18.04.2024

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06.03.10 / Ab ins Ausland / Unternehmen verlagern Arbeitsplätze

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-10 vom 06. März 2010

Ab ins Ausland
Unternehmen verlagern Arbeitsplätze

Die Liste deutscher Konzerne, die krisenbedingt Arbeitsplätze abbauen, ist lang. Wer verlustbedingt Arbeit abwickelt, kann derzeit auf Verständnis hoffen. Das machen sich Betriebe zu Nutze, die weder unter der Krise leiden noch tatsächlich Jobs abbauen wollen. Sie verlagern trotz Gewinnen Stellen ins Ausland und nutzen die Krise als Zeitfenster zur Verschiebung von nur noch als „Human Ressources“ (menschliche Ressourcen) aufgefassten Fachkräften. Verantwortung für den Standort Deutschland ist selbst bei Traditionsbetrieben nicht mehr selbstverständlich.

So plant Siemens 2000 Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen – trotz nach oben geschnellter Gewinne beim Übergang ins neue Geschäftsjahr. Selbst gewinnträchtig arbeitende Standorte werden entkernt oder geschlossen. Die hier gestrichenen Stellen entstehen in Osteuropa neu. Dort haben viele deutsche Konzerne ihre Anlaufschwierigkeiten überwunden und streben danach, über das dort geringere Lohnniveau Profit zu machen. Das Kalkül: Ist die Versorgung mit Fachkräften in den neuen Werken halbwegs gesichert, lassen sich Mitarbeiter in Deutschland risikolos abwickeln. Für die Arbeitnehmer ist das ein doppelter Fluch – unerwartet, da sie scheinbar in einem sicheren Betrieb tätig sind, bricht ihre Existenz weg. Zieht der Arbeitsplatz ins Ausland, müssen sie, auch wenn sie eine neue Stelle finden, oft mit Einbußen rechnen. 

Seit Jahren hat es sich bei einigen Fluggesellschaften der ohnehin durch viele Übernahmen globalisierten Branche, bewährt, den eigenen Mitarbeiterbedarf bevorzugt über Tochtergesellschaften zu decken. Gerade junge Angestellte haben dabei das Nachsehen: weniger Lohn als die dienstälteren Kollegen, die oft noch einen Vertrag mit dem Mutterkonzern direkt haben. Stellenverlagerung ist somit auch ein Mittel zum beschleunigten Abbau tarifrechtlich abgesicherter Festanstellungen.

Der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) fürchtet zudem Stellenverlagerung ins Ausland infolge des relativ hohen Eurokurses. Betroffen seien gerade Unternehmen der Auto- und Luftfahrtindustrie, so BGA-Präsident Anton Börner. Auch der BGA betont jedoch, die Verlagerungen seien nicht zwingend, besonders dann nicht, wenn die Firmen in den nächsten Monaten Marktanteile in fremden Märkten erobern – Märkten wie Russland oder Asien. Dass es sogar trotz Insolvenz und des Trends zur Verlagerung einer ganzen Branche ins Ausland für ein Unternehmen attraktiv sein kann, in Deutschland zu bleiben, zeigen Firmen mit hohem Spezialisierungsgrad. So überstand die Firma TAG aus Krefeld die Insolvenz, weil sie das Wissen der Mitarbeiter in Sachen hochwertiger Gewebe nach dem Niedergang nicht mehr als Zulieferer von Massenartikeln der Autoindustrie einsetzt. Stattdessen kommt das Wissen um spezielle Beschichtungen beispielsweise in der Herstellung moderner Heißluftballons zum Einsatz. So konnten Arbeitsplätze erhalten werden.         SV


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