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13.03.10 / Fluch der Geldentwertung / Radikalisierung als fatale Langfrist-Folge der Inflation von 1923

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-10 vom 13. März 2010

Fluch der Geldentwertung
Radikalisierung als fatale Langfrist-Folge der Inflation von 1923

Seit es gesetzliche Zahlungsmittel gibt, obliegt dem Staat mittels der von ihm bestellten Notenbank die Aufgabe, die in Geldvermögen geronnenen Leistungen seines Volkes zu schützen. Das tut er, indem er das Geld knapp und damit den Geldwert stabil hält.

Was passiert, wenn er das nicht tut? Für gewöhnlich werden die Weltwirtschaftskrise der frühen 1930er Jahre und ihre dramatischen Folgen als Ursache dafür gesehen, dass die Weimarer Republik das Vertrauen ihrer Bürger verspielte. Andere datieren den Riss indes auf 1923, das Jahr der Hyperinflation. Der Zeitgenosse und Schriftsteller Stefan Zweig (1881–1942) etwa resümierte: „Nichts hat das deutsche Volk so erbittert, so hasswütig, so hitlerbereit gemacht wie die Inflation.“

Der 1956 geborene britische Historiker Harold James schreibt in seiner 2004 erschienenen „Geschichte Europas im 20. Jahrundert“ zu den Folgen von 1923 in Deutschland: „Viele fühlten sich von den mächtigen Organisationen betrogen und glaubten, das System arbeite gegen den kleinen Mann ... Auf einer grundsätzlichen Ebene zerstörte die monetäre Unsicherheit alle verbliebenen Werte.“

Was war geschehen? Durch den Ersten Weltkrieg hatte das Reich rund 160 Milliarden Mark Schulden aufgetürmt. Ein Großteil davon lag in Kriegsanleihen, die das Volk der eigenen Regierung als Kredit gewährt hatte, letztlich aus patriotischer Überzeugung. Rudolf Havenstein, seit 1908 Reichbankpräsident, aber sah nach Kriegsende die Versorgung der Wirtschaft mit frischem Geld als vordinglich an, nicht den Schuldendienst oder die Verhinderung von Inflation.

Die Mark erodierte atemberaubend schnell, wurde dann im November 1923 zum Kurs von einer Billion Mark zu einer „Rentenmark“ umgetauscht. Bis zuletzt galt der Grundsatz „Mark ist Mark“ und so schrumpfte die gesamte Anleiheschuld des Reiches von 160 Milliarden auf 16 Pfennig. Die Schuldner – keineswegs nur der Staat – sanierten sich auf Kosten der Gläubiger, also der Sparer, aber auch all derjenigen, deren Einkünfte nicht der Geldentwertung folgten, vor allem der Rentner. Gewinner waren damit auch in- und ausländische Spekulanten, vorausgesetzt sie hatten auf Kredit Sachgüter von den verarmten Deutschen gekauft.

Wenn heute von manchen Experten die Inflation als segensreicher Ausweg aus der Verschuldungskrise gewiesen wird, so erinnert dies an Havensteins Politik: Wirtschaft, Banken und Sozialkassen brauchen Geld, also drucken wir es doch einfach. Später überlassen wir es der Inflation, die Schulden zu entwerten.

In den Augen der Skeptiker wird hier die Axt an eine Wurzel des Vertrauens der Bürger in den Staat gelegt. Dann entledigten sich die öffentlichen Hände ihrer Schulden abermals auf Kosten der Sparer. Angesichts von Griechenland- und Eurokrise sowie der enormen Schulden, die längst auf den Staaten lasten, fürchten sie jedoch, dass es bereits zu spät sei. Für eine Umkehr fehle es den Regierungen sowohl am Willen als auch an der politischen Kraft. H.H.


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