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26.12.09 / Selbst Australien wird asiatischer / Scholl-Latour zeigt, wie das Vermächtnis weißer Kolonialherren schwindet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 52-09 vom 26. Dezember 2009

Selbst Australien wird asiatischer
Scholl-Latour zeigt, wie das Vermächtnis weißer Kolonialherren schwindet

Es gibt wohl nur wenige Journalisten, die so häufig und ausgiebig die Welt bereits haben wie Peter Scholl-Latour. Der Arabisch sprechende Autor, der für die ARD, das ZDF und Verlage wie Gruner & Jahr tätig war und auch in seinem (Un-)Ruhestand zahlreiche Bücher geschrieben hat, brachte vor wenigen Wochen das Buch „Die Angst des weißen Mannes – Ein Abgesang“ heraus.

Der 1924 geborene Bochumer, der sonst für seine klaren Worte und stichhaltige Analysen bekannt ist, erzählt hier in epischer Breite von verschiedenen Reisen nach Südostasien, Ozeanien und Lateinamerika. Ziel seiner Ausführungen, die Erkundungstouren der letzten Jahre, aber auch aus den 60er und 70er Jahren beinhalten, ist, zu belegen, wie sehr der Einfluss und das Vermächtnis der ehemaligen weißen Kolonialherren Portugal, Spanien, Frankreich,  USA und England in diesen Ecken der Welt schwinden.

Ob Neuseeland, Ost-Timor, Philippinen; Region für Region weist Scholl-Latour die Verdrängung der Weißen nach. Sehr detailiert geht er auf die jeweilige Geschichte sowie die wirtschaftliche und politische Entwicklung der untersuchten Länder ein. Hierbei sollen einige Erlebnisse von seinen Reisen helfen, um Entwicklungen anschaulich zu machen. Manchmal ermüden jedoch die im Reportagestil dargebrachten Erinnerungen, da der Autor sehr ausschweifend erzählt.

Hin und wieder bennennt er Fehlentwicklungen: „Die junge Republik Timor-Leste ist bettelarm und ausschließlich auf Subsidien ausländischer Spender angewiesen. Aber was leisten schon die Dilettanten der NGOs und jene hochbesoldeten Aid-Worker der Vereinten Nationen, die mit ihren massiven Gratislieferungen von Lebensmitteln den heimischen Bauern jede Chance nehmen, ihre Reisfelder gewinnbringend zu bearbeiten?“ Oft genug lästert er aber auch nur über faule Völker, hässliche Frauen und die arroganten Ex-Kolonialherren, die in die völlige Bedeutungslosigkeit abgerutscht seien. An einigen Stellen bedauert er, dass viele Städte ihre europäische Architektur verloren haben, und weist darauf hin, dass selbst im heute noch angelsächsisch geprägten Australien ausgewanderte Chinesen verstärkt die dortige Gesellschaft dominieren.

Scholl-Latour hat auch im Alter noch ein waches Auge, doch es gelingt ihm in „Die Angst des weißen Mannes“ nicht, alle seine Beobachtungen auf eine höhere Ebene zu heben.            Rebecca Bellano

Peter Scholl-Latour: „Die Angst des weißen Mannes – Ein Abgesang“, Propyläen, München 2009, geb., 24, 90 Euro


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