellten Altar versammeln.

Was also ist nun mit der Äußerung von Professor Bardakoglu, den auch Benedikt XVI. in seinem Amtssitz besuchte? Zu Beckstein sagte er: Es seien die Provinzgouverneure, welche die Restaurierung der zahlreichen vorhandenen christlichen Kirchen oder einen Neubau verhinderten. Noch 1921, beim Ende des osmanischen Reiches, war jeder fünfte Einwohner der heutigen Türkei ein Christ. Heute sind die Christen unter den etwa 72 Millionen Einwohnern eine verschwindend kleine Minderheit, nicht einmal ein Prozent.   Norbert Matern


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