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26.12.09 / Angst um den Job kennt man hier nicht / Königsbergs Tierpark erfreut sich auch bei den Russen großer Beliebtheit – Historische Aufnahmen im Internet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-09 vom 26. Dezember 2009

Angst um den Job kennt man hier nicht
Königsbergs Tierpark erfreut sich auch bei den Russen großer Beliebtheit – Historische Aufnahmen im Internet

Die Königsberger Nachrichtenagentur „Klops.ru“ hat unter dem Motto „Heiß und heimisch“ schon mehrfach mit historischen Bildern der Pregelmetropole überrascht. Derzeit präsentiert sie 13 historische Aufnahmen des Königsberger Tiergartens. Am 21. Mai 1896 wurde er eröffnet, und aus etwa derselben Zeit stammen auch die Bilder, wie aus Kleidung der Besucher, Pferdedroschken und Straßenbahnen zu schließen ist. Dass es deutsche Aufnahmen sind, verraten Beschriftungen wie „Gruß aus dem Königsberger Tiergarten“, „Hauptrestaurant mit Promenade“, „Seelöwenanlage“ und so weiter. „Klops.ru“ fordert immer mal wieder seine Leser auf, Erinnerungen an das alte Königsberg hervorzukramen, und viele Deutsche staunen, was da zusammenkommt.

Was in Sachen Tiergarten nicht verwundert, denn die Liebe zu ihm hat alle Namens- und Besitzänderungen der Stadt überdauert. Am Eingang steht noch das Monument des Zoogründers Hermann Claaßen. Das 16,5 Hektar große Areal beherbergt 2030 Tiere aus 305 Gattungen, davon 54 auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Daneben ein schönes Arboretum mit seinen exotischen Bäumen. Und worauf der Tiergarten ausweislich seiner Website (zoo.kalinigrad.net) besonders stolz ist: „Bis heute kann man noch viele Gebäude in Vorkriegsbauweise sehen, dank denen der Tiergarten den Geist des alten Königsbergs bewahrt hat.“

Wappentier des Parks ist das dicke Nilpferd Gans (Hans), eines von vier Tieren, die den Zweiten Weltkrieg überlebt haben. Am 27. Mai 1947 wurde der Zoo wiedereröffnet, ganze 50 Tierarten waren zu sehen. Aber der Bestand wuchs rasch wieder an, nicht zuletzt dank den Matrosen der Baltischen Flotte, die von ihren Reisen exotische Tiere mitbrachten und dem Zoo schenkten. Inzwischen ist der Zoo längst Klassenbester in der „Eurasischen Vereinigung der Tierparks und Aquarien“ (EARAZA), zu der sich die Tierparks der Nachfolgestaaten der Sowjetunion vereinigten.

Die Geschichte des Königsberger Tierparks ist voller Aktionen bürgerlicher Selbsthilfe und findiger Initiativen. Das wissen die heutigen Zoomanager am besten, denn seit 1973 machen sie es nach und sind noch stolz darauf: „Der Königsberger Tiergarten, einer der besten Europas, entstand und entwickelte sich dank den Einwohnern der Stadt. Auch wir haben schon Erfahrungen in dieser Hinsicht.“ Zum Beispiel mit Mäzenatentum von Großbetrieben für Gehege und Volieren, die Rubel rollen ließen und nun damit Reklame machen dürfen. Ähnlich ist das „Patenschaftsprogramm“: Jemand übernimmt die Patenschaft für ein Tier, egal welches; er zahlt alle Kosten für dessen Unterhalt, dafür darf er dessen Nachkommen Namen geben, mit dem Tier Werbung treiben etc. Und ähnliche Aktionen mehr: Wer Geld mitbringt, der darf im Zoo auch mit seinen Freunden Geburtstag feiern oder einen Empfang seiner Firma ausrichten. Kinder kann man derweil im „gorodok“ abgegeben, dem 1982 gebauten „Städtchen“ im Miniaturformat. Der Tierpark hat 232 Mitarbeiter – Verwaltung, Pfleger, Veterinäre, Gärtner und so weiter –, die um ihre Jobs nicht fürchten müssen. Wolf Oschlies


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