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06.03.10 / Unvergessene Königin der Herzen / Zum 200. Todestag der Preußen-Königin Luise werden in Berlin zahlreiche Ausstellungen gezeigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-10 vom 06. März 2010

Unvergessene Königin der Herzen
Zum 200. Todestag der Preußen-Königin Luise werden in Berlin zahlreiche Ausstellungen gezeigt

Eine Ausstellung im Schloss Charlottenburg bildet den Auftakt zu zahlreichen Veranstaltungen, mit denen die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) der Königin Luise von Preußen in ihrem 200. Todesjahr 2010 gedenkt. Die Sonderausstellung im Neuen Flügel des Schlosses geht der Entstehung des Mythos „Luise“ nach.

Als Mädchen war sie eine „wilde Hummel“, wurde „Jungfer Husch“ genannt und man sprach von „unserer tollen Luise“. Gut 30 Jahre später war sie die Königin, die alle verehrten und die sich nicht scheute, auch den Ministern die Leviten zu lesen. Vor 200 Jahren, am 17. März 1810, schrieb sie eine Denkschrift an das Ministerium, in der sie eindringlich mahnt, Preußen nicht verloren zu geben. Nur wenige Monate später starb Luise von Preußen in Hohenzieritz.

Die damalige Welt war erschüttert. Selbst ein gestandener Mann wie Gebhardt Lebrecht Blücher, preußischer Feldmarschall und Schlachtenlenker, schämte sich seiner Rührung nicht. „Ich bin wie vom Blitz getroffen“, rief er aus. „Der Stolz der Weiber ist also von der Erde geschieden! Gott im Himmel, sie muss also für uns zu gut gewesen sein.“

„Der plötzliche Tod Luises traf Preußen 1810 auf einem historischen Tiefpunkt wie ein Blitzschlag“, so die Berliner Ausstellungsmacher. „Die verschiedenen Rollen der Königin als Schönste der Frauen, als tugendhafte und ,bürgerlich‘ lebende Mutter und Gattin, als politisch aktive, national denkende und ,standhafte‘ Königin, als Märtyrerin, Heilige und nationaler Schutzgeist sowie ihre kaiserzeitliche Instrumentalisierung als ,imperialistische‘ Reichsgründerin werden thematisiert. Unter dem Motto ,Luise heute‘ wird die aktuelle Relevanz der historischen Figur aufgezeigt, deren Bedeutung und Einfluss auf kulturgeschichtliche Zusammenhänge nach wie vor eine breite Öffentlichkeit anspricht.“

Einzelne Lebensstationen und wichtige Rollen der Königin zeigen die Person hinter dem Mythos. Über 350 Gemälde, Skulpturen, Grafiken und Dokumente, darunter Meisterwerke von Karl Fried-rich Schinkel, Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch, laden in der Ausstellung im Neuen Flügel zu einer Annäherung an das Leben und Nachleben von Königin Luise ein.

Ein weiterer Höhepunkt ist die so genannte Luisenwohnung im Obergeschoss des Neuen Flügels. Nach der Rück-kehr des Königs-paars aus seinem ostpreußischen Exil im Frühjahr 1810 wurde die Wohnung nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel geschaffen. Sie wurde entsprechend der erhaltenen Inventarlisten von 1800 und 1810 nahezu authentisch rekonstruiert. Fast 90 Prozent der originalen Möbel, handbemalte Seidentapeten, nach alten Entwürfen neu gefertigt, Pariser Gobelins und Kunstwerke aus dem Besitz Friedrich Wilhelms III. spiegeln die klassische Schönheit der früheren Bewohnerin. Die Einrichtung stellt ein Glanzlicht während der Ausstellungsdauer und darüber hinaus dar.

Ein weiterer Gang führt zum Mausoleum, das Luises Grabstätte und die bedeutende Marmorsarkophag-Skulptur von Christian Daniel Rauch beherbergt. Anlässlich des Luisenjahres wurde die Sarkophagskulptur gereinigt und restauriert. Nun ist sie zum ersten Mal seit ihrer Aufstellung 1814 wieder öffentlich zu besichtigen, ein Besuch, der normalerweise  Angehörigen des Hauses Hohenzollern vorbehalten ist. Außer Luise haben hier mit Friedrich Wilhelm III. sowie deren Sohn Wilhelm I. und dessen Ehefrau Augusta auch andere Mitglieder der Familie ihre letzte Ruhe gefunden. Es sei „nicht nur Grab- und Gedenkstätte Luises, sondern versinnbildlicht als historisch gewachsener, authentischer Kult-ort mit seinen verschiedenen Bauphasen exemplarisch die Entwick-lung des Luisenmythos im Kontext der preußischen und deutschen Geschichte auf engstem Raum“, erläutert Rudolf G. Scharmann, Leiter des Schlosses Charlottenburg und einer der Kuratoren der Luisen-Ausstellung.

Wer zum Abschluss des Rundgangs auch noch die Luiseninsel besucht und an einem der Lieblingsplätze der Königin verweilt, der mag ihr gerade dort nahe sein. Nach dem Tod seiner Gemahlin hatte Friedrich Wilhelm III. an dieser Stelle einige Skulpturen aufstellen lassen: einen Bronzeabguss der Venus von Medici und einen des Kapitolinischen Amor nach Lysippos. Ergänzt werden die sinnreichen Arbeiten von einer Büste der Königin, die Christian Daniel Rauch erst nach dem Tod Luises fertigte. „Sie verleihen“, so Scharmann, „der Insel die Aura überzeitlichen Gedenkens an eine ewig währende königliche Liebe, bei der Amor nur noch mit seinem Bogen spielt, aber nicht mehr auf Herzen zielt.“

Als die „Königin der Herzen“ starb, fanden Dichter wie Achim von Arnim sowie Heinrich von Kleist und auch der aus dem ostpreußischen Tilsit stammende Max von Schenkendorf tröstende Worte für den König, aber auch das Volk, das sie vermisste: „Herr und König, schau nach oben, wo sie leuchtet gleich den Sternen, wo in himmelsweiten Fernen alle Heiligen sie loben“ (Schenkendorf). Mit solchen Versen haben nicht zuletzt auch die Dichter zum Mythos Luise beigetragen. Silke Osman

Foto: Königin Luise von Preußen: Das Gemälde eines unbekannten Künstlers stammt aus der Zeit um 1897 (Ausschnitt).


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