29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.01.10 / Ausstellung über Franckesche Stiftungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-10 vom 23. Januar 2010

Ausstellung über Franckesche Stiftungen

Noch bis zum 28. Februar zeigt Ehrhardt Bödeckers Brandenburg-Preußen Museum im brandenburgischen Wustrau die Sonderausstellung „Geschichte und Gegenwart der Franckeschen Stiftungen“. Im Obergeschoß des Museums, wo sonst auch Vorträge stattfinden, führen 20 Stelltafeln, zwei Exponate, eine nachgebildete Plastik und eine fotografische Schauwand, welche die 50000-bändige Bibliothek der Franckeschen Stiftung in Halle zeigt, in das Thema ein.

Die Stelltafeln informieren in chronologischer Weise über die Entstehung der Franckeschen Stiftungen, als der pietistische Pfarrer August Hermann Francke Ende des 17. Jahrhunderts in Glauche bei Halle eine Armenschule für Mädchen und Jungen eröffnete, sowie über den wachsenden Einfluss seiner Erziehungsprinzipien auf Preußen, Europa und schließlich die ganze Welt bis zu den heutigen Tagen.

Eine Bleistiftzeichung zeigt den Besuch des Königs Friedrich Wilhelm I. 1713 bei den Franckeschen Stiftungen. Dieser war von historischer Bedeutung, weil der Monarch sich an Ort und Stelle einen Überblick verschafft hat, bevor er Francke letztlich den Aufbau des preußischen Schulwesens übertrug. Vier Jahre nach dem Besuch, am 28. September 1717, verfügte der Herrscher dann die Schulpflicht in seinem Königreich.

In der Mitte des Ausstellungsraums ist eine Plastik des Stiftungsgründers Francke zu sehen. Seine linke Hand ruht auf dem Kopf eines kleinen betenden Mädchens, während zu seiner Rechten ein kleiner Junge die Bibel trägt. Die Plastik symbolisiert den „revolutionären“ Gedanken, nicht nur Jungen, sondern auch Mädchen eine Bildung zu verschaffen.
Sicherlich ist das Original von August Hermann Franckes 1806 erschienenem Werk „Nützliche und Nöthige Handleitung zu Wohlanständigen Sitten“ ein Höhepunkt der Ausstellung. Dort wurde ein gesunder Mittelweg zwischen Zügellosigkeit und übertriebener Erziehungsreglementierung, Respekt, Belassung individueller Freiräume, persönlicher Zurückhaltung, Ehrerbietung, Bescheidenheit, Zuverlässigkeit und Ordnung gefordert.

Der 1663 geborene Francke verstarb 1727, aber seine Nachfolger setzten das Werk fort. Auch die Zeit des Nationalsozialismus änderte daran nichts. Erst mit dem Einzug des Kommunismus in Mitteldeutschland war damit Schluss. Nach dem Untergang der DDR wurden 1992 die Stiftungen neu gegründet. Heute lernen wieder 4000 junge Leute in den wiedererrichteten Franckeschen Stiftungen. Zum 300. Jahrestag der Franckeschen Stiftungen wurde 1998 von der Bundesbank eine Gedenkmünze herausgegeben. Hans Lody

Die Sonderausstellung ist wie das Museum dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Meist sonntags um 11 Uhr und nach Vereinbarung führt Bödecker persönlich durch die Ausstellung.

Nähere Informationen erteilt das Brandenburg-Preußen Museum, Eichenallee 7a, 16818 Wustrau, Telefon (033925) 70798, Fax (033925) 70799, E-Mail: wustrau@brandenburg-preussen-museum.de.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren