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23.01.10 / »Linke« zerlegt sich / Erst Richtungs-, jetzt auch Führungsstreit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-10 vom 23. Januar 2010

»Linke« zerlegt sich
Erst Richtungs-, jetzt auch Führungsstreit

Nach Jahren der Personalquerelen konnte die am Boden liegende SPD die kurzfristige interne Ruhe nutzen, um den Feind aus dem eigenen linken Lager zu demütigen: Sie bot dem viel gescholtenen, auf Druck im Mai aus seinem Amt scheidenden Bundesgeschäftsführer der Partei „Die Linke“, Dietmar Bartsch, politisches Asyl an. Natürlich nahm dieser das nicht an.

Ganz Deutschland konnte in den letzten Wochen erleben, wie die erfolgsverwöhnte Partei „Die Linke“ sich selbst zerfleischte. Dabei ging es schon längst nicht mehr nur um den von Oskar Lafontaine auf kleiner Flamme gehaltenen Konflikt zwischen vergleichsweise pragmatisch-linken Ossis und ideologischen Wessis in der Partei. Genau dieser lange unterdrückte Richtungsstreit brach während der offiziell krankheitsbedingten Auszeit Lafontaines in ein Machtvakuum. Dieses nutzte Dietmar Bartsch, um sich für einen Posten in der Parteispitze zu empfehlen. Das brachte ihm den Vorwurf der Illoyalität gegenüber Lafontaine durch Bundestagsfraktionschef Gregor Gysi ein. Der wiederum wurde von Anhängern des Geschäftsführers als Verräter an seinem langjährigen Getreuen Bartsch zugunsten des „Befehlsgebers aus Oberlimberg“, sprich Lafontaine, bezichtigt. „Wir müssen uns fragen: Welches Loyalitätsverhältnis wird bei uns eigentlich erwartet? Eines der alten Ostkader-Mentalität oder eines der Teamfähigkeit“, griff der Chef der Linke-Fraktion in Thüringen, Bodo Ramelow, den alten SED-PDS-Mann Gysi an. Und um den Führungsstreit rund zu machen, wurde auch der abwesende Parteichef Lothar Bisky von Ramelow wegen seiner mangelnden Führungsqualitäten abgemahnt. „Wir brauchen keine Pappkameraden“, so der 53-Jährige, der ankündigte, ab Mai nicht mehr für den Bundesvorstand zur Verfügung zu stehen.

Im Dienstag hatte Lafontaine seinen ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Krebsoperation, doch seine Rückkehr beruhigt die Partei keineswegs. „Wir wissen, wozu Oskar Lafontaine fähig ist“, stichelte zudem SPD-Chef Sigmar Gabriel und spielte damit auf Lafontaines kopflose Flucht 1999 aus der SPD und dem Finanzministerium nach Auseinandersetzungen mit Kanzler Gerhard Schröder an.             Bel


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