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26.12.09 / Gegen Unterdrückung / Afrika: Rolle der Frau mit Schuld an HIV-Ausbreitung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-09 vom 26. Dezember 2009

Gegen Unterdrückung
Afrika: Rolle der Frau mit Schuld an HIV-Ausbreitung

Die meisten der weltweit an Aids erkrankten Menschen, insgesamt rund 33 Millionen, leben in Afrika südlich der Sahara. Doch jahrelang wurde die Epidemie auf dem schwarzen Kontinent gesellschaftlich totgeschwiegen, und noch heute verlieren die Betroffenen häufig ihre Arbeit und ihr soziales Netz zerreißt. Warum auch Frauen, die in einer festen Beziehung leben, häufig infiziert werden, erfährt man in der erschütternden Lebensgeschichte der 1960 geborenen Kenianerin Nais Mason. Mason, die für den United Nations Population Fund (UNFPA) arbeitet, möchte mit ihrem Buch „Meine Kraft ist die Hoffnung“ ein Zeichen setzen. Das Vorwort hat die Unicef-Botschafterin Sabine Christiansen beigesteuert.

Selbst seit über 20 Jahren mit Aids infiziert, hat Mason vom Volksstamm der Massai gemeinsam mit anderen Frauen in Kenia die Hilfsorganisation „Netpowchy“ für HIV-positive Frauen und ihre Familien gegründet. Immer mehr verlagert sich der Schwerpunkt jedoch auf Hilfe bei häuslicher Gewalt, denn diese, so Mason, ist „einer der fleißigsten Zuarbeiter der Epidemie“. Die Unterdrückung von Mädchen und Frauen in Afrika ist ein Bestandteil der Gesellschaftsstruktur und betrifft alle Lebensbereiche. Daher berichtet die Autorin in ihrem Buch nicht nur von ihren negativen Erfahrungen, sondern sie weist auch auf die Ursache hin, nämlich die nachrangige Rolle der Frau nahezu überall in Afrika. Frauen haben Nachteile in Ausbildung und Beruf.

„Gehorche ihm, dann schlägt er dich nicht!“, so die Überschrift eines Buchkapitels. Frauen werden massiv unter Druck gesetzt, wenn sie sich wehren, etwa gegen häusliche Gewalt durch den eigenen Ehemann. Allzu häufig wird ihnen dessen ausschweifender Lebenswandel zum Verhängnis, da dieser Infektionen mit Geschlechtskrankheiten und Aids Vorschub leistet. „Ein schwerwiegender Negativfaktor in Hinsicht der Entwicklung des afrikanischen Kontinents.“ Der andere Negativfaktor heißt Korruption.

„Dein Schicksal wird auch meines sein“, steht über dem Eingangskapitel, in dem Nais Mason von den letzten Stunden ihres todkranken Ehemannes Muugi berichtet, der am 1. Dezember 1990 starb – am Tag, an dem Kenia zum ersten Mal den Welt-Aids-Tag beging. Nais war als Witwe und Mutter zweier kleiner Kinder mittellos, da sie ihre Arbeit bei einer Bank infolge eines Krankheitsschubs verloren hatte. Immerhin hatte sie ihre Familie. Unzählige Aids-Witwen werden von der eigenen Familie verstoßen, weil sie aus der Sicht der Verwandten Schuld am Tod des Ehemanns tragen. Nais nahm den Kampf gegen die Krankheit auf, schon um ihrer Kinder willen. Mit dem Mut der Verzweiflung baute sie einen Kiosk-Handel auf, durchlief nacheinander mehrere Ausbildungen, wurde Aids-Beauftragte der WHO und von Unicef. Sie lebt heute in den USA und in Kenia. Dagmar Jestrzemski

Nais Mason: „Meine Kraft ist die Hoffnung“, Patmos Verlag, Düsseldorf 2009, geb., 246 Seiten, 18 Euro


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