19.04.2024

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13.03.10 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-10 vom 13. März 2010

Leserforum

Ohne Kernkraft geht es nicht

Zu: „Merkels Rammbock“ (Nr. 7)

„Kernkraft als Brückentechnologie“ ist das neue Schlagwort in der Energiepolitik. Mit der Kernkraft soll eine Brücke geschlagen werden bis in 20 bis 30 Jahren die Stromversorgung durch erneuerbare Energien, also Solar- und Windkraft, erfolgen kann. Was aber steht wirklich am anderen Ende der Brücke, am anderen Ufer? Auch in Zukunft wird nachts keine Sonne scheinen, auch in der Sahara nicht, und bei Windstille stehen auch die Wind-räder still. Es gibt keinen Tank, in dem man elektrische Energie speichern kann. Ein solcher ist ein Wunschtraum schon seit 100 Jahren. Für die Zeit, in der keine erneuerbare Energie verfügbar ist, benötigt man konventionelle Kraftwerke mit genau der gleichen Leistung, die dauernd in Bereitschaft sein müssen. Eine  enorme Geldverschwendung, die den erneuerbaren Energien zugerechnet werden muss. Da es auch künftig Nacht und Windstille geben wird, sind Kernkraftwerke auch in 20 oder 30 Jahren erforderlich.

Für die Brücke gibt es kein anderes Ufer. Wie in anderen Ländern ist auch bei uns die Akzeptanz der Kernkraft gefragt.   

Dr. Gustav Krüger, Herrenberg

 

 

PAZ ist eine der besten Zeitungen

Zu: PAZ

Mit großer Begeisterung und Freude las ich die Preußische Allgemeine Zeitung im Probeabo. Eine der besten Zeitungen, welche ich neben der „JF“ je gelesen hatte. Nicht dem üblichen Main-

stream, siehe „SZ“ und „FAZ“ als auch der „Welt“ verhaftet. Diese hatte ich zeitweise für einige Monate gelesen, weiß also, wovon ich rede.

Sicher ist die „SZ“ im Wirtschaftsteil, ebenso im Wissenschaftsteil gut aufgestellt, aber Politik und Leserbriefe, da wird doch stark auf den gesellschaftlichen zurzeit gültigen Zeitgeist eingegangen. Völlig korrekte und unzensierte Berichterstattung, gerade auch über historische Dinge wie die Bombardierung von Dresden im Februar 1945, wird nicht in dem objektiven Maße gemacht wie in Ihrer Zeitung.

Sie können sich sicher sein, dass ich im Bekanntenkreise die „Werbetrommel‘“ rühren werde und auch an einen Bezug Ihrer Zeitung denke, wenn ich auch in der Nähe von Mainz wohne, weit weg von Ostpreußen. Mainz wurde übrigens am 27. Februar 1945 von den angloamerikanischen Bombern zu fast 80 Prozent zerstört. Meine Mutter war damals dabei und erzählte mir oft davon.

Claus Muth, Nackenheim

 

 

Danke für PAZ

Betr.: Freude über PAZ in Brasilien

Eine Änderung meiner Bezugsadresse in Brasilien möchte ich zum Anlass nehmen, danke zu sagen für Ihre großartige Zeitung und besonders danke für die gewählte Sprache. Das schätzen wir ganz besonders im Ausland.    

Marliese Suttor, Cascavel-Paraná, Brasilien

 

 

Aufgabe in der Politik würde zu Käßmann passen

Zu: „Erschrocken über Käßmann“ (Nr. 8)

Bei der ehemaligen Bischöfin klaffen Worte und Taten stark auseinander. Sie wandte sich gegen „mangelndes Verantwortungsbewusstsein, insbesondere wenn Alkohol und Drogen im Spiel sind“, engagierte sich für Alkoholverzicht in der Fastenzeit – nur sie selbst hält sich nicht daran. Als sie mit 1,54 Promille, also scharf unter der wichtigen 1,6 Promille-Marke, am Steuer des nicht gerade bescheidenen Dienstwagens VW „Phaeton“ erwischt wurde, war sie trotzdem recht standfest. Sind das Zeichen eines gut trainierten Alkoholkonsumenten?

