19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.01.2010 / Ströme

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-10 vom 16. Januar 2010

Ströme von Wein - im Jenseits
Alkoholverbot und Islam: Anspruch und Wirklichkeit

Die Saubermänner Mohammeds durchkämmen derzeit Bagdad auf der Suche nach sündhaftem Alkohol. Der Politiker Al-Maliki will im Zuge seines Wahlkampfes die gegen Terroranschläge besonders geschützte „Grüne Zone“ der Hauptstadt „trocken“ legen und die Handvoll Verkäufer von Whisky, Bier und Arak vertreiben.

Doch er hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn Alkohol hat im Irak Tradition, Islam hin oder her. Nicht von ungefähr wurde die Vergnügungsmeile Abu Nawas nach jenem Vorzeigedichter des Landes benannt, der vor über 1000 Jahren die Liebe und den Wein besang. Und so ist Bagdad einer der wichtigsten Exportmärkte für türkisches Bier mit einem Exportvolumen von über 22 Millionen Euro. Es gibt sogar Überlegungen, in Kurdistan eigene Brauereien aufzubauen und so die dortige Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Der Schwarzhandel und die illegale Destillation jedenfalls blühen in der islamischen Welt und machen auch vor Ländern wie Iran und Saudi-Arabien nicht halt. Das indirekte Alkoholverbot des Koran, die 13. große Sünde im Islam, wird ohnehin unterschiedlich gehandhabt. Während es bei den wahabitischen Saudis strikt durchgesetzt wird, drücken offizielle Stellen in anderen islamischen Ländern, wie etwa zeitweise in der Türkei mit ihrem Anisschnaps und Nationalgetränk Raki, ein Auge zu. Ungeachtet dessen warnen korantreue Imame: „Am Tage der Auferstehung wird der Alkoholtrinker zu den Ungläubigen gezählt.“ Und denen winkt kein Paradies.

Neuerdings legt aber auch die Türkei die Bremse ein. Alkoholkauf über das Internet, Telefon oder Fax ist unter Strafe verboten, es muss öffentlich in einem Laden geordert werden, damit sichtbar wird, dass gegen ein Tabu verstoßen wird.

„Wenn sie Wein trinken, peitscht sie, wenn sie nochmals Wein trinken, peitscht sie. Wenn sie nochmal trinken, tötet sie!“ Abu Dawud as-Sidschistani stellte diese Regel auf, während der Koran in Sure 47:15 den Gläubigen im Paradies sogar noch „Bäche mit Wein“ verspricht. Die einschlägigen Kommentatoren mussten deshalb flugs feststellen, dass es sich dabei um Wein ohne berauschende Wirkung handelt, also eigentlich Fruchtsaft.

Zu Zeiten Mohammeds jedenfalls wurde in Arabien mit Wein Handel getrieben und der vergorene Saft der Reben, Datteln und Feigen als berauschendes Getränk genossen. Erst stufenweise in vier Versen kam dann die Ächtung von Alkohol zum Tragen. Allerdings ist Wein in den gesamten Ländern des Mittelmeers, also auch in Algerien, Tunesien, Ägypten, in Jordanien, im Libanon und in Syrien, seit alters her ein Bestandteil der Kultur.

Ein deutliches Alkoholverbot herrscht neben Saudi-Arabien in Kuwait, im Sudan, in Libyen und im Iran. Ungeachtet dessen brauen die zahlreichen Gastarbeiter aus den Philippinen, aus Indien, Pakistan, Bangladesch und Sri Lanka ihren Fusel selbst und verkaufen ihn auch an Einheimische. In Dubai wird relativ offen mit dem Thema umgegangen. Es ist üblich, so berichtete eine Kennerin der Szene, am Donnerstagabend auszugehen und sich zu betrinken.

Inzwischen geht die Auslegung der späteren Koranverse davon aus, dass auch das Mischen mit Wasser, der Gebrauch in Medikamenten, Anbau, Handel und Herstellung untersagt sind. Weitere Kommentatoren ziehen alles Berauschende wie Canabis mit ein, was etwa in Syrien zur Diskussionen um ein Rauchverbot der beliebten Wasserpfeife geführt hat.             J. Feyerabend


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren