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20.02.10 / »Daheim an der Donau« in Brüssel / Baden-Württemberg zeigt Ausstellung zum »Zusammenleben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-10 vom 20. Februar 2010

»Daheim an der Donau« in Brüssel
Baden-Württemberg zeigt Ausstellung zum »Zusammenleben von Deutschen und Serben in der Vojvodina«

Noch bis zum 9. März wird in der baden-württembergischen Landesvertretung in Brüssel die zuvor bereits in Ulm gezeigte Sonderausstellung „Daheim an der Donau – Zusammenleben von Deutschen und Serben in der Vojvodina“ zu sehen sein.

Am 3. März findet in der Landesvertretung ein Empfang mit Repräsentanten aus verschiedenen europäischen Staaten statt. Die Ausstellung verdient Beachtung, zumal sie das Ergebnis einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen dem Donauschwäbischen Zentralmuseum und dem Museum der Vojvodina in Neusatz (Novi Sad) ist. Dort war die Schau zwischen Mai und August 2009 erstmals gezeigt worden, wobei es einen regelrechten Besucheransturm gab.

In der autonomen nordserbischen Provinz Vojvodina (mit den historischen Gebieten Batschka, Untere Branau und Westbanat) lässt sich seit Jahren ein stetig wachsendes, über den akademischen Bereich hinausgehendes Interesse an den kulturgeschichtlichen Spuren der vor 1941 dort beheimateten 330000 Donau­schwaben beobachten. Es kam zu Tabubrüchen wie der Herausgabe des Buches „Ein Volk an der Donau – Gespräche und Kommentare“ im Jahr 1996 durch den damals 38-jährigen Schriftsteller Nenad Stefanovic, in dem dieser zwölf Donauschwaben über ihre Erlebnisse in jugoslawischer Lagerhaft berichten ließ. Darüber hinaus gab es starke politische Gesten wie die vom Regionalparlament in Neusatz im Februar 2003 verabschiedete Resolution, mit der die den Benesch-Dekreten vergleichbaren AVNOJ-Beschlüsse von 1944 scharf verurteilt und deren rechtliches Fortbestehen hinterfragt wurde. Das Ausmaß der grausamen Verbrechen der Tito-Partisanen an den früheren deutschen Mitbewohnern tritt seither zumindest bei Teilen der regionalen serbischen und ungarischen Bevölkerung stärker ins Bewusstsein, auch weil mit Unterstützung lokaler serbischer Verwaltungen mehrere Gedenkstätten für donauschwäbische Opfer eingerichtet wurden. Dennoch besteht nach Jahrzehnten einseitig antideutscher kommunistischer wie serbisch-nationalistischer Geschichtsinterpretation noch jede Menge Aufarbeitungsbedarf. Die serbische und die donauschwäbisch-deutsche Seite stehen erst am Anfang einer langen Diskussion, die im Idealfall in einer echten Aussöhnung auf der Grundlage wirklichkeitsnaher Darstellungen des verhängnisvollen Geschehens der 1940er Jahre mündet.

Die graphisch ansprechend gestaltete zweisprachige Sonderausstellung sowie der dazugehörige, optisch ebenfalls gelungene Katalog sind von daher nur als Wegmarken zu sehen, die noch eine Reihe inhaltlicher Unzulänglichkeiten aufweisen. Immerhin ist von einer „gezielten ethnischen Säuberung durch die jugoslawischen Kommunisten“ die Rede, und auch der Zahlenumfang der deutschen Opfer wird von den serbischen Autoren richtig wiedergegeben: „Fast 50000 Menschen kamen zwischen 1944 und 1948 in Lagern um, andere wurden 1944 bei Massenerschießungen getötet“.           Martin Schmidt

Der Katalog zur Sonderausstellung „Daheim an der Donau“ beinhaltet neben sämtlichen Ausstellungstafeln 15 Aufsätze, umfasst 232 Seiten und kostet 19,80 Euro (ISBN 978-86-82077-97-8). Weitere Informationen gibt es beim Donauschwäbischen Zentralmuseum, Schillerstraße 1, 89077 Ulm, info@dzm-museum.de, www.dzm-museum.de.

Hinsichtlich einer ausgewogenen Darstellung des jugoslawischen Unrechts an den Donauschwaben hat die Donauschwäbische Kulturstiftung umfassende Dokumentationen vorgelegt (Kontakt: DKS, Postfach 83 02 06, 81702 München, kulturstiftung@donau­schwaben.net, www.kultur­stiftung.donauschwaben.net). Über die DKS kann auch das kürzlich in 4. Auflage erschienene Buch „Ein Volk an der Donau – Gespräche und Kommentare“ von Nenad Stefanovic bezogen werden (15,- Euro zuzüglich Versandkosten).


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