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06.03.10 / Virtuose, Poet, ein Tondichter / Warschau und Wien feiern den 200. Geburtstag von Frédéric Chopin – Völlig neuer Klavierstil

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-10 vom 06. März 2010

Virtuose, Poet, ein Tondichter
Warschau und Wien feiern den 200. Geburtstag von Frédéric Chopin – Völlig neuer Klavierstil

Er hat als Dandy der Romantik mit einem völlig neuen Klavierstil das Musikleben in den Salons von Paris wesentlich beeinflusst: Frédéric Chopin, dessen 200. Geburtstag die Musikwelt am 1. März feiert.

Fryderyk Franciszek Szopen kam in Zelazowa Wola bei Warschau zur Welt. Das Geburtsdatum ist nicht eindeutig gesichert; sowohl auf der Geburtsurkunde als auch auf der lateinisch geschriebenen Taufurkunde, die etwa 50 Jahre nach seinem Tode entdeckt wurde, ist als Geburtsdatum der 22. Februar 1810 vermerkt. Chopin galt als Wunderkind, komponierte schon mit sieben Jahren die Polonaisen B-Dur und g-Moll und spielte mit acht Jahren das erste Konzert.

Sein Lehrer Josef Elsner bemerkte über ihn voller Respekt: „Er meidet die ausgetretenen Pfade und gewöhnlichen Methoden, aber auch sein Talent ist ungewöhnlich.“ Und als Chopin im Juli 1829 das Konservatorium verließ, schrieb Elsner in der Beurteilung: „Besondere Begabung, musikalisches Genie.“

Zwischen 1829 und 1831 hielt sich Chopin abwechselnd in Paris, Warschau und Wien auf. Eine Ausstellung über Chopins Zeit in Wien, basierend auf der umfangreichen Korrespondenz des Komponisten, ist bis zum 30. April im Wiener Haus der Musik, Seilerstätte 30, zu sehen.

Die im damaligen Kongresspolen ausgebrochenen Aufstände gegen die Fremdherrschaft veranlassten Chopin, vorerst im Ausland zu bleiben. 1831 siedelte er nach Paris über. Von der Stadt an der Seine war er sehr angetan: Das Ambiente, das großstädtische Flair faszinierten ihn. Seinen Lebensunterhalt finanzierte er mit Konzerten und Klavierunterricht. Zu seinem Freundeskreis zählte die Schriftstellerin George Sand. Die Dame der Gesellschaft, die bekannt für ihre zahlreichen Affären war, himmelte Chopin an. Der wies sie zunächst zurück, sie gab jedoch nicht auf, und so wurden die beiden 1838 doch noch ein Paar. Doch nach knapp zehn Jahren zerbrach die Beziehung.

Chopin, der mittlerweile an Lungentuberkulose erkrankt war, ging mit Jane Stirling eine neue Verbindung ein. Stirling, die ehemals Schülerin von Chopin war, organisierte im April 1848 eine Tournee durch England. Die anstrengenden Auftritte in London setzten dem Musiker, der durch die Krankheit ausgezehrt war und bei einer Größe von knapp 1,75 Meter nur 45 Kilogramm wog, enorm zu. Am 17. Oktober 1849, im Alter von nur 39 Jahren, starb Chopin.

Seine letzte Ruhe fand er in Paris auf dem Friedhof Père Lachaise. Wie von ihm testamentarisch verfügt, entnahm man ihm jedoch vor der Beerdigung das Herz und brachte es nach Warschau. In einer Cognacflasche, so heißt es, soll seine Schwester Ludowika es in die Heimat mitgenommen haben, und heimlich soll es im Keller der Heiligkreuzkirche aufbewahrt worden sein. Inzwischen ist es in einen Pfeiler am Eingang der Kirche eingemauert.

Mit seinen Balladen, Impromptus, Klavierkonzerten, Préludes, Nocturnes und Walzern hat Chopin der Nachwelt ein brillantes und imposantes Vermächtnis hinterlassen, den heimatlichen Tänzen Polonaise und Mazurka ein unvergleichliches Denkmal gesetzt.

Das früheste von Chopin im Druck erhaltene Stück ist eine Polonaise in g-Moll (K. 889), es erschien 1817. Werke dieser Gattung komponierte er immer wieder. Mit 15 Jahren schrieb Chopin seine erste Mazurka (B-Dur K. 891–895). Die Mazurka war, anders als die Polonaise, Anfang des 19. Jahrhunderts eine recht neue Gattung der Klaviermusik, die sich aber schnell in ganz Europa etablierte.

Viele Stücke, die Chopin in den Salons spielte, entstanden aus dem Moment heraus. Heinrich Heine sagte einst über seinen Freund Chopin: „Ja, dem Chopin muss man Genie zusprechen; er ist nicht bloß Virtuose, er ist auch Poet, er ist Tondichter, und nichts gleicht dem Genuss, den er uns verschafft, wenn er am Klavier sitzt und improvisiert.“ George Sand bemerkte hierzu: „Sein Schaffen war spontan, staunenserregend. Er fand Gedanken, ohne sie zu suchen oder vorherzusehen.“

Ausgesprochen selbstkritisch und streng soll er jedoch gewesen sein, wie Sand in ihrer Biographie schrieb. „Was er als Ganzes komponiert hatte, analysierte er bei der Niederschrift zu sehr, … er schloss sich ganze Tage in seinem Zimmer ein, lief auf und ab, zerbrach die Federn, wiederholte, änderte einen Takt hundertmal, schrieb ihn und strich ihn ebenso oft wieder aus, ging ihn am nächsten Morgen mit peinlicher und verzweifelter Ausdauer wieder an.“

Der 200. Geburtstag von Chopin wird mit einer Reihe von Veranstaltungen begangen. Das sechste Internationale Musikfestival „Chopin und sein Europa“ wird vom 1. bis 31. August in Warschau veranstaltet. Geplant sind rund 50 Konzerte mit mehr als 1000 Mitwirkenden. Ein weiterer Höhepunkt ist der Frédéric Chopin gewidmete und alle fünf Jahre in Warschau stattfindende internationale Pianistenwettbewerb vom 2. bis 23. Oktober.        C. Weinert

Informationen zum Chopin-Jahr in Polen bietet auch die englischsprachige Webseite www.chopin2010.pl Dort findet sich ebenfalls ein umfangreicher Veranstaltungskalender. Informationen zum Festival „Chopin und sein Europa“ auch unter www.chopin.nifc.pl.


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