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06.03.10 / »Du bist Ostpreuße, ein Masure« / Wolf von Lojewski bereiste Ostpreußen und sprach mit Bewohnern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-10 vom 06. März 2010

»Du bist Ostpreuße, ein Masure«
Wolf von Lojewski bereiste Ostpreußen und sprach mit Bewohnern

Ostpreußen und seine Geschichte haben den langjährigen ARD-Korrespondenten und Leiter des „heute“-Journals, Wolf von Lojew-ski, nie losgelassen. Geboren 1937 in Berlin, wuchs er als Sohn eines Redakteurs im ländlichen Masuren auf. 2007 war er erneut mehrere Monate in seiner alten Heimat unterwegs. Zwischenzeitlich hat von Lojewski die Quintessenz seiner Rundreise auch zu Papier gebracht und im vergangenen Jahr unter dem Titel „Meine Heimat – deine Heimat – Begegnungen in Ostpreußen“ veröffentlicht. Es ist eine lehrreiche Reportage, durchsetzt mit Anekdoten und eigenen Erinnerungen, die man auch als eine lebhafte Erzählung mit vielen Zwischentönen bezeichnen könnte. Wolf von Lojewski interessierten ganz besonders Begegnungen mit Menschen. Viele, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Ostpreußen kamen, hatten ein schweres Los. Dabei geht von Lojewski auch auf die Umstände seiner eigenen glücklichen Rettung ein. Im Januar 1945 flüchtete er mit seiner Familie von Allenstein aus im Treck. Sie schafften es über das zugefrorene Haff und weiter bis nach Danzig. „Du bist ein Ostpreuße, ein Masure!“, diese Worte seiner Eltern hat er nicht vergessen. In seinem Bücherschrank steht ein seltenes Exemplar mit Märchen und Sagen der Pruzzen. Diese Welt ging unter, als die Kreuzritter in den Osten kamen. Sein Vater hat die alten Überlieferungen als 22-Jähriger zusammengetragen und unter dem Titel „Im Rauschen des Memelstromes“ veröffentlicht. „Ich wollte diesen Strom einfach mal rauschen hören“, schreibt von Lojewksi.

Gern lässt man sich als Leser zu den Schauplätzen der Reise mitnehmen, die in Frauenburg ihren Auftakt nahm und nach Königsberg führte sowie zur Kurischen Nehrung, ins südliche Litauen, nach Masuren und ins Ermland. Wohin er auch kam, fielen ihm die Veränderungen seit seinem letzten Besuch auf. Die EU ist in Richtung Osten gewachsen, Grenzen sind weggefallen. Andere wurden neu errichtet. In Frauenburg, polnisch Frombork, beobachten die Menschen mit Sorge, dass der Nordosten Ostpreußens, die „russische Insel im Meer der EU“, von Mos-kau aus immer strenger regiert wird. Ein alter Herr, einer der letzten Deutschen in Frauenburg, berichtete dem Autor: Die jungen Leute in dem seinerzeit zu 80 Prozent zerstörten Ort hätten keine Ahnung mehr, worum es gegen Ende des Krieges eigentlich ging, als so viele Menschen auf der Flucht über das zugefrorene Haff auf entsetzliche Weise ums Leben kamen.

In Königsberg begegnete von Lojewski dem russischen Oberst Odinzew, der die Rettung des Domes initiiert hat. Dieser russische Außenposten sei aufgeblüht, jedenfalls bis zur Finanzkrise, erfuhr er von einer jungen Hochschuldozentin. Die Stadt sei „Tummelplatz für Investoren und Spekulanten.“. Traurig stimmende Beobachtungen hat er in Gerdauen machen müssen. Das Zentrum verfällt unaufhaltsam. Auch auf dem verwilderten Staatsgut in der Nähe von Angerapp/Darkehmen ist das Elend heute noch größer als vier Jahre zuvor. Wenig ergiebig hingegen verlief das Gespräch, das Wolf von Lojewski in Hamburg mit dem aus Lyck stammenden Schriftsteller Siegfried Lenz führte. Man hätte auf die Wiedergabe verzichten können. Der Autor betont aber, dass sie beide die bei vielen Heimatvertriebenen gewiss umstrittene Überzeugung teilen: „Der Weg, den Willy Brandt einst vorgegeben hat, hat Europa das Glück und die Gnade beschert, dass aus Gegnern Nachbarn und Verbündete werden konnten und dass all diese Sorgen von gestern in der öffentlichen Dis-kussion keine Rolle mehr spielen.“ Dagmar Jestrzemski  

Wolf von Lojewski: „Meine Heimat, deine Heimat – Begegnungen in Ostpreußen“, Lübbe, Gladbach 2009, geb., 235 Seiten, 19,99 Euro


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