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23.01.10 / Vom Flüchtling zum Star / Erst Kosovo, dann Fußball

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-10 vom 23. Januar 2010

Vom Flüchtling zum Star
Erst Kosovo, dann Fußball

Frauenfußball-Nationalmannschaft, Nagellack und Lippenstift – kann man das miteinander in Einklang bringen? Man kann beziehungsweise „frau“ kann. Zum Beispiel Fatmire Bajramaj, besser bekannt als Lira Bajramaj, die den Frauenfussballbegeisterten noch von der WM 2007 ein Begriff sein dürfte.

In dem Buch „Mein Tor ins Leben – Vom Flüchtling zur Weltmeisterin“ berichtet die 20-jährige Kickerin jedoch nicht nur von ihrer Leidenschaft für das runde Leder, sondern auch von ihrer Kindheit im Kosovo, den Gründen, aus denen ihre Familie dort nicht länger leben konnte, und der gefahrvollen Flucht nach Deutschland.

„Das neue System ließ in den wichtigen Bereichen wie Polizei oder auf den Ämtern bald keine Albaner mehr zu. Es kamen Leute aus Serbien, besetzten Schlüsselpositionen. Irgendwann war von den alten Polizisten, die mein Papa gut kannte, keiner mehr da, der Umgang des neuen Personals mit uns Albanern wurde rauer ... Schließlich bekam mein Vater eine Vorladung auf das Polizeipräsidium … Eines war klar: Wenn er dort hingeht, kommt er so schnell nicht wieder. Es hätte die vorläufige Festnahme bedeutet. Danach wäre er vor Gericht gestellt und verurteilt worden.“ Da Liras Vater als rechtschaffener Bürger plötzlich um Leib und Leben fürchten musste, lieh er sich bei Freunden und Verwandten etwas Geld und dann ging die als Urlaubsreise getarnte Flucht samt Ehefrau, Tochter und den beiden Söhnen los.

Liras Verwunderung darüber, dass damals alles geglückt ist, kann der Leser nur teilen. Der Schutzengel, der an diesen Tagen über der Familie wachte, muss besonders gut in seinem Metier ausgebildet gewesen sein.

Zu Beginn ihres Buches stellt Lira die Frage, ob es mit 20 Jahren nicht zu früh sei, seine Lebensgeschichte zu Papier zu bringen. Spätestens nach Beendigung des Buches dürfte die Antwort klar sein. Denn wenn man in diesem Alter bereits eine Flucht aus der Heimat, eine Zeit als Asylant samt sämtlichen Fallen der Integration in Deutschland mit Sprachproblemen und unterschiedlichen Gebräuchen hinter sich gebracht hat und nebenbei auch noch Mitglied der Deutschen Frauenfußball-Natio-nalelf geworden ist, erübrigt sich ein solche Frage.

Natürlich merkt man dem Buch an, dass seine Verfasserin noch sehr jung ist. Aus diesem Grunde sieht man ihr jedoch kleine Ausschweifungen über Kosmetik und Hairsytling gerne nach.

„Mein Tor ins Leben – Vom Flüchtling zur Weltmeisterin“ ist eine Biographie der besonderen Art. Nicht nur, dass das Buch sehr persönlich geschrieben ist und private Fotos der jungen Autorin und ihrer Familie beinhaltet, es besticht auch durch seine frische positive Art, mit der Lira Bajramaj über die recht schwierigen Themen Migration, Integration und Sport berichtet.             A. Ney

Lira Bajramaj: „Mein Tor ins Leben – Vom Flüchtling zur Weltmeisterin“, Südwest, München 2009, broschiert, 156 Seiten, 9,95 Euro


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