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13.02.10 / Politiker verursachten Krise / Hans-Olaf Henkel erklärt, warum er die Schuld nicht bei den Bankern sieht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-10 vom 13. Februar 2010

Politiker verursachten Krise
Hans-Olaf Henkel erklärt, warum er die Schuld nicht bei den Bankern sieht

„Es war wie in der Fabel vom Hund, der ein Stück Fleisch im Maul hält. Als er sein Spiegelbild im Wasser sieht und dazu die lockende Verdoppelung seiner Fleischreserve, schnappte er gierig zu – wodurch er gleichermaßen den vorgespielten wie den realen Besitz verliert.“ Mit Hilfe dieser Geschichte veranschaulicht Hans-Olaf Henkel in „Die Abwracker – Wie Zocker und Politiker unsere Zukunft verspielen“ die Finanzkrise. Verständliche Beispiele und Berichte über eigene Erfahrungen sind die Stärke des ehemaligen Präsidenten des Bundes der Deutschen Industrie. Der 1940 Geborene erzählt, wie er in den 70er Jahren als Mitarbeiter von IBM in die USA zog, dort ein Haus kaufte und erleben musste, wie locker dort bereits damals mit Krediten umgegangen wurde. Auch schildert er aus seinem Erleben, wie sich die Immobilienblase entwickelte: Das Holzhaus, das er für 250000 Dollar gekauft hatte, war 20 Jahre später zwei Millionen wert, obwohl in der Zeit keinerlei Modernisierungen vorgenommen worden waren.

„Das Gutmenschentum der Politiker manifestiert sich in ihren Gesetzen. Zu meiner Diagnose der Weltwirtschaftskrise gehört auch die Entdeckung, dass sie nicht durch dieses oder jenes Laster ausgelöst wurde, sondern durch das Gegenteil: durch den unbedingten Willen zur Tugend … Der ganze ehrenwerte Plan der US-Präsidenten, den unterprivilegierten Minderheiten endlich ein Dach über dem Kopf zu spendieren, führte geradewegs in ein Debakel millionenfacher Bankrotte und Obdachlosigkeit“, so Henkel, nachdem er aufgezeigt hat, dass die Verursacher der Immobilienblase nach seiner Auffassung nicht die Banker waren.

Allerdings hätte der oberste Banker der USA, der aber politischer Einflussnahme ausgesetzt sei, Zentralbankchef Alan Greenspan, mit seiner Zinspolitik Öl in das von den Politikern entfachte Feuer gegossen. Henkel bezweifelt offen die niedrige Inflationsrate, die es all die Jahre in den USA angeblich  nur gegeben habe. „Denn wo es keine Inflation gab, musste auch kein Zinssatz erhöht, keine heißlaufende Konjunktur gebremst werden … Wird eine zu niedrige Inflationsrate angegeben, erscheint deshalb auch das Bruttoinlandsprodukt positiv. So wird der Geldverlust verschleiert und die Produktivität nach oben geschönt. Eigentlich hätte Greenspan das sehen müssen, aber seine Zinssenkungspolitik ließ eher das Gegenteil vermuten – dass alles in bester Ordnung war und dass es für das Ausland kaum Risiko bedeutete, sein Geld in Amerika anzulegen.“

Nach der Abrechnung mit den US-Politikern, der Zentralbank und den Ratingagenturen nimmt sich Henkel ihrer deutschen Kollegen an. Ihr Populismus, ihre hausbackenen Rezepte gegen die Krise sind für ihn äußerst kritikwürdig. „Natürlich verfügte jede dieser Landesbanken über einen Aufsichtsrat voll namhafter Politiker. Liest man deren Namen, glaubt man, eine Ehrenhalle verdienter Politiker zu betreten, ein Museum einstiger Entscheidungsträger, darunter auch abgeschobene oder zwischengeparkte, warmgehaltene oder kaltgestellte, die sich allesamt der Aufgabe gewachsen glaubten, eine Bank zu kontrollieren.“

Auch plaudert Henkel von seiner Zeit im Aufsichtsrat der gestrauchelten IKB-Bank. Zwar sei der Mittelstandsfinanzierer zu seiner Zeit (1996–2004) noch nicht in hochriskante Geschäfte verwickelt gewesen, doch Absonderlichkeiten habe es auch damals schon gegeben. Am meisten erstaunte ihn jedoch, als er nach dem Desaster der IKB seine Aussage machen musste, er jedoch nicht nach Bankgeschäften, sondern nach privater Nutzung von IKB-Eigentum durch den Vorstand befragt wurde. Statt einer ernsthaften Fehleranalyse, ging es den Aufklärern um Umbauarbeiten an einem Firmenhaus. Eine Posse von vielen, die der nun bald 70-jährige, von seinen Gegnern als Neoliberaler Beschimpfte seinen Lesern in „Die Abwracker“ präsentiert.             R. Bellano

Hans-Olaf Henkel: „Die Abwracker – Wie Zocker und Politiker unsere Zukunft verspielen“, Heyne, München 2009, 256 Seiten, 19,95 Euro


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