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06.03.10 / Skandal verzweifelt gesucht / Medienberichterstattung über die Bundeswehr auf Diskreditierung fixiert − Führungsakademie im Visier

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-10 vom 06. März 2010

Skandal verzweifelt gesucht
Medienberichterstattung über die Bundeswehr auf Diskreditierung fixiert − Führungsakademie im Visier

Die Bundeswehr wird kritisiert, weil sie einen afrikanischen Offizier ausgebildet hat, der später zum Kriegsverbrecher wurde. Den Anklägern geht es jedoch nicht um den Kriegsverbrecher, sondern um die Bundeswehr. Zurückgehaltene Fakten belegen diese These.

„Bundeswehr bildet Kriegsverbrecher aus.“ So berichtete es zumindest das ARD-Magazin „Fakt“. Ein schlimmer Vorwurf, wenn er sich denn erhärten ließe. Stein des Anstoßes ist Hauptmann Moussa Dadis Camara, Chef der Militärjunta in der schwarzafrikanischen Republik Guinea, der Ende 2008 unblutig die Macht in dem zerrütteten Land übernommen hatte. Da er sich aus Geheimhaltungsgründen bei der Vorbereitung des Putsches der im Lande kaum geläufigen deutschen Sprache bediente, wird die Machtübernahme als „deutscher Putsch“ bezeichnet. Galt er zunächst als besonnener Staatsmann, der seinem Land Demokratie versprach, regierte er bald zunehmend autoritär. Ende 2009 kam es zu Unruhen, die er brutal niederschlagen ließ. Dabei wurde er schwer verletzt und lebt seitdem in Marokko.

Als Staatspräsident zeigte er sich gern in Uniform mit dem Barettabzeichen der deutschen Fallschirmjäger und prahlte mit seiner militärischen Ausbildung in Deutschland. Für die „Fakt“-Redakteure ist die Junta somit „ein Netzwerk aus alten Zeiten in Deutschland“, dessen Kampf gegen die Opposition „die Handschrift des Offizierschülers aus Deutschland“ trägt. Eine „blut-rünstige Militärjunta mit Wurzeln in Deutschland“ also. Ganz so, als ob die Bundeswehr Speziallehrgänge für Putschisten und Despoten anböte.

Dadis Camara hat tatsächlich vor Jahren als guineischer Offizier in Deutschland die Offizierschule des Heeres und weiterführende Lehrgänge besucht. Damit ist er kein Einzelfall. Die deutsche Offizier- und insbesondere die Generalstabsausbildung genießen seit vielen Jahren weltweit einen herausragenden Ruf. Die Lehrgangsplätze sind bei allen Nato-Staaten außerordentlich begehrt. Um auch Offizieren aus Ländern, die nicht der Nato oder der EU angehören, eine Teilnahme an der Ausbildung in Deutschland zu ermöglichen, schließt die Bundesregierung seit Jahrzehnten Kooperationsabkommen mit zahlreichen Ländern aus allen Erdteilen. Welchen Staaten eine solche Ausbildungskooperation angeboten wird, entscheidet das Auswärtige Amt. Die Bundeswehr hat darauf keinen Einfluss. Und welche Offiziere in Deutschland ausgebildet werden, entscheiden ausschließlich die Regierungen der Entsendeländer.

An der Führungsakademie in Hamburg gibt es seit 1962 den „Lehrgang Generalstabs-/ Admiralstabsdienst mit internationaler Beteiligung“, der prinzipiell jeder Nation offen steht, die nicht dem Bündnis angehört. Die zehnmonatige Ausbildung hat neben der militärischen Fachausbildung das Ziel, dem Lehrgangsteilnehmer einen umfassenden Eindruck von Deutschland und der Bundeswehr zu geben. Einen breiten Raum nimmt daher die politische Bildung ein, um den Lehrgangsteilnehmern die Werte von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu vermitteln. Die ausländischen Offiziere zeichnen sich in der Regel durch hohe Intelligenz und Bildung, Aufgeschlossenheit und Engagement aus. Nach der Rückkehr in ihre Heimatländer machen sie zumeist rasch in ihren Streitkräften Karriere. So haben in den vergangenen knapp 50 Jahren Tausende Offiziere aus über 100 Nationen die Generalstabsausbildung in Hamburg absolviert. Darunter waren und sind auch Offiziere aus Guinea. Wegen der dort herrschenden politischen Verhältnisse lässt das Auswärtige Amt die Kooperation mit dem Land allerdings auslaufen. Das aber verschweigt „Fakt“ geflissentlich.

Dieser Fall und die jüngste Skandalberichterstattung über angeblich entwürdigende Rituale in der Truppe werfen ein weiteres Schlaglicht auf den Umgang vieler Medien mit den Streitkräften. Jahrzehntelang war das beiderseitige Verhältnis von Distanz und Miss-trauen geprägt. Die „Abschreckungsarmee“ hatte keinen Nachrichtenwert. Mediales Interesse fand sie nur, wenn über Fehlentwicklungen oder Skandale berichtet werden konnte. Die Militärs haben, durch die negative und bisweilen sogar feindliche Berichterstattung verunsichert, lange den Kontakt zu den Medien gemieden. Erst durch die Auslandseinsätze ist das Interesse der Medien gewachsen. Die Bundeswehr wiederum ist nunmehr bemüht, deren gesteigertes Informations- und Analysebedürfnis durch eine offene Informationsarbeit zu befriedigen.

Dennoch versucht ein bestimmter Stimmungs- und Sensationsjournalismus immer wieder, negativ über die Bundeswehr zu berichten, auch um diese kampagneartig gegen die Regierung zu instrumentalisieren. Fotos von Soldaten, die mit Totenköpfen posieren, zum richtigen Zeitpunkt veröffentlicht, lassen die Präsentation des lange erwarteten Weißbuchs in den Hintergrund treten und bringen den Minister in Erklärungsnot. Zudem differenzieren viele Medien nicht hinreichend zwischen dem Minister als gewähltem Politiker und den Soldaten, die ihren Auftrag ausführen und nicht für politische Entscheidungen verantwortlich sind. So wird aus dem Oberst Klein, der offensichtlich eine falsche militärische Entscheidung getroffen hat, ein „durchgeknallter Obrist“, der für das ganze Elend in Afghanistan verantwortlich gemacht wird. Und zu ihm gesellen sich jetzt angeblich ebenso durchgeknallte Soldaten, die Menschen verachtende Rituale zelebrieren.

Es gibt viel Positives über die Bundeswehr zu berichten. Dennoch werden viel lieber Negativschlagzeilen produziert. Frei nach dem Motto: Selbst dann, wenn das Ereignis keinen Nachrichtenwert hat, ist es allemal für eine Skandalgeschichte gut.   Jan Heitmann

Foto: Guinea: Das Barettabzeichen der deutschen Fallschirmjäger als Symbol für Mitschuld der Bundeswehr?


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