Das Echo auf ihr Versagen gibt zu denken. Eilig wird ihr trotzdem das Vertrauen ausgesprochen. Es wird von einem „Recht auf Fehlverhalten“ gesprochen, von einem „starken Rücktritt“ und man findet sie gerade wegen ihres Versagens so „menschlich“. Nein, Frau Käßmann hat mit ihrem Verhalten dem Einsatz für christliche Wertvorstellungen und Verhaltensweisen einen Bärendienst erwiesen.

Dienstrechtliche Konsequenzen für Käßmann wegen ihres Alkoholvergehens wird es auch nicht geben. Diesbezügliche Bestimmungen sind 2008 gestrichen worden. Es ist aber auch nicht so lange her, dass in Deutschland Personen wegen völlig unbedeutendem Fehlverhalten (Stichwort Pfandbeleg oder Maultaschen) fristlos entlassen wurden. Was „gravierendes“ Fehlverhalten ist, stufen eben die ein, die an den Machthebeln sitzen.

Bleibt noch die Frage: Ist Frau Käßmann eigentlich „gut lutherisch“? Wenn man Luthers Zwei-Reiche-Lehre beachtet, die streng zwischen weltlichem und Bereich des Glaubens trennt, muss man „Nein“ sagen. Die Angebote, sich einer Tätigkeit in der Politik zuzuwenden, kommen ihrem Engagement weitaus mehr entgegen als eine von ihr angestrebte publikumswirksame Tätigkeit im Rahmen der Lutherischen Kirche.

Dr. Eberhard Gresch, Dresden

 

 

Vorgabe für Professor Müller?

Zu: „Wie Dresden zerstört wurde“ (Nr. 5)

Wie Hans-Joachim von Leesen in seinem Artikel über die Zerstörung von Dresden richtig schreibt, ist die Zahl der Toten bis heute ein Politikum. Der Trend, mit zunehmendem Zeitabstand zu diesem schrecklichen Ereignis aus Gründen der „politischen Korrektheit“ die Opferzahlen immer weiter herunterzurechnen, ist ungebrochen.

Prof. Rolf-Dieter Müller vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt ist sicher ein ausgewiesener Experte auf seinem Gebiet, der aber offenbar hinter den Kulissen von der Politik Vorgaben bekommen hat, welche maximale Opferzahl er öffentlich nennen darf.

Aufschlussreich in diesem Zusammenhang ist ein Artikel von Ulrike Meinhof in der Zeitschrift „konkret“ (Nr. 3, 1965), in dem sie schreibt: „Über 200000 Menschen sind in den Flammen von Dresden umgekommen.“ Dieser Text – welch Ironie der Geschichte – kursiert ausschließlich auf rechtsgerichteten Seiten. Da dieser Aufsatz aber unbedingt einem breiteren Publikum (wieder) bekannt werden sollte, bitte ich Sie zu prüfen, ob er nicht auch in der PAZ publiziert werden kann.   

Norbert Schlaier, Schwäbisch Hall

 

 

Nur weiter so im Kriechgang!

Zu: „Das ,Zentrum‘ wird größer“ (Nr. 7)

Deutsche haben an fernen Höfen gewirkt, das ist bekannt. Dass ein deutscher Außenminister polnische Interessen vertritt, aber auch. Man denke nur an Hans-Dietrich Genscher, „HDG“, der sogar für seine Verdienste mit dem höchsten polnischen Orden, den ein Ausländer bekommen kann, ausgezeichnet wurde. Eifert der Herr, der jetzt Außenminister ist, seinem großen Vorbild nach?

Was hat der deutsche Außenminister gegen die deutschen Heimatvertriebenen und die Präsidentin des BdV? Wer hat Frau Steinbach in Schutz genommen nach den bösen polnischen Attacken? Niemand erhob seine Stimme, bloß nicht den Nachbarn vergraulen. Nur weiter so im Kriechgang! Das Mahnmal gegen Vertreibungen ist das Werk von Frau Steinbach und seit Jahrzehnten überfällig. Es ist eine Schande für Deutschland, dass FDP, SPD und Grüne sich dagegen wehren.

