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16.01.2010 / Die Preußen sicherten den Betrieb / Ein Besuch im BMW-Museum und auf dem Werksgelände ist ein Stück erlebte deutsche Geschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-10 vom 16. Januar 2010

Die Preußen sicherten den Betrieb
Ein Besuch im BMW-Museum und auf dem Werksgelände ist ein Stück erlebte deutsche Geschichte

Allein die Architektur ist atemberaubend. Was sich da in unmittelbarer Nachbarschaft des Olympiageländes in München er-
streckt, erfreut nicht nur männliche Autofans. BMW-Museum und BMW-Welt üben eine besondere Faszination aus.

Wer die bayerische Landeshauptstadt besucht, kann kulturell viel erleben. Vor allem manchen Mann überkommt jedoch nach der x-ten Gemäldeausstellung und der x-ten Schlossbesichtigung ein Gefühl der Übersättigung. Auch hier bietet München neben dem gigantisch weitläufigen und höchst informativen Deutschen Museum mit Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik eine andere Sehenswürdigkeit, die nicht nur Männerträume wahr werden lässt: das BMW-Museum.

Im Sommer 2008 öffnete das BMW-Museum gegenüber vom Olympiapark nach umfangreichen Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten wieder seine Tore. Die Ausstellungsfläche des zu den Olympischen Spielen 1972 eröffneten Museums hat sich inzwischen verfünffacht und mutet sehr modern an. Glas, Stahl und Beton sind das Umfeld, in denen das Unternehmen nicht nur seine verschiedenen Kfz-Modelle präsentiert. Denn auch wenn BMW in der öffentlichen Wahrnehmung als Autobauer gesehen wird, begann die Firmengeschichte keineswegs erst 1929 mit dem ersten Serien-Automobil, dem 3/15 PS beziehungsweise DA 2, einem Lizenzbau des britischen Austin Seven. Vielmehr begann alles mit Flugzeugmotoren. Und dafür, dass die 1913 von Karl Rapp gegründete Rapp Motorenwerke GmbH, die 1917 ihren Namen in Bayerische Motoren Werke (BMW) GmbH änderte und 1918 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, keine Eintagsfliege blieb, sorgte die Preußische Heeresverwaltung. Mit dem Auftrag über 2000 Flugzeugmotoren sicherten die Preußen den Betrieb des Unternehmens, das dem heutigen BMW-Konzern allerdings nur seinen Namen gab, denn nach einigen Wirrungen und Eigentümerwechsel wurde 1922 aus dem 1916 von Gustav Otto, einem Sohn des Ottomotor-Erfinders Nikolaus, gegründeten Gustav-Otto-Flugzeugwerk BMW. Und da den Deutschen der Bau von Flugzeugmotoren nach dem Ersten Weltkrieg laut Versailler Vertrag verboten war, suchte sich das Unternehmen eine neue Aufgabe: Statt Flugzeugmotoren wurden nun Motorräder gebaut. Und so sind neben Automobilen verschiedener Modelle und ihrer Baureihen auch Flugzeugmotoren und Motorräder zu bestaunen.

Die Unternehmensgeschichte lässt auch Rückschlüsse auf die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zu, denn das Unternehmen stellte sich vor allem in den ersten Jahrzehnten gezielt auf die bundesdeutschen Kundenbedürfnisse ein. Zwischen der kleinen „Knutschkugel“ Isetta und dem neuesten Z4 liegen Welten. So manches Mal hat das Unternehmen mit den veränderten Gegebenheiten am Markt zu kämpfen gehabt, so mancher Überlebenskampf wurde gefochten, doch wer nach dem Besuch des Museums noch nicht genügend über Gestaltung, Firmengeschichte, Technik, Design und auch Motorsport erfahren hat, kann einmal über die Straße in die neue BMW-Welt gehen. Hier befindet sich nicht nur das BMW-Auslieferungszentrum, sondern auch eine Automobilausstellung mit Informationen und den neuesten Modellen. Das Unternehmen setzt sich hier gekonnt in Szene, so dass die BMW-Welt mehr ist als nur ein großes Autohaus. Allein die Präsentationsfläche ist architektonisch wohlüberlegt und ähnlich wie das Museum kühl und kühn zugleich. Wer genügend Zeit mitbringt und sich rechtzeitig anmeldet, kann nach Besichtigung des Museums (12 Euro Eintritt für Erwachsene) und der BMW-Welt (kostenlos) noch den Höhepunkt des BMW-Areals besichtigen: das Werksgelände.

Die zweistündige Führung (6 Euro für Erwachsene) beginnt mit einem kurzen Film und führt dann als erstes zu den Stahlpressen. Atemberaubend wird es, wenn es danach in die Karosseriefertigung geht. Hier setzen Roboterarme des Augsburger Unternehmens Kuka 95 Prozent der Karosserie wie von Geisterhand zusammen. Menschen sind in dieser Halle selten zu sehen, stattdessen arbeiten auf kleinstem Raum fünf bis sieben Roboter an einem Autoteil. Ist es fertig, wird es auf einen vorbeifahrenden Transportarm gehängt, der es dann zur nächsten Station befördert, wo wieder Roboterarme das Teil entgegennehmen und es mit anderen zusammenfügen.

Auch in der Lackiererei arbeiten Roboterarme systematisch aufeinander abgestimmt miteinander. Sie öffnen selbstständig Türen und Kofferraumklappe der fertigen Karosserie, die dann einige Hallen später Erstkontakt mit einer Menschenhand hat. Erst bei der Endmontage sieht man zahlreiche Repräsentanten der Spezies Mensch bei der Arbeit. Am Ende dieser Führung und der Stunden auf dem BMW-Gelände wird nicht nur der technikinteressierte Besucher überzeugt sein, in ein Stück deutsche Kulturgeschichte eingetaucht zu sein.            Rebecca Bellano

Das BMW-Museum, Am Olympiapark 2, München, ist dienstags bis sonntags sowie feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Foto: Begeistert nicht nur männliche Autofans: BMW Isetta 250 und BMW 2002ti


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