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27.02.10 / Haste mal ’n Maserati?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-10 vom 27. Februar 2010

Haste mal ’n Maserati?
von Harald Fourier

Wer Bedürftigen in Not helfen will, der gibt ihnen am besten persönlich das, was sie benötigen. Dann kommt die Hilfe wirklich an. Hilfsorganisationen, egal wofür sie tätig sind und von wem sie gesteuert werden, arbeiten nicht zum Nulltarif. Niemand tut das. Wer für einen guten Zweck etwas spendet, sollte daran  denken. Dabei gilt: Je größer die Institution, desto größer ist auch die Gefahr, dass zu viel abgezweigt wird für den aufwändigen Apparat. Wir müssen nicht bis nach Haiti gehen, um so etwas zu erleben.

Und manchmal gibt es sogar Fälle unverschämter Selbstbedienung. In Berlin gibt es einen Hilfsverein für Obdachlose,  neudeutsch „Treberhilfe“, dessen Vorsitzender sich als Dienstwagen einen Maserati angeschafft hat. Die italienische Luxuslimousine (Listenpreis bei Grundausstattung 114320  Euro) wird übrigens von einen Chauffeur gelenkt. Was kommt wohl als  nächstes? Ein Ferrari als Fixerstube?

Harald Ehlert, der Chef des Vereins, erklärt die Sache so: „Der Schwache braucht Hilfe. Aber muss der, der Hilfe bringt, schwach        daherkommen?“ Ehlert sieht sich selbst als „Sozialkapitalist“. Seine „gemeinnützige GmbH“ macht mit über 200 Mitarbeitern zwölf Millionen Euro Umsatz und mehr als eine halbe Million Euro Gewinn. Das Unternehmen betreibt Wohnhäuser für Obdachlose und schickt Sozialarbeiter herum, die nach Obdachlosen Aussicht halten, die sie dann unter ihre Fittiche nehmen können.

Ehlert ist kein Einzelfall. Längst ist eine millionenschwere Sozialindustrie entstanden, und Ehlert ist einer der größeren Fische in diesem Geschäft. Nun könnten wir sagen:  Solange das Unternehmen genug Spenden eintreibt, kann es die Gelder nach Belieben verteilen – und sei es für einen Dienst-Maserati.

In Wirklichkeit stammt aber nur ein Bruchteil aus Spenden. Die Millionen für die Treberhilfe kommen aus dem Staatshaushalt. An das Geld heranzukommen, fällt Firmenchef Ehlert nicht schwer. Er hat schließlich vor seiner Karriere als „barmherziger Samariter“ zwei Jahre für die SPD im Abgeordnetenhaus gesessen. Wichtige Parteikontakte hat er also zuhauf, aber dafür kein schlechtes Gewissen. Denn die ganze Sache wurde nur ruchbar, weil der Dienstwagen in Mecklenburg-Vorpommern geblitzt worden ist. Ehlert weigerte sich hinterher, ein Fahrtenbuch zu führen und provozierte den Prozess, der in dieser Woche stattfand. So kam die ganze  Angelegenheit ans Tageslicht.

Es ist Zeit für eine neue Definition: Gutmenschen sind Menschen, die sich selbst Gutes tun – mit fremder Leute Geld.


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