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09.01.10 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-10 vom 09. Januar 2010

Wie beim Scheidungsrichter / Warum Merkel so einsam ist, wie man ein Problem hinfortschweigt, und wann WHO-Chefin Chan bekommt, was sie verdient
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Vermissen Sie nicht auch etwas? Wo ist die Opposition? Und wo verstecken sich Frau Merkel und die Schweinegrippe? Der Reihe nach: Gabriel, Künast und Co. sind im schwarz-gelben Pulverdampf tatsächlich kaum noch auszumachen. Vor ungläubiger Freude über das Getöse im Regierungslager bringen sie kein Wort hervor. Jedenfalls keines, das es wert wäre, von nennenswerten Medien zitiert zu werden.

Das Resultat können wir in den Umfragen lesen: Müssten die Leute nicht scharenweise zu Roten und Grünen überlaufen? Ja, müss­ten, tun sie aber nicht, weil sie weder die einen noch die anderen entdecken können. Da bleiben sie doch lieber noch ein Weilchen bei der Stange und gucken sich den Rosenkrieg im Regierungslager an. Unionler und Liberale bestätigen wirklich alle mürrischen Vorurteile gegen die romantische Liebesehe.

Kaum drei Monate ist es her, da strichen sie ihrem „Wunschpartner“ noch zärtlich durchs Haar. Heute reißen sie es sich büschelweise aus. Es geht zu wie beim Scheidungsrichter. Beide Seiten durchstöbern den Ehevertrag nach Stellen, die sie zum Nachteil des Partners auslegen können. Stichwort „Finanzierungsvorbehalt“: Der bedeutet grob gesagt, dass alles, was rausgehauen wird, an anderer Stelle wieder hereinkommen muss. So steht’s geschrieben im Vertrag. Fehlt nur die Erläuterung, wann das Geld wieder hereinkommen soll. Die Union sagt: In dem Jahr, in dem es ausgegeben wurde. Die FDP hingegen meint: Irgendwann in der Wahlperiode, also bis 2013. Und da dann der Aufschwung ja sowieso längst auf Hochtouren laufe, gelinge die „Gegenfinanzierung“ der heutigen Steuersenkungen ganz von selbst.

So geht es fröhlich hin und her. Und was sagt Frau Merkel dazu? Die hat sich im Kanzleramt verschanzt und alle Stecker gezogen. Die Sternsinger haben sie da neulich mal besucht und einen Eindruck davon mitgebracht, wie es ihr geht. Um es kurz zu machen: Es war erschütternd. Den jungen Spendensammlern sagte die Kanzlerin: „In bestimmter Weise habe ich aus was zu sagen, aber ich kann viel sagen, wenn nicht andere mitmachen und wenn wir nicht bestimmte Dinge gemeinsam unternehmen.“ Ein grober Klotz muss sein, wer angesichts von soviel Einsamkeit die Tränen der Rührung zurückhalten kann. Keiner spielt mit ihr. Keiner nimmt sie mit. Ärger noch: Die balgende Bande hänselt sie sogar. Ein „öffentliches Machtwort“ solle Merkel sprechen und „inhaltliche Führung zeigen“. Als ob nicht jeder wüsste, dass sie genau das eben nicht kann. Merkels Macht kommt durch die Hintertür, sie entscheidet im Halbdunkel der Regierungsflure über Wohl und Wehe. Und „Inhalte“? Die sind der CDU-Chefin seit jeher ziemlich schnurz. Wie gesagt, jeder weiß das in Berlin. Also ist es nur hundsgemein, sie ausgerechnet damit vorzuführen.

Am liebsten würde sie jetzt eine der berühmten Merkel-Reden halten. Die werden immer so geschrieben, dass jeder herauslesen kann, was er hören möchte. Nur helfen solche Reden im Moment nicht sonderlich weiter, zumal giftige Zungen zischen, dass es gerade diese bislang so erfolgreiche Schwammigkeit der Kanzlerin gewesen sei, die erst in den Kuddelmuddel geführt habe.

Was nun? Das Jahr ist noch jung, das kann alles noch werden. Löst sich nicht manches große Problem ganz von selber auf, wenn man einfach nur eine Weile nicht mehr drüber spricht? Wer weiß, wenn da nicht diese NRW-Wahl im Mai wäre, die alle nervös die Federn spreizen lässt, vielleicht könnten Schwarze und Blaugelbe ihre Gegensätze schlicht hinfortschweigen. Es müsste nur einer den Anfang machen und einfach mal den Schnabel halten. Das ist auch nicht leicht, das muss man können, weshalb uns bewusst ist, dass der neue Koalitionsfrieden ganz gewiss nicht von Guido Westerwelle ausgehen wird.

