© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-09 vom 26. Dezember 2009

Attentat auf Hitler durchgespielt
Gruseln mit einem britischen Thriller aus dem Jahr 1939

Die meisten Schriftsteller führen ein eher ereignisarmes Leben. Vielleicht ist ihr Dasein reich an inneren Erfahrungen und Eindrücken, doch diese spielen sich zumeist im Kopf der Autoren und an ihren Schreibtischen ab. Geoffrey Household, geboren am 30. November 1900 und gestorben am 4. Oktober 1988, fällt aus der Reihe. Er arbeitete als Banker in Rumänien, verkaufte Bananen in Spanien und reiste in Sachen Druck-farben durch Europa und Südamerika. Zwischendurch war er für den Geheimdienst tätig. Und mit dem Verfolgungsthriller „Einzelgänger, männlich“ hat er im Jahr 1939 überdies ein sehr spannendes Buch vorgelegt. Gut, dass es der Kein & Aber Verlag jetzt noch einmal für den deutschen Lesemarkt herausgebracht hat. Gerade in der kalten Winterzeit liest man mit wohligem Gruseln, wie sich der Protagonist nach einem gescheiterten Attentat auf einen Diktator (gemeint ist Adolf Hitler) sogar in ein Erdloch zurückzieht, um seinen Häschern zu entkommen. Dass hier in der modernen Weltliteratur schon vor Ausbruch des Weltkrieges die Möglichkeit eines Attentats auf Hitler intellektuell durchgespielt wurde, ist nur eine Geschichte am Rande. Nachdem das Attentat gescheitert ist, wird der „Held“ gefoltert, kann fliehen, lebt aber fortan wie ein gehetztes Säugetier. Es gibt kein Entrinnen vor den namenlosen Verfolgern, den Agenten einer fremden Macht, auch auf dem heimischen britischen Erdboden nicht, in den sich der Verfolgte im Wortsinne verkriecht.        Ansgar Lange

Geoffrey Household: „Einzelgänger, männlich“, Kein & Aber: Zürich 2009, 240 Seiten, 16,90 Euro