Der Kompromiss, der jetzt gefunden wurde, bedeutet zwar, dass Frau Steinbach nicht dem Stiftungsrat angehören wird, aber der BdV hat größeren Einfluss erhalten.

Zitat aus der Hoffnungsrede von Ernst Moritz Arndt, geschrieben 1810: „Wie vieles heißt man uns hassen, was wir damals noch liebten! Wie vieles verachten, was wir damals noch ehrten! Wie vieles als nichtig ansehen, was uns damals herrlich deuchte! Uns ziemt das Geständnis, das die fürchterliche Zeit, die alles in Trümmern übereinander geworfen und vielfach verwundet und zerschmettert hat. Uns ziemt nach so viel Unglück und Unheil der Stolz der Wahrheit, die Freiheit und Mündigkeit des Geistes. Wir wären unwürdig zu leben, wenn wir für das Alte, die alte Zeit, die alten Verhältnisse, die alten Menschen keine Tränen hätten. Wer sich selbst verlässt, der wird verlassen. Das Volk, das an sich selbst verzweifelt, an dem verzweifelt die Welt und die Geschichte schweigt auf ewig von ihm. Wie wir uns achten, werden wir geachtet werden.“

Diese Zeilen eines klugen Mannes sind noch heute hoch aktuell, nur Westerwelle und viele andere wissen nichts davon. Herr We-sterwelle, Sie sind untragbar.         

Jürgen Haßelhuhn, Aachen

 

 

Nicht Böttger, sondern Tschirnhaus war es

Zu: „Schaff Gold, Böttger!“  (Nr. 3)

Die Porzellanerfindung in Europa war kein Zufallsprodukt, sondern kam im Dezember 1707 durch jahrelange Forschungsarbeit des Gelehrten E.W. von Tschirnhaus (1651–1708) zustande. Tschirnhaus wurde daraufhin 1708 vom König zum Geheimen Rat und Direktor der zu gründenden Manufaktur ernannt und August der Starke verfügte, „... daß wir dem Herrn von Tschirnhausen 2561 Thaler haben auszahlen lassen ...“

Böttger wurde erst Ende September 1707 in der Porzellanforschung bei v. Tschirnhaus tätig. Böttger bestätigte drei Tage nach Tschirnhaus’ plötzlichem Tod in einem Brief, dass Tschirnhaus die Herstellung eines Porzellanbechers gelungen sei. Trotzdem gab er sich später als Erfinder aus.

In den urkundlichen Quellen im Staatsarchiv zu Dresden liest man folgendes: 1719 schreibt der Generalsekretär der Meißner Manufaktur, „daß die Porzellanerfindung nicht von Böttger, sondern von dem seeligen Herrn von Tschirnhausen herkommt und dessen schriftliche Wissenschaft ihm durch den Inspektor Steinbrück zugebracht worden sey“.

Und in der Tat hat Steinbrück 1718 in einer Abfassung mit eigenen Worten zugegeben, den handschriftlichen Nachlass von Tschirnhaus benutzt beziehungsweise sich von den Manuskripten Abschriften gemacht zu haben. Ferner berichtet er, dass er über die Art, wie Böttger das Porzellan erfunden habe, nicht ganz im Klaren sei.

Übrigens wurde Böttger nicht nach getaner Arbeit aus der Haft entlassen, das geschah erst 1714 – vier Jahre nach der Gründung der Meissener Manufaktur. Verschiedene Lexika, Universitäten und andere Institutionen haben Korrekturen vorgenommen. Auch das Sächsische Staatsinstitut hat die Schulbücher korrigiert und nennt nun Tschirnhaus als Porzellanerfinder.

Peter Mohrenthal schrieb 1731 in Dresden: „Ganß Sachsen wird so leicht den Herrn von Tschirnhaus nicht vergessen, und sein Ruhm wird ewig bestehen, so lange nehmlich, als die Porcellain-Fabriqve in Meißen, welche nächst der Chinesischen, ihres gleichen in der Welt nicht hat, ...“ Nach 300 Jahren hat sich die historische Wahrheit ihren Weg gebahnt.    