Dass das aber prinzipiell klappt mit dem Hinfortschweigen, dafür haben wir einen sagenhaften Beweis, der uns zu unserem dritten Vermissten führt, der Schweinegrippe. Ich weiß gar nicht mehr genau, wann es war. Doch eines Morgens war sie futsch, die Pest unserer Tage, die teuflische „Pandemie“, die uns alle in Schrecken versetzen sollte. Sie wurde nicht mal offiziell abgeblasen, man erwähnte sie nur nicht mehr, und schon war sie verschwunden. Es waren nicht viel, viel mehr, sondern sogar weniger Menschen an ihr gestorben als an jeder „normalen“ Herbstgrippe

Hinfort sind allerdings nicht bloß die „Pandemie“-Sorgen sondern allein in Deutschland 700 Millionen Euro für Impfstoffe, von denen kaum zehn Prozent verabreicht wurden. Und da wir uns von einem einmal eingeschlagenen Holzweg nicht so leicht weglocken lassen, werden die Stoffe noch bis März munter weiterproduziert.

Das Urheberrecht für diesen Ulk kann Margaret Chan für sich beanspruchen. Die Hongkong-Chinesin ist Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation WHO. Dort hat sie im Frühjahr 2009 die Kriterien für „Pandemien“ heruntergestuft. Musste eine Krankheit zuvor noch massenhaft tödlich sein, um den einschüchternden Titel „Pandemie“ zu bekommen, hat Chan dafür gesorgt, dass bloß eine weltweite, schnelle Verbreitung dafür reicht. Damit war das Tor für die Aktion Schweinegrippe geöffnet.

Frau Chan ist eine Könnerin ihres Fachs. Bis 2003 war sie Gesundheitsdirektorin von Hongkong. In jenem Jahr brach die Krankheit „Sars“ über die einstige britische Kolonie herein. Chan unterschätzte die Gefahr gründlich, es starben 300 Menschen.

Danach hatten die Hongkonger offenbar keine weitere Verwendung mehr für Dr. Chan. Aber wohin mit ihr? Just da wurde bei der WHO ein Plätzchen frei. Die Chinesen benannten Chan und machten drei Kreuze hinter ihr. Bei der UN-Sonderorganisation schließlich lieferte die Medizinerin mit der Schweinegrippe ihr Meisterstück ab. Wie viel Schaden darf ein Mensch in einem einzigen Leben eigentlich anrichten? Na ja, bis 2012 ist sie jedenfalls gewählt, danach dürfte sie endlich bekommen, was solche Leute in dieser Welt verdienen: einen millionenschweren Posten als „Berater“ eines jener Pharmariesen, die sich an der Schweinegrippe eine goldene Nase verdient haben. In der Zeitung werden wir dann lesen, dass Margaret Chan dem Konzern künftig ihre „reiche Erfahrung und unbestrittene Kompetenz“ zur Verfügung stelle. Vergessen werden wir sie nicht so schnell, denn mit der Schweinegrippe hat sie sich ihr Denkmal gesetzt.

Andere haben diesen Kraftakt noch vor sich. Abdoulaye Wade, der Präsident des Senegal, lässt am Hafen seiner Hauptstadt Dakar ein riesiges „Monument der afrikanischen Wiedergeburt“ errichten, drei Meter höher als die Freiheitsstatue von New York. Kostenpunkt: 19 Millionen Euro. Die müsse aber nicht das senegalesische Volk bezahlen, beteuert Wade. Das Geld stamme von einem reichen Immobilienspekulanten. Dass der Präsident dem spendablen Spekulanten zuvor 30 Hektar Bauland in bester Lage überlassen haben soll, tut natürlich nichts zur Sache.

Der Koloss von Korruptos soll eine Touristenattraktion werden mit Aussichtsplattform ganz oben. Dabei beansprucht Wade 35 Prozent der Eintrittsgelder für sich privat, weil er angeblich die Idee zu dem Monstrum gehabt habe. Stimmt nicht, er sei das gewesen, behauptet ein senegalesischer Künstler, was er noch bereuen könnte: Errichtet wird die „Wiedergeburt“ nämlich von den Nordkoreanern, weshalb wir uns auf ein Machwerk von stalinistischer Stilsicherheit freuen dürfen. Ob einer, der sich „Künstler“ nennt, dafür verantwortlich sein möchte? Der 83-jährige Abdoulaye Wade gehörte in Kopenhagen übrigens zu denen, die sich am lautesten darüber beklagten, dass die „reichen Länder“ den armen zu wenig Geld für den „Klimaschutz“ aufs Konto überweisen. Hatte er da schon Ideen für weitere architektonische Großtaten?


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