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30.01.10 / Heftige Attacken gegen Islamkritiker / Die abgegriffene Faschismuskeule kreist wieder – Necla Kelek wirft »Islamverstehern« Unkenntnis vor

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-10 vom 30. Januar 2010

Heftige Attacken gegen Islamkritiker
Die abgegriffene Faschismuskeule kreist wieder – Necla Kelek wirft »Islamverstehern« Unkenntnis vor

Der schwelende Streit um Islamismus und Islamkritik hat mit Beginn des neuen Jahres hörbar an Schärfe gewonnen. Auslöser war ein Interview der Soziologin, Frauenrechtlerin und Buchautorin Necla Kelek mit der Deutschen Presse­agentur (dpa). Die türkischstämmige Kelek prangert an, dass kritische Stimmen zum Islam „mit Hilfe deutscher Islamversteher“ als Rassisten verunglimpft würden.

Die Kritik aber sei allzu berechtigt, denn der Islam wolle „Leitkultur sein und nicht nur das Leben der Muslime regeln, sondern auch bestimmen, wie sich die übrige Gesellschaft gegenüber den Muslimen zu verhalten hat“, so Kelek, die selbst Muslimin ist und für einen aufgeklärten Islam eintritt. Dafür aber müssten sich die Muslime von der Scharia lösen und „den politischen Islam ächten“.

Die „Frauen- und Rechtsextremismusforscherin“ Birgit Rommelspacher warf Kelek daraufhin in der „taz“ vor, den Islam „zugunsten des Christentums abschaffen“ zu wollen. Rommelspacher geht noch einen Schritt weiter und macht eine Tendenz bei Feministinnen aus, neuerdings „mit Rechten gemeinsame Sache“ zu machen. Was sie unter „rechts“ versteht oder verdammt, das lässt Rommelspacher allerdings im Ungenauen.

Worauf sie abzielt, wird dennoch deutlich und kennzeichnet den gesamten Kurs der jüngsten Attacken gegen Islamkritiker: Dass Kelek ebenso wie die Anwältin Seyran Ates (wie Kelek Deutsche türkischer Herkunft) oder die somalisch-niederländische Politikerin Ayaan Hirsi Ali eine westliche Werteordnung gegen den Islam in Stellung brächten, verweise auf Frauen im Nationalsozialismus, die ihre „rassische Überlegenheit mit ihrem Einsatz für die Gleichstellung von Mann und Frau begründet“ hätten.

In der Tendenz ähnlich gehen Till-R. Stoldt in der „Welt“ und Thomas Steinfeld in der „Süddeutschen Zeitung“ gegen Islamkritiker in Stellung. Schon die Titel ihrer Beiträge lassen an Schärfe nichts missen: „Islamkritik als Schlachtgesang der Gehässigen“ („Welt“) und gar „Unsere Hassprediger“ („Süddeutsche“) lauten sie, womit die Islamkritiker auf eine Stufe mit islamischen Fanatikern gestellt werden, welche sich als  geistige Väter von Attentätern und „Gotteskriegern“ betätigen.

Stoldt sieht durch scharfe Islamkritik ein Weltbild wuchern, das „taugt zum ideologischen Fundament für Massendeportationen, religiösen Reinigungswahn und unendliches Leid“, weil die Kritik in fanatische Kanäle gelenkt“ zu werden drohe. Damit zieht auch Stoldt Parallelen von moderner Islamkritik und den verbrecherischen Spuren von Gewaltherrschaften des 20. Jahrhunderts. Dabei nimmt er selbst den Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit und den Schriftsteller Ralf Giordano aufs Korn. Giordano hatte sich vehement gegen den Bau einer Großmoschee in Köln gewehrt (PAZ berichtete).

Soweit geht Thomas Steinfeld nicht, betont jedoch ebenfalls angebliche Parallelen zwischen islamischen Scharfmachern und ihren Gegnern: Auch die „Beschwörung der ,westlichen Werte‘“ bringe „ihre eigenen Hassprediger hervor“.

Diese Attacken blieben indes nicht ohne Antwort. Mit einer scharfen Replik widersprach Regina Mönch in der „Frankfurter Allgemeinen“: „Wer hoffte, die Kritik an parallelen Welten, an demonstrativer Verachtung für westliche Freiheiten werde nicht mehr sofort und umstandslos als eine Form von rechtsradikalem Rassenhass denunziert, ist nun eines Schlimmeren belehrt.“ Mönch sieht bei Rommerspacher und ihren Mitstreitern eine „alte Ideologie aus der blinden Multikultiseligkeit“ wiederauferstehen.

Kelek meint den Grund für die neuerliche Gereiztheit der „Islamversteher“ gefunden zu haben, den sie in der „Frankfurter Allgemeinen“ öffentlich macht: Nach drei Jahren „quälender“ Islamkonferenz sei unübersehbar geworden, dass mit dem organisierten Islam keine Integration gelinge. Um dieses Desaster kleinzu­machen, würde nun Religionskritik an sich in Frage gestellt. Dies und das Unverständnis vieler Europäer für das Denken in der islamisch-orientalischen Kultur führe dazu, dass man sich wieder in alte Opfer-Täter-Schemata zurückziehe. Kelek erklärt damit, wie die abgegriffene Faschismuskeule in eine Debatte zurückkehren konnte, die schon einmal sehr viel sachlicher geführt worden war.            Hans Heckel


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