Christof von Tschirnhaus, Lübeck

 

 

Römer betrieben Armenpflege: Das Wort »Dekadenz« wurde ungenau übersetzt

Zu: „Bei uns in Rom“ (Nr. 7)

Kaum, dass das grause Wort von der spätrömischen Dekadenz erklang, fielen Optimaten (betuchte Vornehme) und Popularen (Volksfreunde) wie tolle Hunde übereinander her. Das Knurren und Kläffen war vor allem deswegen so laut, weil im deutschen Wort „Dekadenz“ eine moralische Wertung enthalten ist. Im französischen „décadence“, abgeleitet von mittellateinisch „decadentia“ aus lateinisch de = von und cadere = fallen, von dem unser Lehnwort abstammt, fehlt diese Wertung. Montesquieu, im Augenblick gern zitierter Gewährsmann für die Dekadenz der alten Römer, gebraucht das Wort immer ganz neutral, was für den Sprachgebrauch seiner Landsleute bis heute gilt. In Germanien aber, wo man seit Filmen wie „Toll trieben es die alten Römer“ über deren Leben ganz genau Bescheid weiß, malt sich jeder bei Nennung dieses Begriffs hübsche Fress- und Sexorgien aus. Die gab es in der Tat bei einem Teil der dünnen Oberschicht und einigen Neureichen wie dem Trimalchio im Roman des Titus Petronius Arbiter, eines Hofmannes Neros. Deren dekadentes Treiben währte freilich nicht lange und hörte in den politischen, finanziellen und militärischen Krisen des späten Rom (192−476 n. Chr.) von selbst auf. Mit der Herrschaft der severischen Kaiser im 3. Jahrhundert erfolgt die Vernichtung der Privilegien des reichen Bürgertums und der Privilegierten selber. Nur für die Römer in Rom dauert trotzdem die Gewährung von kostenlosem Brot und kostenlosem Vergnügen noch an.

Damit sind wir beim Stichwort „anstrengungsloser Wohlstand“. Seit Ende der Republik erhielt ein Teil der „plebs“ anfangs verbilligtes und dann kostenloses Getreide zu seiner Ernährung. Caesar führte die Zahl der Bezugsberechtigten um die Hälfte auf 150000 Personen zurück. Kaiser Severus Alexander (208–235 n. Chr.) ließ zusätzlich zum Brot kostenloses Öl ausgeben. Solches bedeutete aber mitnichten Schaffung von Wohlstand, sondern war Armenpflege. Ein römischer Proletarier lebte, billig bekleidet, dürftig ernährt, medizinisch kaum versorgt, zur Miete in einer feuergefährdeten Bruchbude ohne sanitäre Einrichtungen, inmitten einer lauten und überfüllten Großstadt. Aber trotz seiner prekären Existenz fühlte er sich als Römer.    

Alfred Frerk, Geldern

 

 

Streit um Opferzahlen: Ein Vergleich Dresdens mit Stalingrad

Zu: „Wie Dresden zerstört wurde“ (Nr. 5)

„Großbrände, die sich über eine Fläche von 15 Quadratkilometer vereinigten“ und „Inzwischen ... (Opferzahl) bei mindestens 18000 und höchstens 25000“. Dividiert man die Opferziffern durch die Fläche, ergibt sich ein Toter auf 600 bis 833 Quadratmetern. Diese Vorstellung und die auf dem Bild erkennbare Leichendichte scheinen nicht gerade die Grundlage dieser Schlussfolgerung zu belegen.

Andere Rechnung: Bei den Städten Dresden und Swinemünde ist vergleichbar, dass sich deren „Bewohner“ infolge der durchziehenden Flüchtlinge etwa verdoppelt hatten und letztere in großer Zahl im Freien, also dem Inferno schutzlos ausgesetzt, campierten – in Dresden auf den Elbwiesen, in Swinemünde im Kurpark. In Swinemünde beträgt die Bandbreite der Opferzahlen 4000 bis 23000 (Wikipedia; die Literaturverweise lassen vermuten, dass eine zu Dresden analoge Manipulation stattgefunden hat und von der größeren Zahl auszugehen ist). Dividiert man die Opferziffern durch die Zahl der Menschen, so ergeben sich in Swinemünde 38 Prozent (mit der „offiziellen“ Zahl 6,6 Prozent) und in Dresden 1,4 bis zwei Prozent der Anwesenden – und das, obwohl nicht einmal die Menschen in den Bunkern infolge Sauerstoffmangels eine Überlebenschance hatten.

