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13.02.10 / Berühmt durch seine Mätresse / Ludwig XV.: Friedrichs II. französischer Gegenspieler in den Schlesischen Kriegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-10 vom 13. Februar 2010

Berühmt durch seine Mätresse
Ludwig XV.: Friedrichs II. französischer Gegenspieler in den Schlesischen Kriegen

Ludwig XIV. ist als „Sonnenkönig“ in die Geschichte eingegangen und Ludwig XVI. als der Monarch, den die Französische Revolution den Kopf kostete. Dazwischen gab es Ludwig XV. Vor 300 Jahren, am 15. Februar 1710, kam der Herrscher, den die meisten vor allem wegen seiner Mätresse Madame de Pompadour kennen, in Versailles zur Welt.

Ludwig hatte es schwer, in die Fußstapfen seines Urgroßvaters Ludwig XIV. (1638–1715) zu treten. Sein Vater und sein älterer Bruder waren früh verstorben, so dass der zum Regieren nicht geeignete Fünfjährige erst einmal unter die Vormundschaft seines Onkels, des Herzogs Philipp H. von Orléans (1674–1723), gestellt wurde. Der überließ anderen die Erziehung seines Mündels, das nun von Jugend auf daran gewöhnt war, seine Regentschaft nach den Schmeicheleien seiner jeweiligen Ratgeber zu richten.

Der erste Erzieher des künftigen Königs war der Bischof von Fréjus, André-Hercule de Fleury (1653–1743), der später zum Kardinal ernannt wurde. In der Zeit, in der Fleury Einfluss auf den König hatte, blieb der französische Staatshaushalt noch einigermaßen in Ordnung. Das änderte sich aber nach Fleurys Tod.

Ludwig, der an seinem 13. Geburtstag den Thron Frankreichs bestiegen hatte und mit 15 Jahren mit der sieben Jahre älteren polnischen Prinzessin Maria Leszszynska (1703–1768) verheiratet worden war, mit der er elf Kinder zeugte, fand Gefallen am Umgang mit dem weiblichen Geschlecht. Er „bediente“ zwar seine Gattin, hatte aber gleichzeitig stets irgendwelche Mätressen.

Ab 1745 überließ sich Ludwig erst einmal völlig dem sexuellen Einfluss der Pompadour. Umgehend machte er sie zu seiner offiziellen Mätresse (maitresse en titre). Noch im Juli desselben Jahr erhob er sie in den Adelsstand. Des weiteren schenkte er ihr einen Landsitz und ein Wappen. Sie war die erste Bürgerliche, die es soweit gebracht hatte.

Ihre intime Beziehung zum König soll zwar nur bis 1751 gedauert haben, doch verstand sie es, sich durch geschicktes Verhalten nicht nur bei den Hofschranzen, sondern sogar bei der Königin Maria Leszszynska, die sie im Jahre 1756 zu einer ihrer Hofdamen ernannte, so beliebt zu machen, dass sie weiterhin die bevorzugte Ratgeberin des Königs blieb. Durch ein geschickt geflochtenes Netz von Beziehungen war sie bald unangreifbar. Sie gab Unsummen für Bauvorhaben und die Förderung von Kunst und Wissenschaft aus.

Auf den Siebenjährigen Krieg (1756–1763) gewann sie dominanten Einfluss. Dieser entstand dadurch, dass der österreichische Staatskanzler Wenzel Anton Graf Kaunitz (1711–1794) dem österreichischen Botschafter in Paris, Georg Adam Graf Starhemberg den Auftrag erteilte, Frankreich ein weitreichendes Bündnisangebot zu machen, und es diesem überließ, ob er sich direkt an den König oder zuerst an sie wenden wollte. Der Botschafter spielte gewissermaßen über Bande und gewann die Pompadour für den Plan eines Revanchekrieges gegen Preußens. Diesen Krieg machte die Französin mit Ausdauer und nie nachlassender Energie zu ihrem eigenen Projekt.

Nachdem Preußen in der Konvention von Westminster am 16. Januar 1756 mit England ein Abkommen getroffen hatte, bespielte Pompadour mit äußerster Geschicklichkeit die emotionale Saite und schürte in Paris die bornierte Empfindlichkeit der politischen Kräfte gegen diesen angeblichen Affront. Sie veranlasste König Ludwig zu Verträgen mit Österreich und ließ im Siebenjährigen Krieg die vertraglich zugesagten 24000 Soldaten bis auf 80000 Mann aufstocken, die dann in drei Armeen in Westdeutschland einmarschierten. Selbst die Niederlage bei Roßbach vom 5. November 1757 konnte sie nicht von ihrem Vorhaben abbringen, da sie den Kampf gegen Friedrich als ihr politisches Lebenswerk betrachtete.

Pompadour setzte sich dabei gegen starke Kräfte in Paris durch, die eher die Marine als das Heer fördern wollten, um den Engländern nicht die Vormacht in den überseeischen Gebieten zu überlassen. Ludwig, der an dem Leben mit Mätressen Gefallen gefunden hatte und sich nun kaum noch aktiv an der Politik seines Landes beteiligte, verspielte unbegreiflicherweise die Vormachtstellung Frankreichs in Nordamerika, in Indien und in der Karibik.

Zwar wusste sich Ludwig im Kampf der nordamerikanischen Siedler gegen England um ihre Unabhängigkeit zu rächen, indem er im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775–1783) gegen England eingriff. Aber gegen den Niedergang der Königsherrschaft in Frankreich unternahm er nichts, so dass sein Nachfolger Ludwig XVI. am 21. Januar 1793 auf der Guillotine endete. Ludwig XV. selber starb am 10. Mai 1774 an den Pocken. Jürgen Ziechmann

Foto: Ludwig XV.: Gemälde von Hyacinthe Rigaud (1659–1743)


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