25.04.2024

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20.03.10 / Mr. Big in Brandenburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-10 vom 20. März 2010

Mr. Big in Brandenburg
von Harald Fourier

In „007 – Leben und sterben lassen“ ist James Bond hinter dem mysteriösen Mafiaboss Mr. Big her, der in New York und anderswo ein riesiges Agentennetz aufgebaut hat: Der Taxifahrer, der Kellner, der Hotelpage und selbst die amerikanische Kollegin des britischen Geheimagenten arbeiten in Wirklichkeit für Mr. Big. Und es kommt noch schlimmer: Mr. Big und der unberechenbare Karibik-Diktator Kananga sind ein und dieselbe Person.

Klingt für uns natürlich wie eine Räuber­pistole, wie eine Hollywood- Geschichte, die nichts mit der Realität zu tun hat. Was aber, wenn doch? Was, wenn sich herausstellt, dass nahezu hinter jeder zweiten Ecke ein falscher Fuffziger lauerte, von dessen wahrem Wirken der Normalbürger keinen Schimmer hatte? Nach ihrem Untergang hat sich herausgestellt, dass die ganze DDR ein einziger riesiger Spitzelstaat war, in dem selbst Kleinkinder von harmlos wirkenden Kindergärtnerinnen mit Fragen gelöchert wurden, welches Sandmännchen sie zuhause sehen („ ... das mit den Strichen auf der Uhr oder das mit den Punkten?“), nur um herauszufinden, ob die Eltern Westfernsehen schauen.

Aber war damit 1990 auch wirklich Schluss? Oder ging es im Verborgenen munter weiter? In Brandenburg, das der damalige Ministerpräsident Manfred Stolpe euphemistisch-liebevoll „eine kleine DDR“ nannte, ist schon wieder eine Agentengeschichte bekanntgeworden. In Matthias Platzecks Staatskanzlei sollen gleich zwei Mitarbeiter für den russischen Geheimdienst tätig sein, berichtet das Nachrichtenmagazin „Focus“. Ein führender Beamter sei deswegen versetzt (aber nicht entlassen) worden. Eine Frau pflege „Kontakte“ zum Chef einer russischen Spezialabteilung zur Infiltration deutscher Sicherheitsdienste. Der Verfassungsschutz, der die beiden enttarnt haben soll, gibt keine Erklärung ab, während die Staatskanzlei von Platzeck ein halbgares Dementi veröffentlichte.

Das ist ein starkes Stück. Seit dem Zustandekommen der rot-roten Regierungskoalition sind etliche MfS-Spitzel innerhalb der Linkspartei aufgeflogen, die überdies von früheren Stasi-IM geführt werden. Jetzt kommen also noch Angehörige der KGB- Nachfolgeorganisation hinzu, die nicht einmal entlassen, sondern nur versetzt werden. Und dann noch bei Matthias Platzeck, dem Ministerpräsidenten, dem als einzigem deutschen Regierungsvertreter vor fünf Jahren ein russischer Geheimdienstorden in der russischen Botschaft in Berlin verliehen worden ist. So viele Zufälle gibt es sonst nur in James-Bond-Filmen.


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