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23.01.10 / Tragödie in der Tragödie / Warum Haiti nicht vorankommt – Seit 1804 fast permanente Gewalt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-10 vom 23. Januar 2010

Tragödie in der Tragödie
Warum Haiti nicht vorankommt – Seit 1804 fast permanente Gewalt

Während eine riesige internationale Hilfswelle auf Haiti zurollt, ziehen Menschen marodierend durch die Straßen von Port-au-Prince. Haitis Hauptstadt ist nach dem verheerenden Erdbeben ein Ort der Tragödie und auch ein Schauplatz von Vergewaltigungen und Plünderungen. Es herrscht Anarchie.

Die Geschichte Haitis liest sich wie ein blutiger Krimi. Entdeckt wurde die Insel Hispaniola am Nikolaustag 1492 von Christoph Kolumbus. Er landete an der Nordküste des heutigen Haiti. Die indianischen Ureinwohner, eine der am höchsten entwickelten Zivilisationen der gesamten Karibik, wurden von den spanischen Eroberern versklavt und starben durch eingeschleppte Epidemien bis Ende des 16. Jahrhunderts aus. Sklaven aus Westafrika wurden zur Arbeit auf die Insel geholt.

Um die einstmals reichste Kolonie der Karibik, das berühmte „Cap Helenien“, entbrannte bald ein Kampf der Großmächte. Schließlich trat Frankreich im Jahre 1763 das weitaus größere Ost-Kanada an England ab, nur um Haiti behalten zu dürfen. Doch schon 1804 machte einer der ganz wenigen erfolgreichen Sklavenaufstände der Geschichte der französischen Herrschaft ein Ende. Seitdem hat ein brutaler (mulattischer) Diktator den anderen abgelöst. Der größenwahnsinnige Henri-Christophe ließ sich 1811 zum „Kaiser von Haiti“ krönen. Er ließ 200000 Zwangsarbeiter schuften, um nach Potsdamer Vorbild das Schloss Sanssouci in Milot nachzubauen. Unvergessen auch die Schreckensherrschaft von „Papa Doc“ und „Baby Doc“ (1957-1986). Seit nunmehr 200 Jahren herrschen fast ununterbrochen Chaos und Anarchie auf der Insel. Verantwortlich dafür gilt auch die skurrile Mischung von christlichen und afrikanischen Glaubensinhalten, die zerstörerische Magie von Voodoo-Kult und Zombies, im Alltag der Haitianer.             H. E. Bues


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