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26.12.09 / Bezirke wollen Hauptschulen erhalten / SPD-Linke-Senat stößt mit seiner neuesten Schulreform-Idee auf Widerstand an der Basis

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-09 vom 26. Dezember 2009

Bezirke wollen Hauptschulen erhalten
SPD-Linke-Senat stößt mit seiner neuesten Schulreform-Idee auf Widerstand an der Basis

Als Wahlversprechen der Linkspartei, dessen Erfüllung die SPD den Postkommunisten zugesagt hatte, sollen im kommenden Jahr die Hauptschulen in Berlin abgeschafft werden. Sie haben in den vergangenen Jahren als „Restschule“ viel Ansehen eingebüßt. Schwer oder gar nicht integrierbare Ausländerkinder bilden dort auch in besseren Wohnquartieren die Mehrheit der Schüler. Von links wird daher schon länger auf ein „längeres gemeinsames Lernen“ (wie bis 1989 in der DDR) gedrungen, mit anderen Worten: die Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen.

An die Abschaffung der Gymnasien trauen sich die Initiatoren aus Furcht vor dem Widerstand von Eltern und Schülern (noch?) nicht heran. „Sekundarschule“ heißt die neue Erfindung, die Kritiker für kaum etwas anderes halten als eine Schmalspurversion der wenig populären Gesamtschule.

In Berlin hat die CDU – die sich an der Spree im Aufwind der Meinungsumfragen sonnt – angekündigt, dass sie in den drei der zwölf Bezirke, in denen sie den Bildungsstadtrat stellt, diese Reform nicht umsetzen will. Den Schulleitern soll dort freigestellt bleiben, ob sie ihre Anstalten in „Sekundarschulen“ umwandeln  oder nicht. Das Kalkül der Christdemokraten ist, dass kaum ein Realschulleiter freiwillig Hauptschüler in großer Zahl in seinem Hause integrieren wollen dürfte.

Für Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) ist der christdemokratische Widerstand gegen diese neueste Schulreform nicht die einzige brennende Sorge. An den Schulen von Berlin-Mitte, da, wo die Bundesregierung beheimatet ist, quellen die Lehranstalten über. Die Klassen sind zu groß, es fehlt an Personal und viele Schulgebäude sind sanierungsbedürftig oder gänzlich marode. Bereits vor einem Jahr hatten sich 68 Rektoren an ihren Bezirksbürgermeister, den Schulsenator und den Regierenden Bürgermeister gewandt. Manuela Gregor, Leiterin der Schule am Zille-Park, muss jedoch konstatieren: „Seit unserem Hilferuf vor einem Jahr ist nicht viel passiert. Die meisten Schulen haben nach wie vor große Probleme, die Arbeitsbedingungen haben sich nicht verbessert.“

Brigitte Burchardt, Schulleiterin des Diesterweg-Gymnasiums, plagen noch weitere Probleme: „In unseren siebten und achten Klassen liegt der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund inzwischen bei 90 bis 100 Prozent. Viele dieser Schüler haben Sprachdefizite und müssten ganz anders gefördert werden.“ Michael Wüstenberg, Leiter des Lessing-Gymnasiums im Wedding, bereitet hingegen der bauliche Zustand seiner Schule die heftigsten Kopfschmerzen. Besonders von links wird gern gekontert, dass all diese Schwierigkeiten letztlich die Kehrseite der „Sparpolitik“ von Ex-Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) seien, die ihre Wurzeln in der ungezügelten Ausgabenpolitik des schon 2001 abgetretenen CDU-Bürgermeisters Eberhard Diepgen habe. Dieser hätte es versäumt, beizeiten die Ausgaben zu begrenzen.

Das Schwarzer-Peter-Spiel nützt den Schulen reichlich wenig, betoniert nur Stillstand und Investitionsstau. Zumal Kritiker von Rot-Rot mit wachsender Lautstärke vor allem die miserable Wirtschaftspolitik des Wowereit-Senats als Ursache für die miese Finanzlage Berlins ausmachen, die die Hauptstadt zum Schlusslicht bei der Wirtschaftsentwick­lung aller 16 Bundesländer degradiert habe. Die betroffenen Schulleiter haben sich nun erneut an die Politik gewand, sie erhoffen von den Entscheidungsträgern durch öffentlichen Druck nunmehr Abhilfe.               H.L.


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