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13.03.10 / Mehrere Tausend Opfer fanden ihre letzte Ruhestätte auf der Kriegsgräberstätte Golm

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-10 vom 13. März 2010

Mehrere Tausend Opfer fanden ihre letzte Ruhestätte auf der Kriegsgräberstätte Golm

Nach dem Bombenangriff wurden mehrere Tausend Opfer mit Pferdegespannen und Lastkraftwagen zum Golm, der höchsten Erhebung auf der Insel Usedom, gebracht, wo bereits im Sommer des Vorjahres ein Soldatenfriedhof eingerichtet worden war. Etwa 500 identifizierte tote Zivilisten setzte man links vom heutigen Eingang der Kriegsgräberstätte bei, der weitaus größere Teil musste anonym in Gemeinschaftsgräbern bestattet werden.

Nur einzelne Angehörige kümmerten sich in den ersten Nachkriegsjahren um die Gräber, da die meisten Überlebenden als Flüchtlinge weiter nach Westen gezogen waren.

Seit 1950 bemühten sich Vertreter der evangelischen Kirche um den in der Zwischenzeit stark verwilderten Friedhof und rangen mit regionalen staatlichen Stellen der DDR um eine angemessene Form des Gedenkens auf dem Golm sowie eine würdige Gestaltung der Anlage. Die 1952/53 von dem Bansiner Bildhauer Rudolf Leptien angefertigte Skulptur „Die Frierende“ durfte nicht aufgestellt werden, weil die künstlerische Aussage nicht der Linie der Partei entsprach. Erst 1984 fand die Skulptur des schon 1953 nach Westberlin geflohenen Künstlers durch eine spontane private Initiative ihren Platz auf dem Golm. „Unbekannte Täter“, so die offizielle Verlautbarung, sägten im Frühjahr 1954 ein kurz zuvor auf kirchliche Initiative installiertes 13 Meter hohes Holzkreuz ab und zerstörten es.

Ende der 1960er Jahre ließ der Rat des Kreises Wolgast die gesamte Kriegsgräberstätte mit den vier Gräberfeldern als weiträumige Rasenfläche ohne christliche Symbolik einheitlich neu gestalten. Zwischenzeitlich auf Betreiben des Demminer Superintendenten Herbert Achterberg aufgestellte Granitkreuze und Namensteine ließ man 1969 beseitigen, die verbliebenen Einzelgräber einebnen und die Abgrenzungen zwischen den vier Friedhöfen entfernen. Für die Stelle, an der einst das Kreuz gestanden hatte, gestaltete der Rostocker Künstler Wolfgang Eckardt im staatlichen Auftrag einen zweigeteilten Rundbau aus Beton als zentralen Punkt der Anlage und „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“. Der Bau setzt bewusst einen Kontrast in der lieblichen Landschaft und will ausdrücken, dass alle Kriegstoten – Soldaten und Zivilisten – hier auf dem Golm vereint sind. Das Denkmal mit dem mühsamen Aufstieg über zwölf Betonstufen, die für die Jahre der NS-Herrschaft stehen, blieb unvollendet. Ein auf der Innenseite geplantes Relief kam nicht zur Ausführung.

Die am 12. März 1992 von einigen Kamminkern und dem Zirchower Pastorenehepaar Simon gegründete Interessengemeinschaft Gedenkstätte Golm e. V. setzte frühere Gestaltungsideen anlässlich des 50. Jahrestages der Zerstörung Swinemündes um. Am Wegeaufgang weist nun ein fünf Meter hohes Holzkreuz auf die Gedenkstätte hin und mahnt in Sichtweite der polnischen Grenze zur Versöhnung über Gräber und Grenzen hinweg. Symbolkreuzgruppen aus Granit und Holz und Bronzetafeln mit inzwischen fast 2000 Namen erinnern an die Genannten, aber ebenso an die vielen unbekannten Toten, die hier und unter den Trümmern der Stadt Swinemünde ihr Grab fanden.

Am 1. März 2000 ist die größte Kriegsgräberstätte des Landes Mecklenburg-Vorpommern in die Trägerschaft des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) übergegangen, der damit die Pflege und Erhaltung dieses Friedhofes übernommen hat. Eine Dauerausstellung ist im 2001 errichteten Informationsgebäude zu sehen. Jährlich führt der Volksbund am 12. März und am Volkstrauertag Gedenkstunden auf dem Golm durch.          PAZ


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