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13.02.10 / Kleineres Übel / Ukrainer wollten mehr Stabilität wählten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-10 vom 13. Februar 2010

Kleineres Übel
Ukrainer wollten mehr Stabilität wählten

Wir hatten die Wahl zwischen zwei Übeln, zwischen einem kleinen Ganoven und einer großen Ganovin. Sie kämpfen nicht für die Ukraine, sondern für den eigenen Geldbeutel“, lautet das vernichtende Urteil in Kommentaren. Die Ukrainer haben sich für mehr Stabilität entschieden, und die sehen sie am ehesten bei Janukowitsch gewährleistet, der von mächtigen Oligarchen ostukrainischer Bergwerksbetriebe gestützt wird. Selbst alte Anhänger der Orangenen Revolution haben sich von der demokratischen Bewegung abgewandt. Fünf Jahre lang hatten deren Führer das Land in den Ruin geführt.

Demzufolge endete die zweite Runde der Präsentenwahl ohne Überraschung. Mit einem Vorsprung von drei bis vier Prozent liegt der pro-russische Herausforderer Viktor Janukowitsch knapp aber klar vor Regierungschefin Julia Timoschenko. Doch noch will diese sich nicht geschlagen geben. Sie wirft ihrem Gegner Wahlbetrug vor und kündigte an, das Ergebnis gerichtlich anzufechten. Dem Land stünde dann eine dritte Wahlrunde ins Haus. Die politische und wirtschaftliche Unsicherheit in dem osteuropäischen Staat, der zudem das wichtigste Transitland für russisches Gas nach Europa ist, würde anhalten.

Viktor Janukowitsch hat in den vergangenen fünf Jahren dazugelernt und sich im Wahlkampf auffallend zurückgehalten. Stattdessen wartete er seinen sicher geglaubten Sieg ab. Der rhetorisch unsichere und ungelenk wirkende Zwei-Meter-Mann vermied auch bewusst Fernseh-Duelle mit seiner charismatischen und ihm rhetorisch überlegenen Gegnerin Julia Timoschenko.

Beobachter glauben, dass die Ukraine mit Janukowitsch einen „neuen Kutschma“ erhalten wird: Obwohl Janukowitsch sich demokratisch gibt, stehe er doch für eine Rückehr zur Politik der 90er Jahre und für die Abhängigkeit von Oligarchen und von Russland. Janukowitsch hat Gazprom bereits ein Angebot unterbreitet, in einem Konsortium, bestehend aus Naftogas Ukraine und europäischen Abnehmern, die Kontrolle über das ukrainische Gasnetz zu übernehmen. Die ursprüngliche Hoffnung, dass die Russen der Ukraine im Gegenzug Gas zum Vorzugspreis liefern würden, hat sich bereits zerschlagen.            M. Rosenthal-Kappi


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