25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
27.02.10 / Erschrocken über Käßmann

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-10 vom 27. Februar 2010

Erschrocken über Käßmann
von Konrad Badenheuer

Nicht nur konservative Christen taten sich von Anfang an schwer mit einer Geschiedenen an der Spitze des deutschen Protestantismus: Dass Ehen heute massenhaft zerbrechen, ist eine bedrückende Tatsache. Aber welche Botschaft geht davon aus, wenn eine Kirche nicht mehr Persönlichkeiten an ihre Spitze beruft, die mit ihrer Lebensführung zeigen, dass Gottes Gebote erfüllbar sind, und die vorleben, dass der Segen Gottes sich primär nicht in der Vergebung von Schuld ausdrückt, sondern dort wirkt, wo Sein Wille treu befolgt wird?

Die Wenigen in der Kirche, die Frau Käßmann öffentlich von einer Kandidatur (und der Synode von ihrer Wahl) zur EKD-Ratspräsidentin abgeraten hatten, taten dies denn auch weniger wegen Uneinigkeit über die Ehe: Frau Käßmann bestreitet ja nicht deren prinzipielle Gültigkeit auf Lebenszeit, und ihre Kritiker räumen ein, dass dies nicht immer gelingt und Gott bereute Schuld vergibt. Der Schreiber dieser Zeilen wird aus seinem eigenen Glashaus niemanden mit Steinen bewerfen.

Der Dissens bestand und besteht im Verständnis des Bischofsamtes. Jenseits des bereits eingetretenen Flurschadens im Dialog mit Katholiken und Orthodoxen, für die eine Frau im Bischofsamt nicht in Frage kommt, stellt sich auch für bibeltreue evangelische Christen die dringende Frage, ob Geistliche in Leitungsämtern nicht schlicht Vorbilder sein müssen. Die Gefahr ist doch übergroß, dass bei Millionen Talkshow-Zuschauern mit Blick auf Frau Käßmann eben nicht die Botschaft hängenbleibt, dass Gott auch schwere Schuld vergibt, sondern dass die Ehe nicht mehr verbindlich sei.

Aus den Sorgen über die Wahl Käßmanns wurde nach ihren ungelenken Wortmeldungen zu Afghanistan (denen zuletzt eine stillose Reiseabsage an den Bundesverteidigungsminister folgte) Irritation. Und schließlich, nach der Alkoholfahrt vom vergangenen Samstag Erschrecken.

Auf ihrer Internetseite wirbt die EKD – ausdrücklich unter Beteiligung von Margot Käßmann – für die Fastenaktion „Sieben Wochen Ohne“. Die Aktion richte sich „an alle, die die Passionszeit bewusst erleben und gestalten wollen“. Zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag „versuchen die Teilnehmer, auf Alkohol ... zu verzichten.“ Datiert vom 19. Februar. – Nur einen Tag später, am 20., vier Tage nach Aschermittwoch, gefährdet Frau Käßmann Menschenleben, indem sie in Hannover mit 1,54 Promille sturzbesoffen eine rote Ampel überfährt. Wenn die Darstellung der „Bild“-Zeitung stimmt, hat sie die Polizisten angelogen, sie habe „nur ein Glas“ getrunken.

Wer aus der EKD legt Frau Käßmann, der ein Strafverfahren droht, liebevoll, aber offen und eindringlich nahe, dass sie sich nun rasch von ihrem hohen Amt zurückziehen muss?

Foto: Millionen Deutschen ist Bischöfin Margot Käßmann als charmante Talkshow-Besucherin in Erinnerung, die über ihre Ehescheidung als eine Art spirituelle Selbsterfahrung spricht. Vor einem Jahr bekannte sie freimütig, dass ihr der Verzicht auf Alkohol in der Fastenzeit schwerfalle („Ich merke auf einmal, wie sehr ein Glas Wein am Abend zur Gewohnheit werden kann.") Nun wurde Käßmann nach einem solchen Gläschen mit 1,54 Promille am Steuer von der Polizei gestellt.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren