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06.03.10 / »Es klappt nur mit Mozart« / Musik sorgt nicht nur für gute Laune bei Mensch und Tier – Auch Gewicht und Sozialverhalten können

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-10 vom 06. März 2010

»Es klappt nur mit Mozart«
Musik sorgt nicht nur für gute Laune bei Mensch und Tier – Auch Gewicht und Sozialverhalten können von ihr beeinflusst werden

Die Wirkung von Musik und sonstigen Tönen auf den Menschen ist weithin bekannt, insbesondere intellektuelle Fähigkeiten und Wohlbefinden können durch sie gefördert werden. „Musik kann Stimmungen beeinflussen“, fand der Genfer Psychologe Marcel Zentner 2006 in Studien mit mehr als 1000 Probanden heraus. Wie die Versuche zeigten, lösten die Stücke bei den meisten Probanden ähnliche Empfindungen aus. Die „Tritsch-Tratsch-Polka“ von Johann Strauss rief bei den Testpersonen die stärksten Freude- oder Machtgefühle hervor, den höchsten Wert für Bezauberung und Traurigkeit erreichte das Werk „Kol Nidrei“ von Max Bruch, und das „Klavierkonzert Nummer 1“ von Frédéric Chopin ließ schließlich die stärksten Sehnsuchts- und Zärtlichkeitsgefühle erkennen.

Musik stimuliert überwiegend positive Gefühle, doch können auch negative Gemütszustände eintreten. So ist es beispielsweise, als das Ballett „Sacre du Printemps“ von Igor Strawinsky in Paris uraufgeführt wurde, sogar zu einem Handgemenge gekommen. Ganz gleich ob negative oder positive Emotionen – offensichtlich sind es ganz bestimmte Passagen, die die Gefühle zur Wallung bringen.

Im Genfer Universitätsspital überprüfte der Psychologe, ob Musik auch Schmerzen lindern kann. Es stellte sich heraus, dass zwar auch mit Wolfgang Amadeus Mozart im Ohr die Hand im Eiswasser weh tat, die Schmerzen sich aber länger ertragen ließen als bei Versuchen ohne oder mit unangenehmer Musik. Weitere Untersuchungen zeigten, dass Musik bei Demenzpatienten das Wohlbefinden fördert.

„Sehr viele Psychopharmaka können unnötig werden, wenn wir dem Demenzpatienten eine Stunde bieten, in der er gar nicht merkt, dass er in einem Spital ist und sich dadurch entspannt“, sagt Professor Reto Kressig, Chefarzt der Akutgeriatrie des Universitätspitals Basel. „Das ist mindestens so wirksam wie Benzodiazepin.“ Der Mediziner hat zudem ein spezielles Rhythmus-training für ältere Menschen ohne oder mit einer leichten bis mittelschweren Form der Erkrankung etabliert, nachdem er durch Tests herausfand, dass sich ihre Sprach- und Denkfähigkeit verbesserte. Zudem aßen sie mehr, schliefen ruhiger und stürzten seltener, wenn sie Rhythmusübungen machten. „Erstaunlich ist, dass es gar nicht so viele Sitzungen braucht und man schon nach ein bis zwei Sitzungen merkt, was es für den Menschen selbst, aber auch für seine Krankheit und für die Rehabilitation bringen kann“, sagt Kressig. Das Rhythmustraining soll nun in Alten- und Pflegeheimen eingesetzt werden.

Forscher von der Universität Tel Aviv haben beobachtet, dass frühgeborene Babys rascher an Gewicht zulegen und schneller wachsen, wenn sie täglich eine halbe Stunde Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart lauschen. Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts haben die israelischen Forscher betroffenen Säuglingen täglich Stücke von Mozart vorgespielt. Die Musik schien die Kleinen zu beruhigen, sie strampelten weniger und verbrauchten somit weniger Kalorien.

Schulkinder werden durch Musik in ihrer sozialen Kompetenz gestärkt. Zu diesem Ergebnis kommt der Frankfurter Musikpädagoge Hans Günther Bastian anhand von Studien, die er an mehreren Berliner Grundschulen durchführte. In musikbetonten Grundschulen ist demnach die Zahl von völlig ausgegrenzten Schülern geringer. Kinder mit Musikerziehung verfügen über Vorteile in ihrer sozialen Urteilsfähigkeit, sie sind besser in der Lage, aus Erfahrungen zu lernen und Situationen des Alltags adäquat zu erfassen und zu beurteilen.

Die Wirkung von Musik ist nicht auf den Menschen beschränkt: So heben Stücke von Wolfgang Amadeus Mozart die Laune auch bei Fischen, das zumindest berichteten Forscher der Universität Athen nach mehrmonatigen Untersuchungen. „Die Fische zeigten deutlich, dass sie weniger Stress verspürten, sie hatten mehr Appetit, wiesen eine viel kräftigere Farbe auf und Lust sich zu vermehren“, sagte der Universitätsprofessor im griechischen Fernsehen. Die Bewegungen der Fische verrieten zudem, dass sie gute Laune hatten.

Auch Milchbauer Nicolas Siebert aus der Nähe von Madrid glaubt daran, dass Mozart wahre Wunder bewirkt. Er beschallt seine 700 Kühe jeden Tag mit dessen Musik. „Es klappt nur mit Mozart“, beteuert Siebert. Die Kühe sind nicht nur ausgeglichener und einfacher im Umgang, jede einzelne produziert auch ein bis sechs Liter mehr Milch pro Tag“, so sein Fazit. Corinna Weinert

Foto: Erfolg: Auch Babys haben Freude an harmonischen Klängen.


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