Noch grotesker ist der Vergleich mit der deutschen Bombardierung Stalingrads; aber da die Opferzahl dort auf das deutsche Konto geht, kann sie nicht groß genug sein. In der „FAZ“ moniert Leser Dr. Kober die „nach konservativen Schätzungen 40000, wahrscheinlich aber bis zu 100000“ Menschenleben und weist sinngemäß darauf hin, dass die von Feldflughäfen in Südrussland startende deutsche „Bomberflotte“ dazu wohl kaum in der Lage war. Wie sollte wohl auch eine Luftwaffe, deren Flugzeuge für eine Flächenbombardierung nicht einmal konzipiert waren, mit einer im Verhältnis zu den Alliierten marginalen Transportkapazität solche Bombenlasten transportiert haben? Bei der Versorgung der Truppe scheint Vergleichbares jedenfalls nicht funktioniert zu haben. Auch habe ich von einem durch die Bombardierung ausgelösten Feuersturm, dem eine große Zahl von Toten zuzuschreiben ist, bislang nichts vernommen.

Die Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das seine Geschichte zu seinen Ungunsten fälscht und verbiegt. (Nicht nur die Polen sehen ihre Geschichte ganz anders und machen noch Politik und Geschäft daraus.) Das bringt den Deutschen nicht nur Verachtung, sondern auch Misstrauen ein, weil sich das Ausland auf den Fortbestand dieser widernatürlichen Haltung nicht verlassen will – man denke nur an Churchills böses Wort von den Deutschen als „Hunnen“, die man entweder zu Füßen oder aber an der Gurgel habe.

Grob unseriös ist das deklamatorische Operieren mit Zahlen, die schon elementarsten Plausibilitätsüberlegungen nicht standhalten. Für dieses – und nicht nur dieses – Beispiel gilt: Political Correctness ist das Gegenteil von Historical Correctness.

Dr.-Ing. Hans-J. Kucharski, Mülheim

 

 

Ein reines Kompromisszentrum

Zu: „Respektabel“ und „Das Zentrum wird größer“ (Nr. 7)

Ist selbst verhaltene Freude über das Erreichte beim Zentrum nicht verfrüht? Dass erwartet wird, im Kompromisszentrum beflissen Verständnis für die Vertreibung und die übliche, devot-unaufrichtige Versöhnungshaltung zu zeigen, wissen wir schon. Auch die weiteren Ausstellungsbereiche sind verbiegbar. Die Ostsiedlung könnte nach polnischer Beratung als Kolonialismus dargestellt werden, der Lastenausgleich wird dem Eigenlob der BRD dienen und wir werden mit Schmeicheleien für unseren Beitrag beim Aufbau in Restdeutschland befriedigt.

Wird man nach der noch ausstehenden Satzung unseren sechs Vertretern Spielraum lassen, Einhalt zu gebieten, wenn die Vertreibung als verständlich begründet oder zum Kollateralschaden verniedlicht wird? Werden sie durchsetzen können, dass die Geschichte nicht durch eine Lücke zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Münchner Abkommen von 1938 geklittert wird? Werden nicht dem in seinen politischen Horizonten verbliebenen früheren Beamten des DDR-Kultusministeriums Wolfgang Thierse und Konsorten im Rat eher Spielräume eingeräumt, „politisch korrekt“ zu fälschen?

Wer sich da noch auf das Wort von Politikern, außer vielleicht einigen bayerischen, verlässt, muss schon sehr optimistisch sein. So ließ uns die Kanzlerin mehrfach hängen, nachdem sie uns noch kurz vor der Wahl in einer PAZ-Anzeige ihr offenes Ohr empfahl. Man muss natürlich über Ereignisse etwas mehr wissen, als man bald nach 1945 in deutschen Schulen und Medien, besonders in denen der DDR, gehört hat.    

Horst Dietrich, Wiesbaden


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