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06.03.10 / Warnungen ignoriert / Wissenschaftler wiesen früh auf Gefahren in der Euro-Zone hin − Banken investierten weiter Milliarden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-10 vom 06. März 2010

Warnungen ignoriert
Wissenschaftler wiesen früh auf Gefahren in der Euro-Zone hin − Banken investierten weiter Milliarden

Politik, Finanzbranche und auch die Medien haben die Augen vor den riesigen Problemen in Griechenland verschlossen, obwohl die Krise längst absehbar war.

„Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.“ Schon als Schlagzeilen über die desaströse Lage Griechenlands die Runde machten, wollten die Regierungschefs der Euro-Länder diese nicht wahrhaben. Selbst Wochen nach den ersten Krisentreffen gibt es keinen Plan, wie Griechenland und somit der Euro als stabile Währung zu retten sind.

Derweil schütteln zahlreiche deutsche Wirtschaftswissenschaftler über so viel Planlosigkeit den Kopf. Hätte die Politik auf sie gehört und die schon seit Jahren erkennbaren Warnsignale zur Kenntnis genommen, dann gäbe es jetzt vielleicht einen Plan B. Doch diesen Plan B darf es aus politischen Gründen nicht geben: Die Gemeinschaftswährung war ein Gemeinschaftsprojekt, hätte die Politik auf die Wissenschaftler gehört, dann hätte man die Euro-Partnerländer unterschiedlich behandeln und das für Schummeleien bekannte Griechenland intensiver kontrollieren müssen.

Und zum Rest der Welt scheinen die Wissenschaftler nicht durchgedrungen zu sein. „Seit Beginn der Währungsunion lassen sich aber kaum Hinweise auf eine weitere Verringerung der Unterschiede zwischen den EWU-Ländern finden“, heißt es lau in einer Studie aus dem Jahr 2009 des Institutes der Deutschen Wirtschaft in Köln. Immerhin der Titel der Studie „Zunehmende Ungleichgewichte im Euroraum: Gefahr für die Europäische Währungsunion?“ bietet klare Worte. Das Halle Institute for Economic Research (IWH) nimmt sogar für sich in Anspruch, in seinen Publikationen seit ungefähr vier Jahren auf die wachsenden Spannungen im Euro-Raum hingewiesen zu haben. Und auch wenn der Durchschnittsbürger keine wissenschaftlichen Publikationen liest, so sollten das doch die Mitarbeiter der so genannten Research-Abteilungen tun, die in Bankhäusern sitzen und Länderprofile und -prognosen erstellen. Denn auch wenn griechische Statistiker die dramatische Lage ihres Landes verschleiert haben, so drangen bestimmte Eckdaten trotzdem über die Landesgrenzen hinaus. Zahlen zu Korruption, überforderten Sozialsystemen, Überschuldung und einem überdimensionierten Staatsapparat waren bekannt.

Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, hat bereits im Sommer 2009 in seinem Bestseller „Kasino-Kapitalismus“ die derzeitige Krise des Euros prophezeit. Einziger Fehler: Sein Pleitekandidat hieß nicht Griechenland, sondern Italien. Allerdings sah er Griechenland nah am Abgrund und verwies darauf, dass die Rating-agentur Standard & Poor’s das Land bereits im Januar 2009 in seiner Bonität herabstufte. Zwar musste Athen danach für neue Kredite höhere Zinsen zahlen, doch diese erhöhten noch den Appetit institutioneller Anleger auf griechische Staatsanleihen. Deutsche Banken und Versicherungen halten griechische Staatspapiere im Wert von 42 Milliarden Euro. Ein beachtlicher Teil davon wurde erst in den letzten zwölf Monaten erworben. 20 Prozent der gesamten Auslandsforderungen deutscher Banken, die 523 Milliarden Euro umfassen sollen, bestehen gegenüber den fünf schwächelnden Euro-Staaten Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Irland.

Erst in den letzten Wochen hatten die deutschen Banken ein Einsehen und hielten sich von griechischen Staatspapieren fern. Doch das Land braucht dringend neue Kredite und muss zudem 50 Milliarden Euro umfinanzieren. Deshalb geht in Deutschland auch das Gerücht um, Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) würde über die öffentlich-rechtliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Griechenland helfen wollen. Angesichts der Tatsache, dass Merkel noch beteuert, Berlin wolle Athen nicht mit Milliarden helfen, wurde das bisher nicht bestätigt. „Der Plan ist, dass Deutschland, Frankreich und die Niederlande griechische Staatsanleihen kaufen“, befeuerte der deutsche Europa-Abgeordnete Jorgo Chatzimarkatis (FDP) das Gerede.

Viele Alternativen gibt es auch nicht. Schließlich wetten Spekulanten bereits auf die Pleite Griechenlands und somit auf das Ende des Euros. Nach dem Willen der Politiker sollen sie aber nicht Recht bekommen. Rebecca Bellano

Foto: Hindernisse nicht eingeplant: Gradlinig hat die Politik den Euro eingeführt und ging dabei von Idealbedingungen aus.            Bild: mauritius


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